Meine heuchlerische Mutter sitzt auf der Couch und streichelt Ares. „Das ist mein Hund! Finger weg! Ares, komm her!", wettere ich. Ares schaut überrascht auf, trottet dann aber zu mir. „Und du!", schimpfe ich weiter, deute beinahe hasserfüllt auf meine Mutter, „Du verschwindest jetzt wieder! Hau ab! Ich will dich nicht sehen! Verschwinde!" Meine Stimme kippt, ich bin schon leicht außer Atem, weil ich keinen vernünftigen Rhythmus mehr finde. „Audrey bitte", entgegnet meine Mutter sanft, erhebt sich, kommt auf mich zu. Abwehrend hebe ich die Hände, vor meinem inneren Auge tauchen wieder die Bilder von damals auf, als sie sich gegen mich entschied, als sie mich beinah krepieren ließ und nichts dagegen unternahm. Das werde ich ihr nie verzeihen. Diese Wunde ist nie geheilt. Dafür ist sie einfach zu tief. „Wag es nicht mich zu berühren!", geifere ich, „Du sollst gehen! Was willst du überhaupt hier? Verlassen hast du mich! Weil du es nicht mehr ausgehalten hast, dass ich an meinem Schmerz, an meiner Trauer fast zerbrochen bin! Geh!" Heftig zieht es in meiner Brust, ich nehme den Schmerz aber gar nicht wahr. „Sie ist immer noch deine Mutter", mischt Zlatan sich ein, ich fahre wütend herum und zische: „Gar nichts ist sie! Ich habe keine Mutter mehr! Ich hatte einen liebevollen Vater und eine wundervolle Schwester, die mir auf so brutale Art und Weise genommen worden! Diese Frau dort hat sich gegen mich entschieden! Sie ist gegangen!" Vollkommen unkontrolliert schreie ich meine verunsichert schauende Mutter wieder an: „Ja, ich lebe noch! Schade oder?! Dir wäre es doch lieber gewesen, wenn ich einfach verreckt wäre! Dann hättest du mich endlich aus deinem Leben streichen können, nicht wahr?! Tu doch nicht so, als würdest du dich für mich interessieren! Du elende Lügnerin! Ich verachte dich für das, was du mir angetan hast! Meine Kinder werde ich niemals so behandeln! Ich ha.." Ehe ich es aussprechen kann und meiner Mutter endlich mal mitteilen kann, dass die frühere Liebe sich in Hass gewandelt hat, schiebt sich Zlatans große Hand auf meinen Mund, er packt mich und bringt mich so zum Schweigen.

Erbost schlage ich um mich, treffe ihn kaum, er warnt mich laut: „Schluss jetzt, Audrey! Es reicht! Das, was du da sagen wolltest, kannst du nicht einfach zurücknehmen! Beruhige dich bitte!" Dabei drückt er mich an sich, ich kämpfe weiter gegen seinen starken Griff an, schaffe es irgendwie seine Hand wegzuziehen und kreische: „Sie hat mich aufgegeben! Sie! Sie hat entschieden, dass ich nicht mehr existiere! Dafür kann ich sie nur..." Dasselbe Spiel wieder. Zlatan hält mir den Mund zu, dazu dreht er mich jetzt geschickt um, sodass ich ihn mit weit aufgerissenen Augen anstarren kann. Er sieht nicht weg. Er erträgt es. Wie immer. Meine Kräfte lassen allmählich nach, mein Herz tut weh von dieser Aufregung, heiße Tränen laufen über meine Wangen, über seine Hand. Langsam nimmt er seine Hand weg und meint: „Sessa, sieh mich an. Hör auf damit. Ich weiß, du bist wütend. Das ist auch dein gutes Recht, aber es ist genug. Sie hat es verstanden, okay?"

Er nimmt mein Gesicht in seine großen Hände, drückt mir einen Kuss auf die Stirn. Kraftlos sinke ich an seine Brust, beginne zu schluchzen. Dieser Schmerz, der in meinem inneren wachgerüttelt wurde, ist kaum zu ertragen. Das Atmen fällt mir immer noch schwer, doch der Zorn hat die Panikattacke zurückgehalten. Krampfhaft halte ich mich jetzt mit eiskalten Fingern an Zlatans Shirt fest, weil ich befürchte, sonst endgültig den Halt zu verlieren. Aufgelöst und unter Tränen jammere ich: „Alles haben sie mir genommen und dann lässt sie mich allein! Ich hatte doch nur noch sie!" Ob man mich überhaupt noch versteht, weiß ich nicht. Diese Emotionen übermannen mich, lassen mich heulen, fast zusammenbrechen, weil diese Last kaum auszuhalten ist. Unentwegt hält Zlatan mich im Arm, schiebt eine Hand in meinen Nacken und gibt mir so noch mehr das Gefühl, dass er mich nicht verlassen wird – egal, was kommt.

Es dauert lang, bis mein Weinkrampf nachlässt, bis ich in der Lage bin, ruhiger zu atmen. Dass meine Mutter das alles mitangesehen hat, beschämt mich. Für sie muss es wirken wie früher. Dabei bin ich nicht mehr dieser Mensch. Nicht nur. Ich habe mich verändert.

Langsam drehe ich mich zu ihr um, fixiere sie, lasse Zlatan dabei aber nicht los, dränge mich immer noch gegen ihn, weil ich ohne ihn vermutlich den Verstand verlieren würde. Meine Mutter schweigt, wischt sich allerdings über die Wangen. Hat sie geweint? Mit kratziger Stimme stoße ich dann hervor: „Du hast keine Ahnung, wer ich mittlerweile bin. Das Mädchen, das du verlassen hast, ist noch hier. Es ist nicht gestorben. Ich lebe noch, aber du kennst mich nicht mehr. Und es war deine Entscheidung, dass das jetzt so ist. Allein deine Entscheidung."

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Halleluja, sie ist ordentlich ausgeflippt. Da ist so viel Wut, Zorn und leider auch so etwas wie Hass in ihr... Beachtlich, dass Audreys Mutter das so über sich ergehen lässt...

Was denkt ihr, wird Audrey noch mit ihr reden? Ohne sie anzubrüllen?

Wie findet ihr es, dass Zlatan sich einmischt? Ich vermute mal, er verhindert schlimmeres o.O

Wie fandet ihr das Kapitel?

Fühlt euch umarmt,

eure Mercy aka Floraly <3


IBRAKADABRA - Liebe, Stolz & Fußball [Zlatan Ibrahimovic]Where stories live. Discover now