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Ich tippe umgehend wieder auf ihre Nummer. Es klingelt und klingelt und...

"Ach, soll ich also doch nicht gehen?", hebt sie schließlich ab.

Wie kann man nur so bösartig sein? Warum tut sie das? Was hat sie denn davon? Wenn sie es Sebastian sagt, dann hat sie damit nur erreicht, dass er verletzt ist. Wieso will sie, dass ihr Bruder unnötig verletzt wird?

"Nein.", sage ich nur.

"Okay. Dann lass mal dein Angebot hören."

"Es gibt kein Angebot. Du lässt es einfach gut sein. Er ist schließlich dein Bruder! Oder willst du ihm das Herz brechen?", versuche ich ihr ins Gewissen zu reden.

"So läuft das Spiel hier nicht.", lacht sie. "Ich möchte ihm natürlich nicht weh tun, aber wenn seine Freundin ihn belügt, will ich da natürlich auch nicht mitspielen. Außer seine Freundin hat eine gute Idee mich zum Schweigen zu bringen. Immerhin sind die Fotos ja doch nicht so wichtig, dass ich ihm unbedingt davon erzählen muss."

"Also, was willst du?", frage ich seufzend.

Habe ich denn eine Wahl?

"Das weißt du doch ganz genau!"

"Nein! Lass Wincent aus dem Spiel! No way!", schimpfe ich laut. "Das hat nichts mit ihm zu tun!"

"Ach nein? Er ist doch der Mittelpunkt dieses ganzen Dilemmas.", lacht sie.

"Wincent hat nichts damit zu tun!", wiederhole ich. "Das ist eine Sache, die nur dich, mich und Sebastian etwas angeht."

"Das glaube ich aber nicht. Aber okay, wenn du nicht willst, dann weißt du ja was passiert."

"Tu das nicht!", sage ich. "Was willst du denn? Ein Autogramm? Ja, das lässt sich organisieren."

Es bleibt mir nichts anderes übrig als aufzugeben. Sie hat mich in der Hand.

"Ein Autogramm?", lacht sie. "Du bist ja süß. Ich will ihn natürlich treffen!"

"Nein!", antworte ich sofort. "Das geht nicht! Das kann ich nicht machen. Das durchschaut er sofort."

"Nein, wird er nicht. Du erzählst ihm einfach die Wahrheit."

"Dass du mich erpresst?"

"Dass ich die Schwester deines Freundes bin und ihn heiß finde. Und du möchtest deiner Schwägerin natürlich den großen Wunsch erfüllen und ein Treffen mit ihm organisieren.", sagt sie.

"Du meinst das ernst, oder? Du denkst wirklich, dass ich ein Date für euch organisiere?", frage ich entsetzt.

"Klar. Wenn dir etwas an meinem Bruder liegt wirst du genau das tun."

Ich seufze schwer. Soll ich mich wirklich erpressen lassen? Aber was soll ich sonst tun?

Wäre es vielleicht möglich, jetzt zum Schein darauf einzugehen und dann Sebastian so bald wie möglich von den Fotos zu erzählen, sodass sie kein Druckmittel mehr gegen mich hat?

"Okay.", gebe ich seufzend nach.

"Gut. Ich habe gehört, dass du nächste Woche im Urlaub bist. Wie wäre es denn dann in der Zeit mit einem Date mit Wincent?"

"Ich muss schon auch dabei sein. Alles andere kommt ihm dann doch etwas komisch vor."

Auf keinen Fall werde ich ihr sagen, dass Wincent ebenfalls nicht da ist, weil er mit mir im Urlaub ist!

"Okay, da kannst du vielleicht sogar Recht haben. Dann schaffen wir es diese Woche noch?"

"Ich werde es versuchen, aber normalerweise hat Wincent so spontan keine Zeit."

"Quatsch! Ich weiß ganz genau, dass er dieses Wochenende sowieso in München ist. Er hat in einer seiner Storys erzählt, dass er dieses Wochenende im Studio in München ist. Da lässt sich sicher mal ein kleines Kaffeetrinken einrichten oder so etwas in der Art. Meinst du nicht?"

"Okay. Ich versuche es."

"Cool! Melde dich dann."

Und schon hat sie aufgelegt.

Ich lasse mich auf meinem Sofa zurückfallen und starre an die Decke. Wie soll ich das denn jetzt machen? Ich muss Sebastian so schnell wie möglich davon erzählen, damit ich kein Date zwischen Wincent und Julia organisieren muss. Das will ich auf keinen Fall tun. Julia sieht super aus und ist optisch gesehen genau Wincents Typ. Sie hat lange, blonde Haare und ist sehr sportlich. Für Julia wäre es ein Leichtes ihn um den Finger zu wickeln.

Ich wähle Sebastians Nummer. Erst kurz bevor die Mailbox anspringen würde, hebt er endlich ab.

"Hi, Kathi. Alles okay?"

"Hallo. Ja, klar. Ich wollte nur mal fragen wann wir uns diese Woche noch einmal sehen können.", antworte ich.

"Oh, du, ich bin doch ab morgen für drei Tage bei einem Kumpel in Berlin. Ich dachte wir sehen uns dann am Sonntag noch einmal bevor du fliegst?"

Hatte er mir davon erzählt? Ja, ich glaube schon. Hatte ich wohl vergessen. Mist! Bis Sonntag kann ich Julia nicht hinhalten.

"Schade. Hast du denn heute vielleicht noch Zeit?", starte ich einen letzten Versuch.

"Leider nicht. Ich muss noch packen und morgen geht gleich in der Früh mein Zug, da will ich heute zeitig schlafen gehen. Gibt es denn etwas Dringendes oder vermisst du mich nur?", lacht er.

"Nein, ist nichts Wichtiges."

Wir unterhalten uns noch einen kurzen Augenblick, ehe er dann das Gespräch beendet, weil er sich dem Kofferpacken widmen möchte.

Jetzt überlege ich also fieberhaft, wie ich aus der Nummer mit Julia wieder herauskomme ohne Wincent mit rein zu ziehen.
Mir fällt keine Lösung mehr ein, also schreibe ich Wincent eine Nachricht.

Mit Dir bin ich irgendwie anders - WincentWeiss (Teil 1)Where stories live. Discover now