Dementsprechend freue ich mich auch, als Zlatan irgendwann endlich zur Tür hereinstapft. Sofort springe ich auf, will ihm in die Arme fallen, als ich seinen Gesichtsausdruck sehe. Er wirkt ernst, etwas zerknirscht und definitiv nicht gut gelaunt. Abrupt stoppe ich ab, lasse die Arme sinken, denn ich kann meinen Augen nicht trauen. Hinter Zlatan marschieren seine beiden Jungs durch die Tür und mir wird komisch. Was wird das hier? Wie angewurzelt stehe ich im Wohnzimmer, die beiden Jungs gehen ohne Umschweife in ihr Zimmer und sagen mir nicht mal Hallo. Also über Erziehung kann man ja streiten, aber das ist unhöflich. Energisch feuert Zlatan seine Tasche in die Ecke, grummelt irgendwas und kommt dann auf mich zu. „Hey Kleines", sagt er leise, gibt mir einen Kuss auf den Mund, der glücklicherweise nicht so kalt und abweisend ist, wie der Ausdruck in seinen Augen. „Hey", murmle ich, ziehe ihn an seinem Shirt näher an mich und drücke meine Lippen erneut auf seine. Es mag unpassend sein, aber ich brauche das jetzt, ich brauche ihn und außerdem fürchte ich mich ein wenig vor der Erklärung, weshalb er seine beiden Söhne mitgebracht hat. Irgendwann löst Zlatan sich von mir, lächelt leicht, während er mich betrachtet. „Was machen Vinc und Max hier?", spreche ich das Offensichtliche an, Zlatan fährt sich durchs Haar und brummt: „Helena musste kurzfristig weg und hat mir keine Wahl gelassen. Es tut mir leid, dass das so überraschend kommt, es ging nicht anders." Argwöhnisch lege ich den Kopf schief und gebe zurück: „Für wie lange?" Schulterzuckend meint er: „Ich weiß es nicht genau. Ein paar Tage." Ich atme tief durch, bevor ich mich noch dazu hinreißen lasse, ihn anzumeckern. „Das ist, nunja – es ist eine Überraschung. Das stimmt. Wie stellst du dir das vor? Ich meine, ich kenne die beiden eigentlich überhaupt nicht!" Leider klingt das doch wie ein Vorwurf, was ich vermeiden wollte. Aber bevor ich meine Aussage entschärfen kann, sagt Zlatan leise: „Ich weiß. Ich wollte, dass ihr euch längst kennenlernt, aber dann war... Naja, dann warst du weg. Vielleicht sollten wir das als Chance sehen? Du wirst dich sicher gut mit den beiden verstehen", er gibt mir einen Kuss auf die Stirn, legt seinen Arm um mich, „Es ist mir wichtig, dass meine Kinder die Frau kennenlernen, mit der ich mein Leben teile."

Eine warme Gänsehaut wandert über meinen Nacken und ich schließe kurz die Augen, genieße diesen vergänglichen Moment der Zweisamkeit, der Nähe. Wahrscheinlich ist die Situation für uns beide nicht ganz leicht, wir wurden beide überfallen, was spricht dagegen das Beste daraus zu machen? Ich bin nicht sonderlich erfahren mit Kindern, oder eine von denen, die sofort verzückt aufschreit, wenn ein Kind in der Nähe ist, aber so schwer kann das doch nicht sein? Außerdem sind es nur ein paar Tage.

Meine positive Einstellung dem Thema gegenüber wird allerdings bereits beim gemeinsamen Abendessen gehörig auf die Probe gestellt. Erst wird über das Essen gemosert, dann werden zwar angeregte Tischgespräche gehalten, die Sache hat nur einen Haken – ich verstehe kein Wort, da Vinc und Max ausschließlich Schwedisch sprechen. Anfangs denke ich noch, dass es mich nicht stört, aber bereits nach fünf Minuten bin ich dermaßen genervt, dass ich mich wirklich zusammenreißen muss, um nicht loszubrüllen. Zlatan ermahnt seine Jungs zwar immer wieder, sie sollen doch gefälligst Französisch sprechen, aber die beiden interessiert das null. Es ist schrecklich unangenehm, ich fühle mich wie ein Eindringling und vor allem habe ich permanent das Gefühl, dass die über mich reden. Als Maximilian dann auch noch mit seiner Gabel auf mich zeigt, habe ich genug. Wortlos stehe ich auf, gehe in die Küche, genehmige mir ein Glas Wein, das ich in einem Zug austrinke. Wenn die beiden nicht hier wären, würde ich zum Wodka greifen, eigentlich brauche ich was Stärkeres. Mehrmals hole ich tief Luft, rede mir ein, dass ich das hier hinkriege, ohne auszuflippen. Nachdem ich mich gefangen habe, räume ich den Esstisch ab, Zlatan ist mit den beiden im Bad verschwunden, wahrscheinlich müssen sie bald ins Bett. Ich freue mich schon darauf, wenn die beiden Quälgeister endlich schlafen und ich Zlatan nicht mehr teilen muss. An meinen Muttergefühlen besteht eindeutig Handlungsbedarf, aber es sind eben auch nicht meine Sprösslinge. Denen würde ich ein solches Verhalten, wie die beiden heute an den Tag gelegt haben, sowieso nicht durchgehen lassen, aber ich werde vorerst meinen Mund halten – wie gesagt, es sind nicht meine Kinder. Es ist noch viel zu früh, um Zlatan diesbezüglich zu kritisieren.

Kaum hat sich Zlatan neben mich auf die Couch fallen lassen, da kräht einer der beiden aus dem Kinderzimmer nach ihm. Oh Mann. So geht das drei Mal. Beim vierten Mal wird Zlatan leicht ungehalten und danach ist endlich Ruhe. Trotzdem überrascht es mich, wie viel Geduld er vorher an den Tag gelegt hat. Aber irgendwann ist eben Schluss. Wir sitzen noch eine Weile auf der Couch, schweigen. Keiner von uns will über das sprechen, was jetzt im Raum steht. Denn Zlatan wird an meiner Laune gemerkt haben, dass ich nicht sonderlich glücklich mit der Situation bin.

„Wäre es möglich, dass ihr in meiner Gegenwart kein Schwedisch sprecht? Das nervt!", platzt es irgendwann doch aus mir heraus, Zlatan seufzt. „Ich weiß, entschuldige. Ich glaube, die beiden testen ein bisschen ihre Grenzen aus. Vor allem Max benimmt sich manchmal in letzter Zeit unmöglich, dabei ist er noch viel zu jung für die Pubertät. Tut mir wirklich leid. Ich werde es versuchen", entschuldigt sich Zlatan und gibt mir einen Kuss. Grummelnd lehne ich mich an ihn. Ich glaub, ich bin kein solches kinderliebes Frauchen, das denen alles durchgehen lässt und drüber lacht.

Als Zlatan und ich im Bett liegen wird mir klar, dass unser Besuch noch ganz andere Auswirkungen hat – hier wird gar nix laufen, wenn seine Söhne im Nebenzimmer schlafen. Ich frage mich eh, wie Paare mit Kindern das anstellen. Parken die die dann woanders und lassen es in der kinderfreien Zeit krachen oder wie? Missmutig mustere ich Zlatan, der oberkörperfrei auf der Bettkante hockt und irgendwas auf seinem Handy tippt. Allein sein muskulöser Rücken macht mich schwach, das ist doch unfair, dass ausgerechnet jetzt Max und Vinc da sein müssen! So bekomme ich nie das, was ich will. Es gibt echt Schöneres, als sich permanent zusammenreißen zu müssen, denn eigentlich wäre mir heute Nacht sehr danach Zlatan anzuspringen und endlich eine Wiederholung der Silvesternacht einzuleiten. Aber daraus wird nix. Als wir nebeneinander liegen, verlässt mich der Mut. Auf so eine peinliche Aktion, von wegen wir sind grad richtig bei der Sache und dann steht plötzlich ein Kind vor mir, kann ich verzichten. Also lasse ich meine Hände brav auf meiner Seite und zwinge mich an unromantische, unerotische Dinge zu denken, um endlich dieses unerhörte Ziehen in meinem Unterleib loszuwerden, das mich ununterbrochen daran erinnert, was ich lieber tun würde – mit Zlatan schlafen.

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Argh... Da kriegt Audrey es hin, sich emotional endlich wieder auf Zlatan zu konzentrieren und dann das? Ganz mieses Timing... In dem Fall sind die beiden Sprößlinge echt ein Lustkiller, Audrey ist ja eh nicht so begeistert von der Situation.

Kann man das verstehen? Schon oder?

Wie wird Audrey nun damit umgehen? Vor allem mit den zwei Kiddis? ^^

Hat euch das Kapitel gefallen?

Alles Liebe,

eure Floraly <3

IBRAKADABRA - Liebe, Stolz & Fußball [Zlatan Ibrahimovic]Where stories live. Discover now