51. »Wieso seid ihr hier?«

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Nicht nur in meinem Gesicht fand man jetzt eine fassungslose Miene. »Wie jetzt - durch den Stein?«, fragte Luke schwach. »Ganz genau.« Tymian grinste wieder und hielt seine Hände in die Flamme. »So wie ich.« Und damit machte er einen großen Schritt auf die Felswand zu. Ich dachte, er würde sich jetzt mindestens ein blaues Auge oder eine gebrochene Nase holen, aber nichts da.

Die Wand verschluckte ihn, als wäre sie aus Wasser. Alecya lachte überrascht auf. Dann tat sie es Tymian nach. Luke sah mich noch mal zweifelnd an, ehe er ihnen folgte. Nun war ich an der Reihe. Nervös hielt ich meine Finger in das silberne Minifeuer, aber ich spürte weder Schmerz noch Hitze. Nichts. Ich atmete tief durch, dann spazierte ich drauflos. Es war ein kühler Lufthauch, mehr nicht, als ich die Felsen durchdrang.

Auf der anderen Seite fand ich mich in einem niedrigen Gang wieder, neben Luke, Alecya und Tymian. Luke sah ziemlich erleichtert aus. Connor und Contulas traten durch die Wand. »In etwa zehn Metern ist der Tunnel zu Ende«, kündigte Contulas an. Tatsächlich, man sah einen hellen Ausgang. Wir gingen hindurch und standen auf einer großen...Wiese.

Rechts und links von uns waren Stufen in den Stein gehauen, die zu weiter oben gelegenen Höhlen führten, auf der Wiese standen richtige Häuser, wie eine geheime Siedlung. Überall waren Leute unterwegs, schleppten etwas durch die Gegend, stiegen Treppen hoch, und ganz weit hinter den Häusern kämpften sogar einige mit Holzwaffen. Ich war begeistert.

Ein Junge, etwa achtzehn Jahre alt, kam auf uns zu, ein Lächeln im Gesicht. Moment mal - dieses Gesicht... »Ty!« Der Junge umarmte Tymian und klopfte ihm auf die Schultern. Ich blinzelte heftig. Hatte ich Halluzinationen? Der Junge sah so aus wie Tymian. Haargenau so. Die gleichen dunkelblonden Haare, die gleichen brauen Augen und die gleiche sonnengebräunte Haut.

Der einzige Unterschied war, dass Tymian eine blaue Strähne in den Haaren hatte. »Te!«, antwortete Tymian und sein Grinsen wurde noch breiter, falls das überhaupt möglich war. Er sah uns in die ungläubigen Gesichter und verkündete, ein Lachen unterdrückend: »Das ist mein Zwillingsbruder Teamon!«

Luke nickte Teamon zu, Alecya lächelte freundlich, ich murmelte ein Hallo, Connor starrte einfach nur. »Wieso seid ihr hier? Wollt ihr euch der Allianz anschließen?«, fragte Teamon. Tymian fiel ihm rasch ins Wort. »Sie suchen für einige Zeit unseren Schutz. Das sind Alecya, Connor, Luke und Connie. Connor ist ein Spion der Darks und dazu ein Erbe, Connie ein Universaldrache.« Tymians Miene wechselte von Wut zu Ungläubigkeit.

»Spion...Universaldrache? Dass ich das noch erleben darf!« Ich fühlte mich echt unwohl. Dann hatte ich eben Universalkräfte, na und? Kein Grund zur Aufregung! »Sie sollten lernen, sich gegen die Darks verteidigen zu können«, meinte Tymian. »Äh. Was sind denn Darks?«, warf Luke ein. Teamon richtete seine Augen auf ihn. »Das ist unser Name für die Dunklen Drachen.« Dann sah er Tymian an. »Sollen wir ihnen mal zeigen, wie man richtig kämpft?«

Tymian grinste freudig. »Na klar!« Contulas schüttelte schmunzelnd den Kopf. »Jungs, ich gehe mal zur Leitung. Die sind nicht ganz so impulsiv.« Er schritt davon, auf eines der Häuser zuhaltend. Tymian bedeutete uns, zu folgen. Wir gingen zwischen den Häuserreihen hindurch, bis wir an einem großen offenen Feld dahinter stehen blieben. Mit Seilen und Pflöcken waren größere Bereiche abgetrennt, in manchen lagen Matten.

Überall lagen Waffen herum: Morgensterne, Schwerter, Speere, Bogen, Dolche und vieles mehr. »Connie! Komm, zeig mal, was du drauf hast!«, rief Tymian und hob einen Holzstab auf, den er mir zuwarf. Er selbst schnappte sich einen zweiten. »Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist...«, wandte Teamon ein, aber Tymian beachtete ihn nicht. Er ging auf mich zu, den Stab in einer Hand herumwirbelnd.

Ich hatte gerade noch genug Zeit, meinen Rucksack abzustreifen, als er mich auch schon angriff. Sein Stab schlug gegen meinen, ich konnte meinen Stab kaum zur Abwehr erheben, da hatte er schon meine Seite getroffen. Hin und her ging es, aber immer war ich es, die die Schläge abbekam. Ich hatte keine Chance auf einen Angriff, zu beschäftigt war ich damit, seine Schläge abzuwehren.

Ungeschickt schwenkte ich das Holzteil hin und her. »Das reicht!« Teamon riss mich auf die Seite. Tymian starrte ihn verärgert an. »Sie muss es auf die harte Tour lernen. Ein Dark wartet auch nicht, bis sie alle Sinne beisammen hat!«

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