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Nachdem Wincent Julia noch eine knappe Stunde lang alles genau gezeigt und erklärt hatte, haben wir uns schließlich doch wieder auf den Heimweg gemacht, weil Kevin dann endlich recorden wollte. Wincent hatte uns zwar angeboten noch zu bleiben - besser gesagt hatte er das Julia angeboten -, aber Kevin und ich haben sofort ein Veto eingelegt. Wenn neue Songs im Studio eingespielt werden, hat da niemand Fremdes etwas zu suchen. Oft darf nicht einmal ich zuhören, sondern bekomme erst anschließend dann die fertigen Demos per WhatsApp geschickt, wenn Wincent meine Meinung dazu hören möchte.

Am nächsten Tag muss ich die ganze Zeit darüber nachdenken wie dieses Spielchen ein Ende finden soll. Während ich den Koffer packe und danach meine Wohnung noch einmal aufräume und putze, kreisen meine Gedanken nur um Wincent und Julia. Ich hätte nicht gedacht, dass das zu so einem Problem werden würde.

Gegen Mittag klingelt es an der Tür und Sebastian kommt vorbei. Das Treffen hatte ich über meinen Gedanken total vergessen.

"Hey.", begrüßt er mich strahlend und küsst mich.

"Hi.", antworte ich und schließe die Tür hinter ihm.

"Na, da hast du Julias Leben aber ganz schön auf den Kopf gestellt, was?", lacht er.

"Wie meinst du das?"

"Seit du sie gestern nach Hause gebracht hast, redet sie wohl von nichts Anderem mehr als Wincent! Wincent hier, Wincent da. Mama hat erzählt, dass sie andauernd jedem die Selfies zeigt, die die beiden gemacht haben, und dass sie überhaupt ständig am Handy ist und sehnsüchtig auf seine Nachrichten wartet.", berichtet er lachend.

"Seine Nachrichten?", frage ich entsetzt.

Sebastian holt sich ein Glas aus dem Schrank und schenkt sich einen Schluck Wasser aus dem Hahn ein.

"Ja.", nickt er. "Die beiden schreiben anscheinend miteinander."

Ich schlucke. Das sieht Wincent gar nicht ähnlich. Seine Nummer gibt er nur äußerst selten heraus. Vor allem nicht an Fans.

"Okay. Das wusste ich nicht.", gebe ich zu, da Sebastian mir meine Verwunderung sicher anmerken kann.

"Ja, aber was ist schon dabei? Wäre doch lustig, wenn die beiden zusammen kämen. Dann könnten wir immer Doppeldates machen.", grinst er und trinkt das Wasser aus.

"Klar.", stimme ich verhalten zu.

Ich muss dem Ganzen ein Ende setzen! Jetzt.

"Weißt du eigentlich wie dankbar ich dir dafür bin, dass du das für mich gemacht hast?", sagt Sebastian und kommt auf mich zu.

Er legt mir seine Hände an meine Hüften und zieht mich sanft zu sich.

Okay, vielleicht sollte ich noch einen Moment warten mit der Wahrheit über das Treffen und die Fotos.

"Das ist wirklich nicht der Rede wert.", winke ich ab.

"Doch, weil ich mir denken kann wie viel Überzeugungsarbeit dich das gekostet haben muss. Aber Wincent wird dir im Nachhinein ja auch dankbar sein, dass du ihn überredet hast. Die beiden scheinen sich richtig gut zu verstehen."

Er küsst mich kurz und nimmt mich dann in den Arm.

"Ich muss noch einmal kurz nach Hause. Ich gehe schnell duschen und ziehe mich um und dann können wir ja noch etwas Essen gehen?", sagt er.

Erst jetzt fällt mir auf, dass er eine Jogginghose trägt. Vermutlich ist er direkt vom Bahnhof zu mir gekommen.

"Wo hast du denn deinen Koffer?", frage ich perplex.

"Der steht unten in deinem Hausflur.", entgegnet er. "Also, was ist? Sehen wir uns später noch?"

"Klar. Ich komme dann einfach in zwei Stunden zu dir und hole dich ab?", schlage ich vor.

"Okay, aber nicht zu meiner Wohnung. Ich werde zu meinen Eltern fahren und dort noch für ein paar Tage bleiben.", sagt er.

"Ist gut.", lächle ich.

Sebastian nickt und verabschiedet sich dann mit einem weiteren Kuss von mir.

Pünktlich zwei Stunden später stehe ich vor Sebastians Haus und warte darauf, dass er heraus kommt. Doch er kommt nicht. Ich versuche ihn anzurufen, doch er hebt nicht ab. Sein Auto steht aber in der Einfahrt, also scheint er nicht noch einmal losgefahren zu sein. Ich schreibe ihm eine Nachricht, doch auch darauf bekomme ich keine Antwort.

Nachdem ich schon eine Viertelstunde gewartet habe, steige ich schließlich aus meinem Auto aus und gehe hinauf zur Eingangstür. Ich drücke auf die Klingel und kurz darauf erscheint seine Mama an der Tür.

"Oh, hallo Katharina. Ich wusste gar nicht, dass du heute zu uns kommst.", begrüßt sie mich und umarmt mich kurz.

"Ich wollte Sebastian auch eigentlich nur abholen, aber er hat mich scheinbar vergessen.", lache ich.

"Er ist oben in seinem Zimmer. Geh ruhig nach Oben und sieh nach.", meint sie und geht zurück in die Küche.

Ich schließe die Haustür hinter mir, ziehe meine Schuhe aus und gehe hinauf. Im Flur oben angekommen sehe ich 6 Türen. Eine davon ist nur halb geschlossen, weshalb ich erkennen kann, dass es sich um das Badezimmer handelt. Die anderen sind alle geschlossen. Da ich noch nie hier Oben war, habe ich keine Ahnung wo ich hin muss.

"Diese Tür."

Ich drehe mich um und sehe in das grinsende Gesicht von Julia. Sie zeigt auf die zweite Tür links.

"Danke."

Ich strecke meine Hand nach der Türklinke aus.

"Viel Spaß."

Ich fahre zusammen und drehe mich zu Julia um.

"Was hast du getan?", will ich mit zusammengekniffenen Augen wissen.

Mit Dir bin ich irgendwie anders - WincentWeiss (Teil 1)Where stories live. Discover now