43. »Was stimmt nicht mit dir?«

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»Klingt...kompliziert«, sagte ich. »Aber weißt du, ich glaube, ich habe Endaria oder Elektrogirl, wie du sie nennst, schon die Kräfte angezapft. Und ich habe keine Ahnung, wie man sie einsetzt.« »Das dürfte das kleinste Problem sein«, sagte Alecya kalt. Verwundert sah ich sie an. Ihren Mund umspielte ein bitterer Zug. »Wir können Connor nicht trauen. Er könnte auch nur sich selbst retten.

Das wäre nicht überraschend, meiner Meinung nach.« »Und was schlägst du vor zu tun?«, hakte ich nach. »Zieh ihm seine Kräfte ab.« Ich zuckte von der Härte ihrer Worte zurück. »Ich...« Sie hatte recht, was Connor anging. Trotzdem fühlte es sich einfach so...falsch an. Gehorsam schloss ich die Augen und konzentrierte mich auf diese seltsame Bewusstseinsebene.

Die Flammen tanzten um mich herum und ich betrachtete sie inständig. Welche gehörte Connor? Jadegrün war Tymian. Blattgrün war Alecya. Blassrot war Endaria. Da blieb nur der graue Nebel. Ich glitt zögernd darauf zu. Im Gegensatz zu den Flammen schien der Nebel mich abzustoßen wie zwei gleiche Pole eines Magneten. Trotzdem streckte ich den Arm aus und griff in die Nebelschwaden.

Abgrundlose Leere erfüllte mich. Mein Willen erlahmte. Ich kam kaum dagegen an. Schwer atmend riss ich den Arm zurück und öffnete die Augen. »Was stimmt nicht mit dir?«, herrschte ich Connor an. Dann realisierte ich erst, dass er nach vorn gebeugt dastand und die Hände auf seine Brust presste. In seinem Gesicht las ich unsägliches Leid. »Was ist?«, fragte ich besorgt und vergaß für einen Moment, wer Connor war.

Da richtete er sich auf und sah uns verwirrt an. »Ich...weiß nicht...« Tymian, der das Ganze mit gerunzelter Stirn verfolgt hatte, mischte sich jetzt wieder ein. »Fangt lieber bald an. Ich habe so ein Gefühl, dass ich nicht mehr lange am Leben sein werde, sollte ich hierbleiben.« »Okay.« Ich atmete tief aus und ein. Dann streckte ich langsam die Hand zum Gitter aus. Ich rief mir meine Flamme ins Bewusstsein, wie ihre Wärme mich erfüllte.

Meine Hand kribbelte und das Blut pochte durch meinen Kopf. Erwartungsvoll öffnete ich die Augen. Nichts geschah. »Ich hab das getan, was Luke mir geraten hat!«, rief ich. »Wirklich!« Tymian schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, bei Universaldrachen ist das ein bisschen anders. Sie ziehen ihre Kraft aus der Magie anderer. Keine Ahnung, wie ihr die abspeichert, aber du musst sie anzapfen.«

»Und wenn ich das nicht kann?«, fauchte ich. »Habt ihr schon mal darüber nachgedacht? Vielleicht bin ich gar nicht das Wunderkind, für das ihr mich haltet!« »Selbstvertrauen gehört in gewisser Weise zum Erfolg, Connie«, meinte Tymian ruhig. »Nur, weil dir hier niemand vorsagen kann was du tun musst, kannst du nicht einfach aufgeben. Werde erwachsen. Löse deine Probleme selbst!«

Lodernde Wut kroch mir langsam den Rücken hinauf. »Deine Augen, Connie!«, rief Luke. »Sie leuchten blau!« »Ist eine Nebenwirkung, wenn man wütend wird«, warf Tymian locker ein. Wie konnte er nur so verdammt ruhig sein?! Ich streckte abermals den Arm aus. Entschlossen senkte ich den Kopf, schloss die Augen und dachte mit jeder einzelnen Gehirnzelle an Endarias Seelenfarbe. Ich fand einen Funken. Er schwebte vor mir, irgendwie in mir.

Das blassrote Funkeln wurde zu einem Feuerwerk, das durch meinen Körper bis in die Fingerspitzen sauste, bis es hervorbrach. Rufe wurden laut, aber ich blendete alles andere aus. Ich beschwor einen Blitz, der durch mich direkt in die Gitterstäbe fuhr. Mit einem Knall explodierte ein unsichtbarer Schutzwall und ich wurde nach hinten geschleudert. Zwei Hände packten mich bei den Schultern. »Du hast es geschafft, Connie«, hörte ich halb betäubt Alecyas Stimme sagen.

»Gut«, flüsterte ich. Langsam nahm ich meine Umgebung wieder wahr. Wir alle saßen, von der Explosion überwältigt, auf den Böden unserer Zellen. Connor stand jetzt auf und trat vor die Eisenstäbe. Da kam mir eine Idee. »Versuch zu fliehen, und ich brate dich mit einem einzigen Blitz«, drohte ich ihm. Verletzt sah Connor mich an. Ohne etwas zu sagen, packte er zwei Gitterstäbe und begann, sie zu biegen. Er biss die Zähne zusammen, Schweiß stand auf seiner Stirn.

Vor Anstrengung ächzte er. Ich dachte schon, es würde nicht funktionieren. Dann aber war eine Lücke entstanden, groß genug für uns. Connor trat hindurch und machte sich daran, auch Tymian zu befreien, während Luke, Alecya und ich uns aus der Zelle quetschten. Schließlich standen wir beinahe einträchtig auf dem Gang. Tymian nickte uns kurz zu. »Ich und Connie übernehmen Elektrogirl. Dann nichts wie weg aus dieser verdammten Festung!«

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