82. »Was ist passiert?«

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Tymians Kiefermuskeln zuckten, als er den Blick von seinem Freund abwandte. »Ich muss jemanden rufen. Kümmert euch darum, dass er stabil bleibt! Wenigstens bis Hilfe kommt!« Ein kalter Hauch von Verzweiflung mischte sich in seine Stimme und mit schnellen Schritten ging er wieder in den Sturm hinaus. Lucas sprach, ohne jemanden anzusehen: »Wenn sich sein Zustand verändert, ruft mich.«

Dann verließ auch er das Zimmer. Ich hörte, wie er die Treppe hochstieg und setzte mich nervös auf die Couch, so weit entfernt wie möglich von Archer. Mein Blick ging ins Leere. All das nur meinetwegen. Warum wollten die Darks mich? Ich war kein Erbe! Und wieso beschützten mich die Allianzanhänger mit ihrem eigenen Leben? Da war definitiv etwas faul! Woher wussten die Darks überhaupt von mir? Es gab nur eine Antwort und die gefiel mir nicht.

Jason musste sie auf mich angesetzt haben. Dieser miese Verräter! Ich würde den Mistkerl heute Nacht sowas von fertigmachen. Aber warum war ihnen dann nicht aufgefallen, dass Attica ganz anders aussah wie ich? Sie hatten nur von meinem Alter gewusst. Auf wen traf das zu? Ich bekam Kopfschmerzen von all den Fragen und krallte die Finger in den flauschigen Couchbezug.

So langsam sickerten wieder Gefühle in meine Adern und die gefühllose Kälte wich einer erdrückenden Last. Schuld. Das Gefühl zog sich wie eine Fessel um meinen Körper und nahm mir die Luft zum Atmen.
Meine Unterlippe begann zu zittern, aber ich biss die Zähne zusammen. Ich durfte nicht so schwach sein! Mit aller Kraft drehte ich den Kopf zurück zu Speedy, der neben Archer kniete und seine Atmung beobachtete. »Was tun wir jetzt?«, fragte ich mit erstickter Stimme.

Speedy verschränkte die Finger unter seinem Kinn, das er auf die Armlehne sinken ließ. »Warten und auf ein Wunder hoffen«, antwortete er rau. Er holte tief Luft und sprach dann weiter. »Wir haben oben ein paar Hilfsmittel, aber ob die ihn so lange hinhalten können...« Sein Satz blieb unbeendet, aber ich konnte mir nur zu gut vorstellen, was er meinte. Oben rumpelte es hörbar, dann kam Lucas zurück. Er hielt eine Schachtel aus Karton in der Hand, wie man sie für Pakete verwendete.

Er ließ sich vor Archer auf die Knie fallen und griff in die Schachtel. Als er seine Hand wieder hervorzog, hielt er einen türkisenen, geschliffenen Stein in der Größe eines Kiesels zwischen den Fingern. Dann griff er nach Archers Hand, öffnete diese und drückte den Stein auf die Innenfläche. Erst jetzt sah ich die dunklen Blutergüsse auf Archers Arm. Die Uniform verdeckte fast alles, aber unter dem Ärmel zeichneten sich lilane, blaue und in vielen weiteren Farben schillernde Flecken ab.

Ich mochte mir gar nicht ausmalen, welche Verletzungen man sich bei einem Sturz aus solcher Höhe zuziehen konnte. »Geht ein Stück auf die Seite«, befahl Lucas konzentriert und ich stob wie ein aufgeschrecktes Huhn auf und stellte mich neben Speedy zum Kamin. Lucas hatte seine Hand auf Archers gelegt, dazwischen den Stein. Sein muskulöser Arm war angespannt, als würde er ein großes Gewicht tragen. Ich spürte jeden Herzschlag überdeutlich in mir.

Was würde Lucas tun? Ich traute mich nicht, zu fragen. Alles, was ich wusste, war: es musste funktionieren. Sonst - ich wagte nicht, den Gedanken zu Ende zu führen. Ein Schimmern verbreitete sich in der Luft. Erst dachte ich, es läge an meinen Augen, aber dann sah ich den Ursprung. Das türkise Leuchten quoll aus den umklammerten Händen von Lucas und Archer. Was auch immer er da tat, es schien zu funktionieren.

Wie eine sanfte Sommerbrise strich das dämmrige Licht über alles, bis es sich an einigen Stellen intensivierte. Als ich die Augen zusammenkniff, erkannte ich, dass sich das Leuchten auf Archers Haut zu bündeln schien, und dann war es auf einen Schlag verschwunden. Mit einem Klacken landete der Stein auf dem Boden.
Lucas war erschöpft zu Boden gerutscht, nur mit den Armen hielt er sich einigermaßen aufrecht. »Was ist passiert?«, fragte ich und sah ängstlich zwischen Speedy und Lucas hin und her.

Speedy ging zu Lucas und half ihm, sich hinzusetzen. »Der Türkis hält für einen Körper sozusagen die Zeit an. Besser gesagt, er friert den Zustand fest. Allerdings verfliegt das Ganze relativ schnell. Und der Energieaufwand ist riesig, wie du vielleicht bemerkt hast«, sagte er und deutete auf Lucas, der aussah, als hätte er einen Marathon hinter sich. »Wir können nur hoffen, dass Tymian sich nicht irrt. Denn wenn er keine Lösung gefunden hat, ist Archer verloren.«

Ich wollte euch nur mal danken, dass ihr so liebe Kommis schreibt. Ich weiß das echt zu schätzen! Habt ihr einen Verdacht, wer weiß, dass die Universale ein Mädchen in Connies Alter ist?^^

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