„Können wir reden?", fragt Lu mit einem merkwürdigen Unterton. „Hmmm, joa. Wieso fragst du so komisch?", erwidere ich. Dieser Tonfall sagt mir, dass irgendetwas im Busch ist. „Na ich wollte nicht stören", lacht sie und ich ziehe die Augenbrauen hoch. „Hä? Wieso?" „Er ist bei dir, oder?" „Ähm...", murmle ich verlegen. „Siehste!" „Woher wusstest du das?", schmunzle ich und beobachte Zlatan, der schmollend auf seinem Smartphone herumtippt. „Ich hab gestern wirklich durch Zufall das Spiel gesehen, in einer Bar. Und da hab ich dich gesehen – mit Zlatan!" Ach verdammt. „Dir ist klar, dass auch der Rest der Welt merken wird, dass ihr euch besser kennt, oder?", meint sie und bekommt einen Lachanfall. „Ist das so offensichtlich?", stammle ich und erröte leicht. „Hmmm, schon. Aber es war schon irgendwie süß. Aber denk dran, es soll ja nicht jeder merken, ne? Also zumindest so lange wie das so unklar ist bei euch beiden." Verwirrt sehe ich Zlatan an, der meinen Blick erwidert. „Bist du noch dran?", quäkt es aus meinem Handy, ich schüttle mich kurz. „Ja, wieso?" „Lass uns ein anderes Mal telefonieren, ich merk doch, dass du nicht bei der Sache bist!" Wieder fängt sie an zu lachen. „Okay, vielleicht hast du Recht", sage ich leise und blicke wieder in Zlatans Richtung. Das übertriebene Quieken von Lu ignoriere ich lieber. „Gott, du bist so was von verknallt in den! Das ist so süß, Sweetheart! Knutsch ihn ab und meld dich, wenns passt! Love you!" Ich verabschiede mich von ihr und lasse mein Handy sinken.

„Wer war das denn? Das Gekreische war ja bis hier zu hören", grinst Zlatan mich an. Aber im Moment will ich nicht reden. Mit meinem Herzen, das verrückt spielt, um so näher ich ihm komme, beuge ich mich zu ihm hinunter – verharre erst kurz vor seinem Gesicht. „Meine beste Freundin", antworte ich ihm und lasse mich von seinen braunen Augen in ihren Bann ziehen. „Oh Gott, euch beide erträgt man live aber auch schwer oder?", kommt es von ihm. „Keine Ahnung." Weil ich eindeutig einen anderen Plan verfolge, unterbreche ich dieses aufkommende Gespräch und drücke meine Lippen auf seine Wange. Viel lieber würde ich Lu's Vorschlag in die Tat umsetzen, aber das schaffe ich nicht. Auch wenn ich mich unglaublich nach seinen Lippen sehne und mir nichts Schöneres vorstellen könnte, mit ihm den Rest des Tages hier im Bett zu liegen und zu knutschen. Wirklich, es wäre perfekt – wenn da nur nicht mein verqueres Ich wäre. Zlatan legt seine Hand auf meine Wange. „Du machst es mir so unfassbar schwer, Audrey", raunt er mir mit einem leichten Lächeln zu. „Wieso?" „Weil...", erwidert er und sieht mich direkt an und lehnt sich ebenfalls vor. Es sind Millimeter, die uns noch voneinander trennen. Sein warmer Atem streift meine Lippen, mein Herz bleibt gleich stehen, weil ich es so sehr will und doch nicht kann. Gänsehaut bildet sich in meinem Nacken. Verunsichert lege ich meine Hand auf seine und hoffe, dass mein Herz aufhört zu rasen. Gefühlt Minuten sehen wir uns an und ich ringe mit mir, aber ich überwinde mich nicht – zu sehr bin ich verunsichert. Ein Kuss braucht Vertrauen und daran mangelt es eben. „Du quälst mich", flüstert Zlatan mit einem Leuchten in den Augen und bevor er die letzten Millimeter überwinden kann, sinke ich nach hinten und starre ins Leere.

Ich bin so zerrissen zwischen zwei so verschiedenen Welten. Meine dunkle Vergangenheit, die mich immer weiter in den Abgrund zerrt und die Gefühle, die Zlatan bei mir verursacht. Das passt nicht zusammen. Es führt dazu, dass ich es nicht glauben kann und mir mit einem Schlag nicht mehr vorstellen kann, dass das hier eine Chance haben könnte. Eine Chance auf mehr. Wie viel mehr, weiß ich nicht einmal, ich kann es nicht benennen, aber es ist belanglos, weil es eh keine gibt. Mich trifft diese Erkenntnis wie ein Faustschlag. In meinem Leben ist in den letzten 8 Jahren alles schief gegangen. Privat. Für mich hält das Leben keine leuchtende, glückliche Zukunft bereit. Was mache ich mir denn hier vor? Mein Puls beschleunigt sich, mir wird heiß, doch meine Finger kalt und erste Tränen sammeln sich in meinen Augen. Fuck. Wieso? Bebend erhebe ich mich und verlasse mein Schlafzimmer. Das Zittern meines Körpers setzt ein, als ich im Flur angelangt bin. Mit flacher Atmung lehne ich mich gegen die Wand und schließe die Augen. Was hat das alles für einen Sinn? Keinen. Diese Gewissheit schnürt mir die Kehle zu, drängt mich zurück in das endlose Schwarz meiner Albträume.

IBRAKADABRA - Liebe, Stolz & Fußball [Zlatan Ibrahimovic]Where stories live. Discover now