Ein wenig erschöpft stoße ich mit dem Rücken gegen Zlatans Brust, der ja immer noch hinter mir steht. Erschrocken trete ich einen Schritt vor und drehe mich zu mich um. „Worauf wartest du eigentlich, Audrey?" „Auf Dr. Dardys, er wollte mich zu Hause absetzen", erwidere ich müde. „Da kannst du lange warten, das ist hier meist ein ziemliches Kaffeekränzchen, an deiner Stelle würde ich mir einen Stuhl nehmen", sagt er mit einem Zwinkern. Oh nein, auch das noch! Seufzend starre ich die Tür des Besprechungszimmers an. „Na dann fahr ich eben mit der Métro." Kurzerhand klopfe ich an der Tür, alle Köpfe drehen sich in meine Richtung. „Monsieur, ich wollte nur Bescheid sagen, dass ich jetzt gehe", verabschiede ich mich ein wenig unsicher von meinem Chef. Er nickt. „Genießen Sie Ihren freien Tag morgen, bis Montag!" Ich winke in die Runde, alle erheben brav die Hand oder nicken mir zu, ich bin erlöst und kann nach Hause.

Ich folge Zlatan unauffällig nach draußen, weil ich mich sonst sicherlich verlaufen hätte. Es hat wieder angefangen zu schneien. Missmutig schaue ich mich um. Ich habe natürlich keine Ahnung, wo hier die nächste Metrostation ist. „Komm, ich fahr dich schnell", schlägt Zlatan vor und in Anbetracht der Kälte und der Tatsache, dass ich ziemlich durchgefroren bin, nicke ich. Was soll schon passieren? Merkwürdiger als es jetzt schon ist, kann es zwischen uns beiden gar nicht mehr werden.

Schweigend starre ich durch die getönte Scheibe und versuche mich darauf zu konzentrieren, dass ich jetzt Feierabend habe. „Wusstest du wirklich nichts davon, dass Dr. Dardys mich mitbringt?", frage ich später argwöhnisch. „Nein. Das ist seine Sache. Eine Zeit lang hat er diesen Noah dabei gehabt. Das klappte aber nicht. Wir kamen nicht mit ihm zurecht. Du wirst da bessere Karten haben bei den Jungs", antwortet er lächelnd. „Wieso das denn bitte?", murre ich mit gekräuseltem Nasenrücken. „Ganz einfach, weil du Charakter hast. Du sagt nicht immer Ja und Amen, bist aber sehr gründlich und freundlich. Außerdem werden alle versuchen, dich zur ‚Freundin' zu haben; der Doc kann nämlich manchmal ganz schön unleidlich werden." Aha. „Und wenn doch mal einer quer schießt, kümmer ich mich drum", fügt er grinsend hinzu und ich möchte ihm schon wieder eine scheuern. „Misch dich da nicht ein", fauche ich gereizt und sehe wieder aus dem Fenster. Endlich kommen wir an meinem Haus an, Zlatan parkt den Wagen und wir steigen aus. „Danke", murmle ich und wende mich ohne weiteren Abschied meiner Haustür zu. Verwirrt stelle ich fest, dass er mir in den Hausflur folgt. „Was denn noch?", nörgle ich und fixiere ihn bitter. „Geh hoch, nicht hier", meint er gelassen und ich gehorche – aber auch nur, weil ich mich nach meiner Jogginghose und meinem Kuschelpulli sehne. Genervt schließe ich kurz darauf meine Wohnungstür auf und entledige mich meiner Schuhe und meines Mantels. „Was willst du denn noch?", maule ich, als ich sehe, dass er es mir gleich tut. Schnell verschwinde ich im Schlafzimmer, ziehe mich um und trete in meinen gemütlichen Klamotten in Wohnzimmer, wo Zlatan schon auf der Couch sitzt und scheinbar den Rosé aus meinem Kühlschrank geholt hat. Mit stechendem Blick setze ich mich neben ihn. „Was soll das hier? Wir haben uns nichts mehr zu sagen!", meckere ich und er erträgt es mit Fassung. Anstatt mir zu antworten, gießt er Wein ein und drückt mir das Glas in die Hand.

„Wieso denkst du, dass ich dich nicht mehr mag?", bricht er wenig später sein Schweigen. „Hä? Wie kommst du bitte darauf?!", gifte ich ihn an. Das habe ich ihn nie wissen lassen, dass diese Tatsache so sehr an mir nagt! Wie kommt er da jetzt drauf?! „Das hast du selbst gesagt." Vehement schüttle ich den Kopf. „Ich weiß ja nicht, was du geträumt hast – aber wann soll ich das gesagt haben?! Ich hab schon verstanden, was du dir dabei gedacht hast. Mehr Erklärungen brauche ich nicht!" Ich klinge so, wie ich mich fühle – verletzt. Er hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Amüsiert zieht er die Augenbrauen hoch. „Ich habe geträumt? Na wohl eher, dass du dich nicht mehr erinnerst." „Was redest du da für Stuss?!", motze ich weiter und kann mir partout nicht erklären, wo er diese Behauptung hernimmt. Ja, es ist wahr, aber er kann das nicht wissen! „Du erinnerst dich wirklich nicht oder?" „Woran denn?", meine ich mit verschränkten Armen und glühenden Wangen. Er bringt mich schon wieder total auf die Palme.

IBRAKADABRA - Liebe, Stolz & Fußball [Zlatan Ibrahimovic]Where stories live. Discover now