78. »Du bleibst da hinten!«

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Angespannt näherten Lucas und Speedy sich der Hintertür, voller Alarmbereitschaft. Auf ein Handzeichen von Lucas verschwand Juliana wieder in der Küche, wo sie irgendetwas aus einem Schrank nahm. Ich verstand nicht ganz, was die drei befürchteten. Es war windig, was sollte den Knall sonst hervorgerufen haben? Als hätte er meine Gedanken gehört und wollte mir antworten brüllte Archer plötzlich von draußen laut auf, begleitet von einem weiteren Knall, der die Regale erzittern ließ.

»Darks!«, flüsterte Attica und sprang auf.  Die Tür wurde von Lucas aufgerissen und er rannte, begleitet von Speedy, hinaus. Ein Windstoß fegte durch das Wohnzimmer und verbreitete beißende Kälte, gemischt mit dem bitteren Geruch von Furcht.
Erschrocken klammerte ich mich an der Teetasse fest, sondass meine Knöchel weiß hervortraten. Während ich in meiner Starre bewegungslos am Tisch hockte, waren Tymian und Attica eilig zur Tür gestürmt, hielten sich aber bedeckt.

Von draußen waren Schreie und Explosionen zu hören, was mir eine Gänsehaut bescherte. Juliana war zurück, in ihren Händen hielt sie ein Schwert und einen Dolch, den sie fest umklammert hielt. »Tymian!«, zischte sie und drückte ihm das Schwert in die Hand, dann trat sie ins Freie. Tymian schien zu bemerken, was ich da gerade tat, nämlich nichts. Er sah sich hektisch um, bevor er zu mir herüberkam und mich unsanft hochzog.

»Na los! Hinter das Regal. Sie dürfen dich nicht entdecken, sonst bist du tot.« Ich erlangte irgendwie wieder die Kontrolle über meine Stimme. »Was meinst du denn damit?« Ungeduldig schob er mich vorwärts. Von draußen kam ein markerschütternder Schrei, der mich zusammenzucken ließ. »Du kannst noch nicht gut genug kämpfen! Wenn du uns alle nicht in Gefahr bringen willst, dann hör verdammt nochmal auf mich und geh hinter das Regal!

Komm nicht raus, egal was passiert!« Er packte meinen Arm. »Versprich es mir. Du bleibst da hinten!« Ich wollte ihm gar nichts versprechen. In mir kämpften Kränkung, Angst und Loyalität um die Überhand. Konnte ich sie für mich kämpfen lassen?  »Okay«, flüsterte ich zittrig und schob mich in den Spalt zwischen Ofen und Regal. Man konnte mich nur noch sehen, wenn man direkt vor mir stand. Tymian hob das Schwert vor seinen Körper und seine Schritte entfernten sich.

Das Kampfgeschrei von draußen war unüberhörbar, mit jeder Sekunde wurde ich nervöser. Was, wenn ein Dark ins Wohnzimmer kam? Ich hatte keine Waffe, um mich zu verteidigen! Doch, da hatte ich etwas vergessen. Contulas' Gabe! Eilig suchte ich in mir die blasslila Flamme und spürte ein Prickeln durch meinen Körper rinnen. Jetzt war ich unsichtbar, ein äußerst wertvoller Vorteil. Contulas' Wunsch, seine Gabe möge mir helfen, war in Erfüllung gegangen, obwohl ich das im Moment eher blöd fand.

Ein Schmerzensschrei, der verdächtig nach Tymian klang, erreichte meine Ohren. Ich hielt es keine Minute, nicht mal eine Sekunde mehr aus, ich musste da raus und ihnen helfen. Ich konnte nicht mit Schwertern umgehen? Pah. Ich hatte einen Obsidian und Wasser- und Elektrokräfte sowie Unsichtbarkeit! Wenn ich damit mal nichts ausrichten konnte. Entschlossen schlüpfte ich aus meinem Versteck und huschte zur Tür.

Als ich einen Blick nach draußen wagte, verflog meine anfängliche Euphorie sofort wieder: Elf oder zwölf Personen waren in einen erbitterten Kampf verstrickt, der das Gras aufriss und nicht sehr harmlos, geschweige denn übersichtlich wirkte. Mein Herz machte einen Salto, als ich sah, wie einer der Darks, ein kahlrasierter Mann um die vierzig, versuchte an Attica vorbei zur Wohnung zu gelangen.

Sie wurde von einem anderen Dark abgelenkt und hatte keine Chance, ihn aufzuhalten, dabei kam er mir immer näher, ein Messer in der Faust. Ich war kurz davor, auf Knien um Gnade zu betteln, als mir einfiel, dass er mich ja gar nicht sehen konnte. Bis ich das allerdings begriffen hatte, stand er schon vor mir und wollte einen weiteren Schritt machen, durch den er mit mir zusammengeprallt wäre.

Ich tat das Einzige, was mir in mein ansonsten vollkommen leeres Hirn kam: Flach presste ich mich an den Türrahmen und streckte mein Bein in dem Moment aus, in dem der Dark die Türschwelle überschritt. In meinen Ohren dröhnte es und ein kurzer, nicht weiter nennenswerter Schmerz zuckte durch mein Schienbein, an der Stelle, gegen die der Dark gerade stieß.

Wie in Zeitlupe schien er zu fallen, bis er vor mir zwischen Wohnung und Garten auf dem Boden lag und sich verdutzt aufrappelte. Ich hatte gerade einem Dark das Bein gestellt. Und es hatte funktioniert.

Hallo ihr! Wenn ihr Fantasy mit einem Touch Mystery mögt, dann kann ich euch hier ein tolles Buch empfehlen: Darkness on the Wall von Besserwisserin. Diese Geschichte gehört auf Watty gerade zu meinen Favoriten und vielleicht gefällt es euch ja auch :)

Wahrscheinlich habt ihr es nicht bemerkt, aber sowohl Kapi 1 als auch 2 und Anfang 3 habe ich neu geschrieben. Ich mache noch weiter, je nachdem wann ich zufrieden bin. Ihr könnt ja mal probelesen^^

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