Noch bevor David vernünftig untersucht werden kann, reihert er Tessa einmal ordentlich vor die Füße. Na ne Gehirnerschütterung hat der Arme definitiv. Fast bin ich traurig, dass er nicht besser gezielt hat, dann wären ihre Schuhe jetzt wirklich hin. Auf Dr. Dardys Anweisung soll sie David untersuchen. Ächzend wischt sich David den Mund ab, lässt sich wieder auf die Liege fallen, auf welche er bugsiert wurde. „Audrey!", jammert er benommen, was von allen irritiert vernommen wird. Ich habe aber in diesem Augenblick keine Zeit für Erklärungen oder mir darüber den Kopf zu zerbrechen, wie das wirken könnte. Deshalb schiebe ich Tessa zur Seite, steige auf Zehenspitzen über die Lache Erbrochenes, die kurz darauf von irgendwem weggewischt wird und kümmere mich um Luiz. „David, du musst ein bisschen mitmachen, okay?" Wieder hat er meine Hand genommen, nickt aber mit halbgeschlossenen Augen. Danach untersuche ich ihn gründlich, unter der Beobachtung von meinem Chef und Tessa, mit dem Ergebnis, dass der liebe Herr Verteidiger mit ins Klinikum muss und dann ab ins CT. Er hat während der Untersuchung immer wieder so Aussetzer, die mir Sorgen machen und dringend abgeklärt werden müssen. Seine Nase scheint nicht gebrochen zu sein, immerhin. Ausgerechnet Tessa soll mit ins Klinikum fahren, genervt schlucke ich meinen Frust runter, da meldet sich der angeschlagene David Luiz zu Wort: „Nee, nee, nee! Audrey macht das!", wehrt er sich verbal, ich laufe tiefrot an. Dass er diese Sonderbehandlung selbst in seinem Zustand einfordert, überrascht selbst meinen Chef, der nachgibt: „Na gut, dann Sie, Mademoiselle Audrey. Rufen Sie an, wenn die Bilder fertig sind!"

Zum Glück bessert sich Davids Zustand bereits auf dem Weg ins Klinikum, er redet wieder klar, ist nicht mehr so benommen und merkwürdig drauf. Trotzdem wird das Kopf-CT gemacht, zu meiner Erleichterung sind keine Auffälligkeiten festzustellen. Ich informiere meinen Chef umgehend, wir besprechen kurz das weitere Vorgehen, bis ich wieder zu Luiz zurückkehre, der in einem Einzelzimmer Däumchen dreht und mir schon mehrmals mitgeteilt hat, dass er nach Hause will.

„Du hast Glück gehabt", beginne ich, setze mich auf seine Bettkante und lächle ihm kurz zu, „du scheinst wirklich nur eine leichte Gehirnerschütterung zu haben. Trotzdem behalten wir dich 24 Stunden hier zur Beobachtung." Beim letzten Absatz stöhnt David auf und zieht eine Grimasse. „Muss das sein?", jammert er, ich nicke. „Ja, das muss sein, tut mir leid. Wird schon nicht so schlimm, die Mädels werden sich gut um dich kümmern!", lache ich, denn ich weiß, dass er aufgrund seiner Art sehr beliebt ist und die jungen Schwestern sich wahrscheinlich darum reißen werden ihn zu umsorgen. Ihm wird es an nichts fehlen. „Na gut", murmelt er zerknirscht, ich erhebe mich und will mich von ihm verabschieden, da greift er wieder nach meiner Hand. Sein Blick dringt bis in mein Herz, mir stockt kurz der Atem. Trotz des sich bereits abzeichnenden Veilchens unter dem linken Auge und seiner ramponierten Frisur sieht er immer noch passabel aus. Gute Gene sind das, das muss man ihm lassen. „Danke, Audrey", sagt er leise, sein Lächeln ist wirklich herzerweichend und ich muss mich zusammenreißen, um ich nicht zu knuddeln, denn er wirkt so, als bräuchte er das. „Gerne, ich hab nur meinen Job gemacht", behaupte ich, aber er drückt meine Hand und wiederholt: „Danke." Mit roten Wangen erwidere ich: „Ich sehe morgen früh nach dir, ich hab jetzt Feierabend. Wenn was ist, klingelst du nach einer Schwester, okay?" „Alles klar", nickt er, dann verabschiede ich mich und verlasse sein Zimmer.

Nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen habe, lehne ich kurz mit dem Rücken dagegen, schließe die Augen, atme tief durch. Mein Puls beruhigt sich allmählich und ich versuche mich zu konzentrieren. Als David vorhin so regungslos auf dem Platz lag, hab ich solche Angst gekriegt, solche scheiß Angst, dass er sich wirklich ernsthaft verletzt hat. Es war nicht diese schon bekannte Sorge, die mir in meinem Job häufiger begegnet ist, nein ich habe Angst um ihn gehabt. Um David. Ich mag ihn, das muss ich mir eingestehen und wäre ich nicht mit Zlatan liiert – er hätte definitiv Chancen mein Herz zu erobern. Und eben diese Tatsache beschert mir Kopfzerbrechen. Wieso jetzt? Wieso reagiere ich so auf seine Annäherungsversuche? Was verspricht sich mein Herz davon? Denn realistisch betrachtet, habe ich den Mann meines Lebens längst getroffen, Zlatan. Warum ist mein Herz damit plötzlich nicht mehr zufrieden? Wieso reicht es nicht mehr? Ich weiß, dass ich die Antwort kenne. Die Wahrheit tut weh und mir bewusst zu werden, dass ich dabei bin, mich trotz allem emotional von Zlatan zu entfernen, trifft mich wie ein Blitzschlag. Wir sind dabei uns zu verlieren. Unsere eigentlich so intensive und unantastbare Verbindung löst sich scheinbar unaufhaltsam auf.

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Uhm... hoppla... Ist das nur eine Momentaufnahme, womöglich empfindet Audrey nur so, weil sie sich solche Sorgen um David gemacht hat? Wer weiß...

Allerdings sollte Zlatan ein Auge auf seine Audrey haben, und nicht nur große Reden schwingen - vielleicht wird sie dann die Unsicherheit los, die noch immer in ihrem Herzen sitzt.

Wie hat euch das Kapitel gefallen? Lasst es mich wissen : )

Alles Liebe,

eure Floraly <3

IBRAKADABRA - Liebe, Stolz & Fußball [Zlatan Ibrahimovic]Where stories live. Discover now