Sebastian sieht nicht überzeugt aus, setzt sich aber ergeben neben mich und greift ebenfalls nach einem Stück Pizza. 

Mein Handy piepst, was mir eine neue Nachricht signalisiert. Doch ich reagiere nicht, was Sebastian wieder stutzig macht, doch er sagt nichts dazu.

NAls das Handy zehn Minuten später wieder piepst, steht Sebastian auf und holt es vom Couchtisch.

"Hier. Scheint wichtig zu sein.", sagt er und gibt es mir.

Ich streiche über das Display und sehe, was ich schon vermutet hatte. Beide Nachrichten sind von Wincent. 

> Siehst du. Wir sind im Fernsehen. <

> Jetzt müssen wir reagieren. Wir müssen uns sehen und reden! <

"Willst du nicht antworten?", fragt Sebastian, als ich das Handy wieder beiseite lege.

"Nein. Ist nicht so wichtig.", antworte ich und versuche dabei so gelassen wie möglich zu klingen.

"Wirklich? Heute Morgen diese Anrufe und jetzt die Nachrichten. Ist wirklich alles okay?"

"Ja.", nicke ich.

Ich gehe um den Tisch herum und setze mich auf seinen Schoß. Ich schlinge ihm einen Arm um die Schulter und streiche mit der anderen Hand sanft über sein Gesicht. 

"Es ist nichts, worüber du dir Gedanken machen musst.", lächle ich und küsse ihn. "Aber ich würde schon gerne kurz telefonieren gehen, wenn das okay ist."

"Scheint also doch wichtig zu sein?", entgegnet Sebastian.

"Nein. Zumindest nicht für mich. Jemand braucht meine Hilfe. Das ist alles. Und wir essen jetzt auch erst einmal in Ruhe, bevor ich zurückrufe.", versuche ich ihn zu beschwichtigen.

"Okay.", gibt er sich mit der Antwort zufrieden.

"Damit ich essen kann, müsstest du aber von meinen Füßen runter.", lacht er.

Ich stehe lachend auf und gehe zurück auf meinen Stuhl. Mein Handy vibriert erneut, doch ich ignoriere es. 

Während wir essen kommt keine Nachricht mehr herein und ich versuche eine normale Unterhaltung aufzubauen.

"Ich gehe nochmal duschen, dann hast du genug Zeit für dein Telefonat.", sagt Sebastian, gibt mir einen Kuss auf die Stirn und verzieht sich ins Badezimmer.

Ich greife nach meinem Handy und lese die letzte Nachricht von Wincent.

> Melde dich bitte. Sascha dreht noch durch. <

Seufzend tippe ich auf den grünen Höhrer.

"Hallo? Weiss?", hebt Wincent nach kurzem Klingeln ab.

Offensichtlich hat er abgehoben ohne zu gucken, wer ihn überhaupt anruft. Denn sonst würde er seinen Nachnamen nicht nennen.

"Hi. Ich bin's."

"Kat! Na endlich. Ich stell dich mal auf Lautsprecher. Sascha ist auch bei mir."

Noch ehe ich protestieren kann, merke ich, dass ich auf Laut gestellt wurde.

"Hallo, Katharina.", vernehme ich Saschas gedämpfte Stimme. 

Ich antworte nicht und eine unangenehme Stille entsteht. Ich höre, wie Sebastian das Wasser aufdreht, wodurch mir der Zeitdruck wieder bewusst wird.

"Okay, also los. Was gibt's?", stoße ich das Gespräch an.

"Was es gibt? Ist das dein Ernst? Was hast du dir denn nur dabei gedacht?", schimpft Sascha los.

"Äh, entschuldige mal bitte... Was ist denn so schlimm daran, wenn sich zwei gute Freunde voneinander verabschieden?", entgegne ich patzig.

"Also zum Einen war das keine normale Verabschiedung unter Freunden. Ihr könnt ehrlich zu mir sein, die Katze ist ja jetzt aus dem Sack. Wenn ihr zusammen seid, dann steht einfach dazu. Zumindestens vor mir. Wie wir in der Öffentlichkeit damit umgehen müssen wir jetzt besprechen. Aber auch da solltet ihr es vielleicht einfach besser zugeben, denn jetzt würde jedes Dementi wie eine Lüge klingen. Und zum Zweiten muss dir doch bewusst gewesen sein, was du damit anrichten könntest. In aller Öffentlichkeit eure Beziehung zur Schau zu stellen, das geht einfach nicht."

"Stopp jetzt mal.", greift Wincent ein. "Du stellst es ja so hin, als wäre alleine Kat Schuld an der Situation. Ich war auch dabei."

"Du musst mich nicht in Schutz nehmen. Natürlich hat er Recht damit, dass wir mehr nachdenken hätten müssen.", werfe ich ein.

"Das steht außer Frage, klar.", gibt Wincent zu. "Aber er muss dich doch nicht so angehen."

"Anders lernt ihr es ja nicht!", schimpft Sascha dazwischen.

"Okay, immer mit der Ruhe. Wir finden doch eine Lösung.", versuche zu schlichten, da in diesem Moment das Wasser in meinem Badezimmer abgedreht wird und mir die Zeit davon läuft.

"Die einzig sinnvolle Lösung ist leider, dass ihr eure Beziehung nun endgültig offiziell macht.", sagt Sascha.

"Aber wir sind gar nicht zusammen?!", antworte ich lachend. 

"Ach, hört doch endlich mit den Spielchen auf. Ich weiß doch schon lange, was da läuft.", lacht auch Sascha.

"Dann bist du falsch informiert.", sagt Wincent, als einziger ohne zu lachen. 

"Das meint ihr ernst, oder?"

"Ja, das ist unser Ernst!", sage ich.

Ich bin wohl etwas zu laut, da Sebastian mir zuruft, ob alles in Ordnung ist. 

"Hast du etwa Zuhörer?", ruft Sascha entsetzt.

"Nein. Mein Freund ist nicht im selben Raum wie ich. Er bekommt von unserem Gespräch nichts mit."

"Dein Freund sitzt hier bei mir.", lacht Sascha.

"Okay, das hat so keinen Sinn. Es ist doch kein Sexvideo von uns aufgetaucht, sondern lediglich ein paar Fotos wie wir uns verabschieden. Ja, der Kuss ist vielleicht zu viel, aber daraus muss man echt nicht so ein Drama machen. Ihr bekommt das auch ohne mich hin.", sage ich und lege wütend auf.

Muss ich mich von seinem Manager etwa so anmaulen lassen? Nein. Haben wir etwas falsch gemacht? Ja. Aber mit Sicherheit rechtfertigt das nicht diese unfreundliche Reaktion. 

Wincent ist wohl derselben Ansicht, da er nicht versucht mich erneut ins Gespräch einzubinden, denn er ruft nicht wieder an. 

Erst spät abends vibriert mein Handy erneut. Sebastian schläft schon, doch ich kann einfach nicht in den Schlaf finden. Zu viele Gedanken schwirren mir im Kopf rum. Wieso haben wir nicht daran gedacht, dass wir in der Öffentlichkeit waren? Wieso haben wir uns von unseren Emotionen so leiten lassen? Und wieso dreht Sascha deswegen so durch? Klar, es ist eine blöde Situation. Und ich glaube ihm auch, wenn er sagt, dass uns ein Dementi niemand abkaufen wird. Aber natürlich müssen wir dementieren, denn alles andere wäre eine Lüge. Wir sind kein Paar und wir lieben einander auch nicht - jedenfalls nicht auf diese Art. 

Ich hole mein Handy von meinem Nachtkästchen. Bevor ich die Nachricht öffne vergewissere ich mich noch einmal, dass Sebastian auch wirklich schläft.

> Ich habe Sascha noch einmal in Ruhe alles erklärt. Deine Aussage zu den Sexvideos hat ihn natürlich äußerst irritiert, da du davor ja klar gemacht hast, dass nichts zwischen uns ist. Ich glaube, ich konnte ihn einigermaßen davon überzeugen, dass wir wirklich nicht zusammen sind. Wir haben uns für's Erste darauf geeinigt, dass ich gar keine Äußerungen dazu machen werden. Ich werde nichts dementieren, aber auch nichts bestätigen. Ich hoffe, damit bist du einverstanden. Schlaf gut. <

Am Ende der Nachrichten stehen noch zwei Herzen und ein Kusssmily. Ich antworte ihm, dass ich mit dieser Lösung einverstanden bin und ich ihm dankbar bin, dass er mich vor Sascha in Schutz genommen hat.

> Ist doch selbstverständlich, Liebes. <

Ich antworte ihm mit einem einfachen Herz, worauf ich auch eines zurückbekomme. Dann drehe ich mich um und versuche endlich in den Schlaf zu finden. 

Mit Dir bin ich irgendwie anders - WincentWeiss (Teil 1)Where stories live. Discover now