106. »Jetzt mussten wir zweimal hierher laufen.«

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Auf den letzten Metern bestätigte sich mein Verdacht endgültig. Dort, wo vorher ein Loch im Boden der Abstellkammer geklafft hatte, versperrte uns jetzt dickes, schweres Holz den Weg. Connor klopfte prüfend mit der Hand dagegen. »Von oben verschlossen. Irgendwas steht da drauf. Jemand hat wohl versucht, uns hier einzuschließen. Zum Glück habt ihr mich.« Er klang dabei ein wenig selbstgefällig, aber ich überhörte das geflissentlich.

Denn er hatte Recht - seine Drachenkraft war Stärke. Er müsste die Falltür aufstemmen können, und das war unsere Rettung. Wenn er es schaffte. Mit einer Hand die oberste Sprosse umklammernd, stemmte Connor sich mit der anderen gegen die Tür und versuchte diese zu öffnen. Eine Weile versuchte er es so, dann schüttelte er den Kopf - soweit ich das im Zwielicht erkennen konnte. »Keine Chance, so geht das nicht. Könntest du mir helfen, Connie?«

»Äh, klar...«, antwortete ich unsicher, »aber wie stellst du dir das vor?« »Wenn du mich an der Hüfte stützt, könnte ich beide Arme verwenden. So bekomme ich das Teil garantiert auf«, überlegte er. Na toll, als ob ich mit der Taschenlampe und mir selbst nicht schon genug zu tun hatte. Aber es ging hier um unsere Freiheit, also sollte ich nicht meckern.

Klaglos hielt ich mich an den äußeren Rändern der Leiterstreben fest und kletterte neben Connor, wo ich meinen einen Arm über seinen Bauch hielt, sodass er ihn ähnlich wie ein Gurt an der Leiter hielt und vor dem nach hinten kippen bewahrte. Connor lehnte sich nach hinten und streckte beide Arme zur Tür. Sein Gewicht ließ mich kurz die Zähne zusammenbeißen, er war fast zu schwer für mich. Glücklicherweise ging es jetzt ganz schnell.

Das Holz gab ächzend nach und die Falltür flog mit einem dumpfen Schlag, gefolgt von lautem Scheppern, auf. Was auch immer darauf gestanden haben mochte, es war jetzt weg und nichts versperrte uns länger den Weg. Nach Connor hievte auch ich mich aus dem verdammten Schacht und wollte gerade Alecya hochhelfen, als eilige Schritte näher kamen. Ich hatte gar keine Zeit zum Nachdenken, im nächsten Moment standen schon ein Mann und ein Mädchen in der Tür.

Wir starrten uns einen kleinen Moment gegenseitig an. Der Mann war schlank, dunkelhäutig und hatte seine Haare komplett abrasiert, das Mädchen trug ein cremefarbenes Kleid und schaute verschüchtert. Sie konnte nicht älter als zehn sein. Waren die beiden Menschen? Oder...Darks? Die Frage erübrigte sich schnell. Die Luft schien zu gefrieren, als der Mann ärgerlich zu sprechen begann.

»Überwachungskameras sind schon eine tolle Sache, nicht wahr? Aber es ist wirklich lästig, dass ihr es da raus geschafft habt. Jetzt mussten wir zweimal hierher laufen. Wie anstrengend.« Seine Stimme klang höher als erwartet. Alecya und auch Tymian waren aus dem Schacht geklettert und hatten die Situation voll erfasst. »Connie«, zischte Ty auffordernd. Ich wusste nicht, was er von mir wollte, aber das war im nächsten Moment auch völlig egal.

Während das Mädchen sich schützend gegen den Türrahmen drückte, machte der Mann zwei schnelle Schritte in unsere Richtung. In seinen Handflächen leuchtete hellorangene Energie auf. Ich musste reagieren, bevor er es tat. Dafür musste ich jetzt sehr, sehr schnell sein. Keine Zeit zum Nachdenken oder spekulieren. Kaum war mein Geist in die dunkle Leere getaucht, hechtete ich in Richtung der blassroten Flamme.

Noch während ich die Augen im nächsten Wimpernschlag öffnete, zuckten zwei Blitze aus meiner ausgestreckten Handfläche in die Richtung des gegnerischen Drachenwandlers und trafen diesen frontal, noch bevor er angreifen konnte. Eine Sekunde lang schien die Welt stillzustehen, dann verdrehte der Mann die Augen und stürzte der Länge nach bewusstlos vor meine Füße.

Ich atmete überrascht aus und starrte ausdruckslos auf meine Hand, die die Blitze geleitet hatte. Waren meine Kräfte jetzt doch wieder vollständig hergestellt? Jemand stieß mich zur Seite und hielt das Mädchen mit beiden Hände. am Arm fest. Tymian überlegte wohl, was er jetzt tun sollte. Sie mochte unsere Gegnerin sein, war aber dennoch zweifellos ein Kind.

»Nicht! Bitte!« Das Mädchen hielt sich schützend die Hände vors Gesicht. Ihre hohe Stimme klang ganz schrill vor Panik. Tymian zögerte und diesen Moment nutzte die Kleine. Sie holte aus und rammte eine blitzende Klinge, die erst in diesem Moment aufzutauchen schien, tief zwischen Tys Rippen. Er stöhnte überrascht auf und löste eine Hand von dem Arm des Mädchens, das auf einmal gar nicht mehr ängstlich aussah.

Es geht dem Ende zu...ich denke, es werden am Ende wohl um die 110 Kapitel sein. Dann heißt es: Teil 2 is coming🙈😊

In den nächsten Kapiteln könnt ihr mit einigen Aufklärungen und eventuellen Überraschungen rechnen;))

Dragons-Magische VerwandlungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt