72. »So schwer kann das nicht sein.«

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Erst sah er belustigt aus, dann nickte er. »Na gut. So schwer kann das nicht sein.« Wenn er wüsste... Ich verkniff mir ein Grinsen. Jason sagte noch etwas, aber ich verstand es nicht mehr, denn alles versank in Dunkelheit.

***

Mit einem Lächeln auf den Lippen erwachte ich in der Höhle. Es war noch dunkel, wieso war ich wach geworden? Nach wenigen Sekunden hatten meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt und ich sah den Grund meines Erwachens: Alecya. Sie kniete neben mir und hatte mich wohl geweckt. Ihre hellen Haare hingen ihr strähnig ins Gesicht und verdunkelten die Augen.

Sie sah erschöpft aus. »Was willst du?«, murmelte ich abweisend und vom Schlaf noch etwas undeutlich. »Mich entschuldigen«, flüsterte sie und schlang die Arme um ihren schmalen Körper. »Ich weiß, du verstehst mich vielleicht nicht, aber ich hatte Todesangst. Um Tiana. Sie ist wie eine Schwester für mich! Niemals hätte ich euch absichtlich verletzten und hintergehen wollen.

Und damit das nie wieder passiert, erzähle ich dir die Wahrheit, und zwar die ganze. Ich weiß es sehr zu schätzen, dass du Luke nichts gesagt hast, wirklich, danke.« Sie holte tief Luft und fuhr sich nervös durch die zerzausten Haare. Ich hätte die größte Lust, mich einfach wegzudrehen und einen Schlussstrich zu ziehen, endgültig. Aber ich brachte es einfach nicht übers Herz.

Alecya sprach mit traurig glänzenden Augen weiter. »Tiana und ich kennen uns, seit wir vier sind. In diesem Alter haben unsere Eltern sich kennengelernt und angefreundet. Seit dem ersten Augenblick, den wir miteinander verbrachten, waren wir unzertrennlich, es war fast wie Magie. Zu diesem Zeitpunkt ahnten wir ja nicht, was unsere Eltern uns noch antun würden.«

Nun setzte ich mich auf und wandte mich ihr zu. Es klang, als habe sie Angst vor dem nächsten Satz, und ich verstand auch sofort, wieso. »Man hat uns sofort nachdem sich unsere Drachenwandlergene zeigten zu dem zuständigen Drachenwandler gebracht und uns das Zeichen aufgemalt. Ich war acht, Tiana neun.« Eine einsame Träne rann über Alecyas blasse Wange, als sie sich umdrehte, die Haare zur Seite strich und den Saum ihres T-Shirts herunterzog.

Ein schwarzer Diamant prangte auf ihrem Nacken und die schwarze Tinte schien in der Dunkelheit fast zu pulsieren. Es schoss mir wie ein Pfeil ins Herz und ich sprang auf. Die Matratze unter mir rutschte ein paar Zentimeter, so schwungvoll war ich aufgestanden. Mein Blut pulsierte heftig durch die Adern und ich fühlte mich, als platze mein Kopf jede Sekunde.

Es wollte einfach keinen Sinn ergeben. Mit rauer Stimme krächzte ich: »Du - du bist ein Dark?« Meine Fäuste zitterten so sehr, dass es fast schon lächerlich war. Alecya hatte sich wieder umgedreht und starrte mir ängstlich in die Augen. »Ich wurde in eine Dark-Familie hineingeboren, ja. Aber ich bin kein Dark, das musst du mir glauben!«

Bei dem letzten Satz nahm ihre Stimme einen schrillen, verzweifelten Ton an. Ihre Worte hallten in mir wider. Das musst du mir glauben. Musste ich das? »Beweise es«, fauchte ich, meine Furcht verbergend. »Lass mich weitererzählen! Dann verstehst du es«, flehte Alecya. Als ich mich nicht bewegte, fuhr sie mit gequälter Stimme fort.

»Das Training begleitete mich von da an jede Sekunde meines Lebens. Die Festung habe ich nie gesehen, wir wurden von einem Außenposten ausgebildet. Alles, was zählte, war von nun an der Kampf. Sie trichterten uns ein, dass wir uns gegen die anderen Drachenwandler verteidigen mussten. Sie würden unser Erbe zerstören wollen, hieß es. Für mich und Tiana gab es nur das Leben für die Dunklen Drachen.

Eines Tages passierte etwas, das unsere Sichtweise ändern sollte. Wir gingen wie jeden Morgen zum Training, als zwei fremde Männer auftauchten. Es war eine abgeschiedene Gegend, wo jeder jeden kannte und diese zwei gehörten definitiv nicht in unseren Bekanntenkreis. Wir hatten fast das Haus von Meister Colin erreicht, als der eine uns in den Weg trat.

'Na, wen haben wir denn da', sagte er und lächelte freundlich. Sein Gesicht wirkte freundlich und ich kann mich noch genau an seine blonden Haare erinnern. Im ersten Moment konnte man denken, sie wären weiß. Er redete weiter: 'Tiana und Alecya. Ihr seid aber groß geworden.' In diesem Moment erkannte ich ihn endlich: Es war mein Onkel Harry, der irgendwie Streit mit meinen Eltern hatte und der seitdem nur zweimal zu Besuch gekommen war, aber immer nur dann, wenn Dad nicht da war.

Nummer eins :)

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