16. »Sucht ihr etwa...?«

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»Ich fand es echt toll, dass du mich mitgenommen hast«, unterbrach Luke das Schweigen. »Kein Problem«, entgegnete ich. »Ich wusste, dass es dich freuen würde.« Ein Lächeln stahl sich auf Lukes Gesicht und er öffnete die Augen. »Aber du hättest auch jemand anders mitnehmen können. Connor zum Beispiel.« Genervt verzog ich das Gesicht.

»Connor kenne ich höchstens zwei Wochen. Du bist mein bester, und eigentlich einziger, Freund. War doch klar, dass die Wahl auf dich fällt.« Luke sah mich einige Sekunden einfach nur an. »Was ich eigentlich sagen wollte, danke«, murmelte er dann. Er stand auf und streckte mir seine Hand hin. Ich ergriff sie und ließ mich von ihm hochziehen.

»Ich habe eine Idee«, lächelte ich und hoffte, dass er nicht total dagegen sein würde. »Wie wäre es, wenn wir Alecya und Tiana heute Abend zum Burgeressen einladen würden? Als Abschied und Dankeschön, dass sie uns einfach so geholfen haben!« Einen Moment schien er zu hadern, aber dann lenkte er doch ein. »Eine gute Idee.«

***

Wenig später waren wir vier unterwegs zum nächsten McDonalds. Laut Tiana mussten wir nur die nächste große Straße finden und dieser dann etwa einen Kilometer folgen. So liefen wir also im Gänsemarsch hintereinander her und hofften bald die große Straße zu finden. »Da vorne! Da zweigt ein Weg ab, das muss es sein«, rief Tiana.

Tatsächlich mussten wir der Abzweigung noch anderthalb Kilometer folgen, bis wir ans Ziel kamen: eine kleine Stadt und mittendrin das Goldene M. Wir setzten uns zusammen und aßen unsere Burger und quatschten. »Ich finde, wir sollten unsere Handynummern austauschen«, schlug Luke vor. Überrascht blickte ich ihn an. Ich hätte nicht gedacht, dass so ein Angebot von ihm kam.

»Klar«, stimmte Alecya sofort zu. Auch Tiana war begeistert. »Gute Idee!« Also holten wir Zettel und Stift heraus und schrieben uns gegenseitig die Handynummern auf. Nach dem Essen schlug Tiana noch vor, zum See zu laufen, der ganz in der Nähe im Stadtpark zu finden war. Der See war gewaltig. Blaues Wasser zog sich mindestens einen halben Kilometer bis zum Horizont und in der Breite war er noch größer.

Um ihn herum wuchsen dicht an dicht unzählige Bäume und schirmten ihn so vom Stadttrubel völlig ab. An einer der dort aufgestellten Bänke quetschten wir uns nebeneinander und sahen dem Wind zu, wie er das Wasser zu kleinen Wellen kräuselte.
»Echt toll, dass wir euch getroffen haben«, sagte Alecya. »Ich habe seit Langem niemanden gesehen, der ein Drachenwandler ist. Abgesehen von Tiana, natürlich.«

»Finde ich auch«, meinte Luke und lachte. Mit einem Mal wurde Alecyas Gesicht ernst. »Ihr erinnert euch sicher an unsere erste Begegnung.« Ich nickte. »Klar. Du hattest eine Vision!« »Ganz genau. Und in dieser Vision sah ich diese Stelle. Ich will euch ja nicht beunruhigen, aber ich sah eine Gefahr über diesem Ort!« Tiana war aufgesprungen.

»Wir sollten sofort verschwinden. Warum hast du nicht früher was gesagt, Al?« Alecya schüttelte den Kopf. »Ich hab's erst gerade eben erkannt.« Ich sah verwirrt von Alecya zu Tiana. »Wovon redet ihr eigentlich?« »Wir müssen hier weg. Meistens hat Al Visionen von der Zukunft, und wenn sie diesen Ort mit einer Gefahr verbindet, aufgrund einer Vision, ist das mehr als eine kleine Warnung«, sagte Tiana gehetzt.

Nun begann auch mein Herz heftig zu klopfen und ich stand auf. »Na los«, sagte Luke und wir liefen zügig in die Richtung aus der wir gekommen waren. »Das ist total verrückt. Ich meine, wer sieht schon Gefahren im Voraus? Luke?« Ich sah zu ihm. Nur, war da kein Luke mehr. »Wenn du das witzig findest, bist du ganz schön blöd! Komm raus, Luke!«, zischte ich erbost. Niemand antwortete.

Eiskalte Angst durchfuhr mich und ich packte Tiana am Arm. »Luke ist verschwunden!«
Entsetzt fuhr sie zu mir herum. »Was?« In ihrem Blick flackerte irgendwas...Sorge? Wir waren stehen geblieben und starrten in die undurchdringlichen Schatten der umliegenden Büsche und Bäume. »Luke!«, murmelte Alecya. »Wo bist du, verdammt?«

Sie bekam keine Antwort. Stattdessen raschelte etwas in den Büschen ganz nah neben uns. Heraus trat ein hochgewachsener Mann, um die zwanzig, und sah uns kalt an. »Sucht ihr etwa den kleinen Typen mit den komischen grünbraunen Augen?«, fragte er mit glatter Stimme.

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Auf dem Bild seht ihr Tiana als Drache.

Dragons-Magische VerwandlungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt