Schnaubend fahre ich wieder los und mache mich auf den Weg zu Helenas Eltern, um meine Jungs abzuholen. Ich bin keine 5 Minuten unterwegs, als Helenas Mutter anruft.

"Zlatan? Hallo?"
"Ja? Ich hole die zwei jetzt ab!"
"Wir sind auf dem Weg ins Kino. Entschuldige, Helena sagte, sie würden heute bei uns bleiben. Die beiden freuen sich jetzt schon so darauf. Magst du sie danach abholen? In 3 Stunden?"
"Von mir aus!"

Ich lege ohne Verabschiedung auf. Ich bin wirklich stinksauer! Ich sehe meine beiden Jungs nur 2-3 Mal pro Woche und selbst das sabotiert Helena immer häufiger mit solchen Aktionen!
Viel zu schnell fahre ich durch das verschneite Paris. An einer kleinen Kreuzung ohne Ampel muss ich eine Vollbremsung hinlegen, weil jemand über die Straße läuft. Ich schlittere gefährlich schnell auf sie zu und die Person springt zur Seite. Wild gestikulierend steht sie vor meiner Motorhaube und scheint mich anzubrüllen. Als sie dann aber ansetzt gegen mein Auto zu treten, reiße ich die Wagentür auf und springe aus dem Auto.
"Hey! Hast du ne Macke! Lass die Scheiße! Wag es nicht gegen mein Auto zu treten!", rufe ich aufgebracht.
Erschrocken sieht mich dieser Mensch an, es ist eine junge Frau, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen und so eingeschneit wie sie ist, läuft sie schon länger durch dieses Schneetreiben. Als sie hochschaut, rutscht ihre Kapuze etwas nach hinten.
"Audrey?", frage ich verwundert. Ihre Nase und Wangen sind rot von der Kälte,ihre Lippen leicht blau. Sie presst die Lippen aufeinander. Ihre blutunterlaufenen Augen deuten darauf hin, dass sie lange geweint haben muss, seitdem sie vorhin losgelaufen ist. Sie sagt kein Wort und schaut mich an. Sie schlingt die Arme fest um ihren Körper und zittert.
Scheiße, ich kann sie doch nicht so hier stehen lassen.
"Wo willst du eigentlich hin?, will ich von ihr wissen. Hinter mir hupt jemand. Ich drehe mich um und werfe dem Fahrer einen bösen Blick zu, der daraufhin sofort verstummt und das Hupen bleiben lässt.
"N-nach Hause", bibbert Audrey.
Auch wenn ich ihre Nähe kaum ertrage, ich lasse sie nicht hier draußen erfrieren!
"Steig ein!", rufe ich ihr zu und sitze schon halb im Wagen. Sie macht keine Anstalten und steht noch immer vor meiner Motorhaube. Jetzt hupe ich dreimal und bedeute ihr endlich einzusteigen. Langsam setzt sie sich in Bewegung und lässt sich kurz darauf auf den Beifahrersitz fallen.
Ich drehe die Heizung noch höher, starte den Motor und fahre los.

"Wo wohnst du, Audrey?"
Sie nennt mir ihre Adresse. Sie zittert noch immer. Mir ist schon so heiß von der voll auf gedrehten Heizung, es ist kaum zum Aushalten. Ich gebe ihre Straße ins Navi ein und sehe angestrengt auf die Straße. Audrey macht mich nervös. Auch wenn sie kein Wort sagt. Schweigend bringen wir die 20 Minuten Fahrt hinter uns. Ich parke den Wagen und wir steigen aus. Sie wohnt wirklich nicht in der allerbesten Gegend. Doch sicherlich verdient sie auch nicht die Welt.
Sie kramt ihren Schlüssel aus der Tasche, er rutscht ihr aus der Hand und fällt in einen Schneehaufen. Sie sagte etwas, was ich nicht verstehe, lässt sich auf die Knie fallen und gräbt nach ihrem Schlüssel. Ich kann das nicht mitansehen. Ich ziehe sie am Arm nach oben und mit zwei Ladungen Schnee, den ich zur Seite befördere, halte ich ihren Schlüssel in der Hand.
Audrey lehnt mit geschlossenen Augen an der Wand vom Hauseingang. Da sie nicht reagiert, als ich ihr den Schlüssel vor die Nase halte, stecke ich einfach den ersten ins Türschloss. Er passt und ich öffne die schwere Holztür. Audrey rührt sich immer noch nicht.
"Audrey, komm. Ich bring dich in deine Wohnung."
Keine Reaktion. Ach Mann. Ein wenig widerwillig strecke ich meine Hand nach ihrem Handgelenk aus. Ist sie im Stehen eingeschlafen? Oder was ist hier los? Ich umfasse ihr Handgelenk und ziehe sie ins Haus hinein. Sie stolpert mir hinterher. Ihre Haut ist eiskalt.
"Welcher Stock?" "Ganz oben.", antwortet sie leise. Ich steige die ersten Treppenstufen hinauf, doch Audrey braucht eine gefühlte Ewigkeit für jede Stufe.
Da sie kreidebleich ist und ihre Lippen immer noch zartblau, überwinde ich mich, gehe wieder hinunter, packe sie an der Hüfte, werfe sie über meine Schulter und trage sie so bis in den 6. Stock. So viel zu, ich solle die Schulter schonen. Sie ist aber nicht schwer und da keinerlei Widerworte von ihr kommen, scheint es ihr nicht sonderlich gut zu gehen.

IBRAKADABRA - Liebe, Stolz & Fußball [Zlatan Ibrahimovic]Where stories live. Discover now