Mit Dir bin ich irgendwie anders - WincentWeiss (Teil 1)

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Das Klingeln meines Handys holt mich aus meiner Schockstarre zurück. Ich sitze bestimmt schon eine halbe Stunde in meinem Auto und starre einfach nur vor mich hin.

"Hey. Kleine Planänderung.", höre ich Wincent durch die Freisprechanlage sagen.

"Hm?", entgegne ich nur - immer noch ein wenig in Gedanken versunken.

Ich fühle mich, als wäre ich gerade aufgeweckt worden.

"Im Studio dauert es heute noch etwas länger. Ich werde nicht vor Mitternacht bei dir sein können.", sagt Wincent.

"Okay. Da werde ich aber hoffentlich schon schlafen."

"Ja, das dachte ich mir schon. Vielleicht kann deine Mama ihren Ersatzschlüssel für deine Wohnung ja in ihrem Garten irgendwo deponieren und ich hole ihn dann dort. Ist ja kein großer Umweg für mich.", schlägt er vor.

"Klar, klingt gut. So machen wir es. Ich kläre das mit ihr ab und schreibe dir dann, wo du den Schlüssel findest."

"Cool, super. Dann bis morgen früh."

Und schon bin ich wieder alleine mit meinen Gedanken.

Wie soll ich mich denn jemals zwischen Wincent und Sebastian entscheiden? Ich liebe beide! Ich liebe Sebastian und ich liebe Wincent. Sebastian ist alles für mich - und Wincent noch viel mehr. Uns verbindet so unendlich viel miteinander. Wir haben schon so vieles durchgemacht. Wincent war für mich da, als die Ehe meiner Eltern in der Krise steckte. Ich war für ihn da, als seine Karriere plötzlich in den Startlöchern stand und seine letzte Beziehung daran zerbrach. Wir waren immer füreinander da! Und eigentlich sagt man ja auch, dass eine Freundschaft länger hält als jede Beziehung.

Aber was, wenn Sebastian nun der Richtige ist? Was, wenn Sebastian der Mann ist, der für den Rest meines Lebens für mich bestimmt ist? Dann gebe ich ihn auf für eine Freundschaft zu einem Mann, die vielleicht ohnehin zerbricht? Wer sagt denn, dass Wincents nächste Partnerin mit unserer Freundschaft klar kommt? Vielleicht hat sie ja genauso ein Problem damit wie Sebastian und stellt Wincent dann vor die Wahl. Und was ist, wenn er sich dann für sie entscheidet? Dann stehe ich ganz alleine da.

Wer sagt mir denn, welche Beziehung Zukunft hat? Es könnte genauso gut sein, dass ich mich für Sebastian entscheide und wir uns dann in ein paar Monaten oder Jahren aus ganz anderen Gründen trennen. Dann habe ich für ein paar Jahre oder Monate Beziehung meinen besten Freund aufgegeben.

Aber ein Leben ohne Wincent ist einfach nicht vorstellbar für mich! Mit wem schreibe ich denn dann nachts, wenn ich nicht schlafen kann? Wen rufe ich an, wenn es mir schlecht geht? Mit wem kann ich über alles reden? Wer tröstet mich, wenn ich es brauche?

Ich habe zu niemandem auf der Welt so ein blindes Vertrauen wie zu Wincent. Nur ihm kann ich wirklich alles anvertrauen. Vor ihm schäme ich mich für gar nichts. Bei ihm kann ich zu 100 Prozent so sein wie ich bin.

Aber so ein Gefühl wie bei Sebastian hatte ich auch schon lange nicht mehr. Obwohl wir uns noch nicht lange kennen, habe ich mich sofort geborgen bei ihm gefühlt. Das hat vor ihm noch kein Anderer geschafft - nicht einmal Wincent. Bis Wincent und ich so weit waren, hat es Monate gedauert. Ist das vielleicht ein Zeichen?

Wenn ich Wincent aber aufgebe, gebe ich nicht nur ihn auf. Ich gebe auch sämtliche Freundschaften und Bekanntschaften, die durch ihn entstanden sind, auf. Kevin, Sascha, seine Bandmitglieder, sein ganzes Team auf den Touren... Es gibt wirklich niemanden aus seinem Umfeld, mit dem ich nicht klarkomme. Natürlich mit dem Einen besser als mit dem Anderen, aber im Großen und Ganzen verstehe ich mich mit allen super. Das wäre dann natürlich vorbei. Ich könnte ihn nicht mehr auf Tour besuchen, könnte ihn nicht heimlich zu Veranstaltungen begleiten. Ich würde keine anderen Prominenten mehr treffen. Das Leben, das Wincent mir teilweise bietet, hat schon auch extreme Vorzüge. Wer kann schon behaupten, Stars wie Felix Jaehn, Sarah Connor, Johannes Oerding oder Alvaro Soleir im Handy eingespeichert zu haben? Ich habe zwar zu keinem von ihnen regelmäßigen Kontakt, aber alle schreiben mir zu meinem Geburtstag oder Weihnachten. Wer kann schon behaupten zusammen mit Wincent Weiss und Johannes Oerding schon einmal einen Draufgemacht zu haben? Das alles soll ich aufgeben - für eine Beziehung, für die es keinen Garantieschein gibt?

Dabei ist das Gefühl der Liebe doch so viel stärker als das der Freundschaft. Liebe überwindet alles. Sollte es mir dann nicht leicht fallen, mich für Sebastian zu entscheiden? Wieso überlege ich denn dann überhaupt? Warum fällt es mir so schwer, eine Entscheidung zu treffen?

Aber fällt es mir denn überhaupt schwer?
Ist die Entscheidung nicht in Wahrheit schon längst gefallen?