79. »Schutzschilder, du Dummerchen.«

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Lange hielt diese Methode leider nicht an, also musste ich zu anderen Mitteln greifen. Mit leichtem Widerstreben streckte ich meinen Arm aus und schubste den Dark zurück in den Garten. Zwei Schritte hinterher, dann machte ich Gebrauch von dem Obsidian, auch wenn ich bisher nur die weniger effektive Variante drauf hatte: Eine saphirblaue Lichtkugel zischte aus meiner Handfläche des ausgestreckten Arms und schleuderte den Dark noch weiter zurück, der mittlerweile sein Messer drohend vor sich hielt.

Ich warf eine weitere Kugel, aber darauf schien er nur gewartet zu haben. Er wich ruckartig aus und stürmte direkt auf mich zu. Orientierte er sich etwa an dem Ursprung der Kugeln? Verdammt, daran hätte ich denken sollen. Jetzt war es zu spät, und alleinlassen konnte ich die anderen auch nicht mehr. Leider hatte Tymian aber recht gehabt; ich wusste so gut wie nichts über das Kämpfen. Meine nächste Trainingseinheit würde frühestens heute Nacht stattfinden, auch wenn ich noch nicht hundertprozentig sicher war, dass alles nur eine kranke Illusion meiner Träume war.

In meiner lächerlichen Panik - dieses böse blitzende Messer brachte mich völlig aus dem Konzept - stolperte ich zur Seite. Die Klinge verfehlte mich nur knapp und ich musste mich zusammenreißen, um nicht kläglich zu wimmern. Ein echter Kampf war so viel beängstigender, vor allem, wenn man die ganze Zeit an Tianas bleiches Gesicht denken musste. Warum griffen uns die Darks bloß an? Was wollten sie von uns? Unbarmherzig verfolgte der Dark mich weiter, als ich abwehrend eine weitere Kugel ausstieß.

Ich wusste, es war dumm, aber er war mir so nahe gewesen, dass ich nicht klar denken konnte. Wenn doch nur Luke hier wäre! Die anderen konnten mir jetzt schlecht helfen, sie hielten die anderen Darks mühsam in Schach. Ein Plan entwickelte sich in meinem Kopf. Ich konnte vielleicht den gleichen Zug anwenden wie bei Endaria, als wir geflohen waren. Elektrizität konnte ja ohnmächtig machen, oder?

Es war mir ziemlich egal, so konnte ich meinen Verfolger vielleicht ausschalten. Wenn es klappte, konnte ich so den anderen sogar helfen! Sofort suchte ich Endarias Flammenklon in mir und zapfte diesen an. Prüfend ließ ich ein paar Funken über meine Handfläche tanzen. Es funktionierte einwandfrei. Ich ließ eine kleine, kaum leuchtende Energiekugel zu dem Dark schnellen, was den gewünschten Effekt hatte.

Blitzschnell wandte er sich um und kam drohend auf mich zu. Ich versuchte erfolglos, das verfluchte Messer zu ignorieren und trat aus dem Weg, mit meinen Händen auf ihn zielend, wobei sich kribbelnd elektrische Spannung zwischen den Fingern aufbaute. Er war nur noch eine Handbreit von mir entfernt, als der Blitz von mir übersprang und ihn durchfuhr, als wäre er ein lebendig gewordener Blitzableiter.

Seine Augen weiteten sich kurz und mit einem widerlichen Zittern fiel er in sich zusammen wie eine Marionette, der man die Fäden abschnitt. Erleichtert und etwas geschockt sah ich hinunter zu dem reglosen Körper zu meinen Füßen. Dann fasste ich mich wieder und sah mich hektisch im Garten um. Keine drei Meter weiter lieferten sich Tymian und ein dunkelhaariges Mädchen ein filmreifes Schwertduell.

Ich hatte ja bereits einmal gesehen wie Tymian mit dem Schwert umgehen konnte, aber es ließ mich dennoch vor Bewunderung erblassen. Wie ein Kolibri bewegte er sich blitzschnell mal vorwärts, mal seitwärts und rückwärts, dabei behielt er stets seine Gegnerin im Blick. Zu keiner Zeit hatte man das Gefühl, die Dark würde die Oberhand gewinnen, immer konterte er sofort mit einem gekonnten Hieb.

Trotzdem ließen beide nicht einen Deut nach und schwangen erbittert rastlos ihre Schwerter, ein tödlicher Tanz. Eine leuchtende Druckwelle erregte meine Aufmerksamkeit. Es war Archer, der rücklings am Boden lag, über ihm ein siegessicherer Dark, der die Hände auf ihn richtete und zum letzten Schlag ansetzte. Abwehrend hielt Archer sich schützend die Arme vors Gesicht und dann sah ich, starr vor Schreck und einen Schrei auf den Lippen, wie ein Leuchten ihn umhüllte und schimmernd eine Hülle zwischen den beiden Kontrahenten bildete.

Was war das? Ich sprintete los, die wenigen Meter erschienen wie am anderen Ende der Welt. Ich kam zu spät. Ohne das orangene Leuchten zu beachten schoss der Dark eine Kugel aus reinem, farblosen Licht auf den wehrlos am Boden im Gras liegenden Archer. Es gab eine Explosion, die den Boden leicht erschütterte und mir ein kaltes Gefühl im Magen hinterließ.

Dann sah ich den Dark am Boden liegen, Archer stand daneben. Er lächelte auf ihn herab, während ich schlitternd neben ihm zum Stehen kam. Natürlich sah er mich nicht. »Schutzschilder, du Dummerchen«, murmelte Archer und kickte gegen den leblosen Körper. »Die werfen jede Art von Energie zurück.«

Archers Kräfte sind enthüllt ^-^

Dragons-Magische VerwandlungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt