76. »So eine blöde Zeitverschwendung.«

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Jetzt war ich allerdings doch neugierig geworden. Attica, die mir gegenüber saß, beugte sich vor und sagte leise: »Das ist ein Außenposten, genauer gesagt, unsere nächste Verbindung zu draußen. Hier wohnen aktuell drei Leute, außer Juliana noch ihr Freund Lucas und dann noch Speedy. Keine Ahnung, wie er wirklich heißt, alle nennen ihn nur Speedy.

Er ist noch nicht lange hier, erst seit ein paar Wochen, aber er hat die Ausbildung bestanden. Das ist alles, was zählt. Viele würden ihre eigene Mutter verkaufen, um ein Außenposten werden zu können...« Sie hielt träumerisch inne. Keine Frage, sie war scharf auf einen Platz hier draußen. »Und...was machst du?«, fragte ich. Sie riss sich von ihren Träumereien los und sagte knapp:

»Na, zweiter Kundschafter. Wenn ich es zum ersten Kundschafter geschafft habe, bin ich im gleichen Stand wie Archer. Dann bekomme ich meinen eigenen Azrhuten. Diejenigen von den besten Kundschaftern haben eine Chance auf einen Außenposten, aber so was ist selten. Ich habe das Gefühl, dass Maxime Archer dafür im Blick hat. Er ist leider fast so gut, wie er immer gerne behauptet.« Sie warf Archer einen giftigen Blick zu.

»Bist du nur deswegen so...neidisch auf ihn?«, fragte ich vorsichtig und erinnerte mich an das Gespräch im Speisesaal. Tymian mischte sich ein. »Kein gutes Thema«, flüsterte er mir zu. Attica schwieg und tötete Tymian mit ihren Blicken aus roten Augen. Das musste ihre Schuppenfarbe sein. Juliana, die in den Flur gegangen war, kam mit einem Telefon am Ohr an den Tisch.

»Lucas sagt, sie ist unterwegs. Gleich müsste sie vor der Tür stehen«, informierte sie uns. Nervös trommelte ich mit den Fingern auf die Tischkante. Bitte, lass alles funktionieren. Die Klingel schrillte und ließ mich zusammenzucken. Juliana schritt zum Eingang und öffnete die Tür. Sofort hörte ich die aufgebrachte Stimme meiner Mom. »Connie? Bist du hier?«

Ich schluckte und trat in den Flur. Mom sah schrecklich aus. Ihre sonst so perfekte Frisur war völlig zerzaust und hin in Strähnen herunter. Das Make-Up war verlaufen und erinnerte mich wieder einmal daran, warum ich keines benutze. Als sie mich erkannte, weiteten sich ihre Augen und ein schmerzhafter Stich durchzuckte meine Brust.

Ich hatte sie vermisst. Es war zwar nicht lange her, aber es kam mir schon ewig vor, dass ich sie das letzte Mal gesehen hatte. Ein Schluchzen entwich meinen Lippen, als sie auf mich zustürmte und mich in die Arme nahm. Eine Zeit lang hielten wir uns einfach nur aneinander fest, bis Mom sich plötzlich mit einem Ruck von mir löste.

Ihr verletzter Blick ging mir durch und durch. »Was ist passiert? Wieso bist du hier?«, fragte sie. Ich hasste es, sie anzulügen. Mal wieder. »Das sage ich dir alles, wenn du mit reinkommst«, sagte ich mit gepresster Stimme und führte sie ins Wohnzimmer, wo Attica bereits wartete. »Was sind das für Jugendliche?«, fragte Mom und musterte Tymian, Archer und Attica skeptisch.

»Die gehen doch sicher nicht auf deine Schule.« Tymian schnaubte. »Bestimmt nicht.« Ein Seitenhieb von Archer ließ ihn schnell wieder verstummen. »Ich erkläre dir das, nur setz dich bitte da hin«, murmelte ich und deutete auf den Stuhl, auf dem ich davor gesessen hatte. Attica griff sofort nach Moms Hand. Überrumpelt sah Mom das ihr fremde Mädchen an, worauf Attica nur gewartet hatte.

Ihre Pupillen weiteten sich und färbten sich leicht rötlich, während sie zu sprechen begann, den Blick mit Moms fest verhakt. »Ihre Tochter ist in der Reha. Ihr geht es gut.« Atticas Stimme klang seltsam monoton und eindringlich. Mich schauderte. »Luke ist bei ihr. Sie werden bald wiederkommen. Rufen Sie nicht mehr an, Sie müssen sich keine Sorgen machen.«

Attica zog ihre Hand wieder weg und sah Mom abwartend an. Ich beugte mich vor und sah sie mit leerem Blick dasitzen. »In der Reha. Keine Sorgen«, murmelte Mom. Dann kehrte die alte Intensität zurück und sie drehte den Kopf zu mir. »Ach, warum bin ich eigentlich hergefahren? Anrufen hätte gereicht. Gute Erholung noch, mein Schatz.« Mit diesen Worten drückte sie mich kurz an sich und ging mit eiligen Schritten zur Tür.

Sie war wieder ganz die Alte, als sie noch rief: »So eine blöde Zeitverschwendung. Ich muss doch noch so viel erledigen!« Dann war sie auch schon weg. Ich seufzte. Für einen kurzen Moment war ich ihr wirklich wichtig gewesen. Was würde ich dafür geben, ein bisschen Zeit mit ihr zu verbringen, ohne dass sie gleich wieder irgendetwas für ihren Job zu erledigen hatte.

So, das letzte Kapitel für heute. Ich hab mal geschaut, wie viele Seiten ich bei einem Taschenbuch geschrieben hätte (also wenn der Text so formatiert wäre, als würde man ein Taschenbuch lesen), und es waren schon über 200! O.o
Krass.

Aber etwas viel Besseres: "Dragons" ist #1 in Fantasy!
Das war so ungefähr meine Reaktion: 😶😭😂😭🙊😍😍😍😍
Ich werde mir noch ein Special dafür ausdenken, Vorschläge sind gern gesehen! (10 Facts about me, Keine Ahnung...)

Dragons-Magische VerwandlungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt