57. »Haltet euch bereit!«

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Während ich mit Essen beschäftigt war und Pläne schmiedete, erklärten die Zwillinge uns den weiteren Verlauf des Tages.
Wir würden gemeinsam frei haben und am Nachmittag dann eine Übungsstunde mit Obsidian bekommen.

Maxime de Garth hatte es wohl erlaubt, was die Zwillinge seltsam fanden. Was mich anging: Ich hatte schon Seltsameres erlebt, als dass mir jemand erlaubt hatte, einen Stein zu berühren.

Tymian schien ganz scharf darauf, mit dabei zu sein, bis Teamon ihn aufklärte, dass Maxime sie beide für irgendeinen Wachdienst in der Zeit des Stein - Trainings vorgesehen hatte. Dann war er sehr still und setzte eine verkniffe Miene auf.

Ich konnte es ihm nicht verdenken - er, ein treu ergebener Anhänger der Allianz, bekam keinen Obsidian, allerdings die zugelaufenen Kinderchen, die nicht wussten, was sie noch so alles über die Welt der Drachenwandler erfahren würden. Ich verstand es ja selbst nicht.

Ich war gerade fertig, als Maxime an unserem Tisch auftauchte. »In zwei Stunden hole ich euch bei den Trainingsfeldern ab. Haltet euch bereit!« Wir nickten und sie ging weiter. Die Pause würde ich zu nutzen wissen...

Connor verschwand ohne ein weiteres Wort nach dem Essen. Niemand fragte, was er vorhatte. Im Stillen verachtete ich ihn noch immer für seinen schrecklichen Verrat und war mir sicher, den anderen beiden ging es genauso.

Auch Alecya zog sich in unser Zimmer zurück, was mich wunderte. Sie war doch sonst nicht gern alleine. Luke und ich blieben zurück. Ich wollte mich gerade verabschieden, um meinen Plan in die Tat umzusetzen, als mir siedend heiß etwas einfiel.

Die Allianz hielt Connor für einen von uns. Wir hatten bisher kein Wort verloren, was er getan hatte, außer dass die Jungs sich angifteten. Ich wandte mich an Tymian. »Ich finde es keine gute Idee, wenn Connor am Training teilnimmt.«

Er zwang sich zu einem freundlichen Gesichtsausdruck. »Ich habe einen Teil mitbekommen, als ich in der Zelle neben euch gelegen bin. Maxime hält Connor für so weit vertrauenswürdig, dass sie ihn nicht vom Training ausschließen wird.« Das war wirklich, wirklich seltsam.

Luke tippte mich an. »Was hast du in den zwei Stunden so vor?« Ich starrte ihn nur an. Er wusste genau, wenn ich log. »Ich...kann's dir nicht sagen. Nicht hier«, flüsterte ich. Er hob die Augenbrauen. Ja, es klang irre. Ich stand auf und ging zum Ausgang der Cafeteria.

Der Ausgang war nicht schwer zu finden, ich folgte einfach dem Strom der Leute. Endlich wieder draußen, lief ich zwischen die Häuser und suchte mir ein unbeobachtetes Eck. Als ich sicher war, dass niemand mich beachtete, schloss ich die Augen und tauchte in das schwerelose Nichts.

Meine blaue Flamme war gewachsen. Nicht viel, kaum erkennbar, aber ich fühlte es. Ich konzentrierte mich auf den kleinen neuen Teil in der Flamme, die Contulas' Fähigkeiten entsprach und ein warmes Kribbeln breitete sich in meinen Fingern aus.

Das Prickeln durchlief jede einzelne meiner Zellen und als es auch die Zehenspitzen erreicht hatte, hörte es plötzlich wieder auf. Mit klopfendem Herzen öffnete ich die Augen und sah erwartungsvoll an mir herunter.

Ich sah genauso aus wie vorher. Nicht einmal verblasst war mein Körper! Ich war mir so sicher gewesen! Jemand betrat den Zwischenraum der Hütten, in den ich mich zurückgezogen hatte. Es war ein Kind, ein kleiner Junge mit so hellblondem Haar, dass es schon fast weiß war.

Seine grauen Augen spähten wachsam umher, als kontrollierte er, ob er alleine war, dabei stand ich nur zwei Schritte entfernt vor ihm. Ich trat auf ihn zu und sprach ihn an. »Was tust du hier, Kleiner?« Erschrocken zuckte der Junge zusammen.

„Wer...wer ist da?«, fragte er mit vor Furcht zitternder Stimme. Es hatte doch funktioniert! Er konnte mich nicht sehen! Ich quietschte vor Freude, was den Jungen entsetzt aufkeuchen ließ, bevor er sich umdrehte und rannte.

Zufrieden machte ich mich auf den Weg. Niemand beachtete mich, was nicht überraschend war, wenn sie mich nicht sehen konnten.

Einmal wurde ich fast von einem Typen über den Haufen gerannt, wäre ich nicht im letzten Moment zur Seite gesprungen, wobei ich einen Eimer umstieß, was seltsame Blicke der Zeugen zur Folge hatte.

Ich erreichte davon abgesehen ohne weitere Zwischenfälle den Eingang zu den Höhlen. Erst war ich mir nicht sicher, welchen Weg ich einschlagen sollte, dann fand ich aber einen mir bekannt vorkommenden Tunnel und wenig später stand ich im Chemielabor.

Nachdem ihr das andere Cover schöner fandet, habe ich es jetzt aktualisiert :)

Dragons-Magische VerwandlungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt