30. »Genial!«

2.7K 235 51
                                    

Ich riss die Augen auf und sah hektisch zu Alecya, aus deren Kehle der Schrei gekommen war. Auch drüben im Zelt der Jungs wurde es unruhig. Sie waren ebenfalls erwacht. Mit wild klopfendem Herzen fasste ich nach Alecyas Hand. »Was ist denn?« Sie starrte nur vor sich hin und gab keine Antwort. Die Zeltplane wurde hochgeklappt und zwei verschlafene Jungs spähten ins Innere.

Lukes Haare waren noch verwuschelter als sonst und standen ihm hinten vom Kopf ab, Connor fielen ein paar wellige Strähnen ins Gesicht. »Was zum Teufel ist passiert?!«, zischte Luke und sah sich unruhig um. »Das wüsste ich auch gerne«, wisperte ich und nickte zu Alecya, die uns mit versteinertem Gesicht ansah. Sie holte tief Luft und sagte dann mit zitternder Stimme: »Wir dürfen nicht umkehren! Bitte!«

Verwirrt zog Connor die Augenbrauen zusammen. »Hä? Wieso sollten wir denn umkehren? Und warum hast du geschrien??« Alecya zog die Beine dicht an ihren Körper und umklammerte diese. »Ich weiß jetzt, wo wir hinmüssen. Ich hatte eine Vision.« Man hätte eine Stecknadel zu Boden fallen hören, so gebannt hingen wir plötzlich an ihren Lippen. »Ich habe einen Berg gesehen. Und ein Portal. Wir müssen diesen Fluss finden!«

Ein breites Grinsen breitete sich auf Connors Gesicht aus. »Genial! Wir haben endlich eine Spur.« Er fasste sich beim Aufstehen an den Hals und umklammerte schnell einen Anhänger, der ihm wohl unter dem T-Shirt herausgerutscht war. Allerdings tat er das so schnell, dass ich nicht erkennen konnte, wie der Anhänger aussah. Schon stopfte er die Kette wieder unter den Kleidungssaum und der Moment, in dem ich ihn danach fragen wollte, war vorbei.

»Das sind ja großartige Neuigkeiten, Leute«, seufzte Luke und gähnte, »aber ich bin hundemüde und möchte momentan einfach nur schlafen.« Mit diesen Worten schlurfte er zurück ins Jungszelt. »Alles klar. Ich denke, ich geh' dann auch mal pennen«, verabschiedete sich auch Connor. Alecya und ich waren wieder allein und ich kuschelte mich in den warmen Thermoschlafsack.

»Warum hast du bei der Vision geschrien? Ich habe dich schon mal bei einer Vision gesehen und da hast du nicht geschrien. Luke ist das wohl auch aufgefallen, aber er war zu höflich um zu fragen.« Eine lange Zeit herrschte Stille. Als ich schon dachte, sie wäre eingeschlafen, antwortete sie doch noch. »Ich möchte nicht darüber reden. Es war nicht wichtig.« Ich wusste, dass sie log.

***

Kurz nachdem die Sonne aufgegangen war flogen wir weiter. Ich war noch im Halbschlaf und verlor immer wieder an Höhe, bis Alecya in meinen Gedanken anfing »Heroes« zu singen. Danach waren wir alle wach, denn sie traf die tiefen Töne nie richtig und klang einer Säge ähnlich. Luke machte es sich auf Connors Rücken bequem, bis dieser meinte, es wäre besser, wenn Luke mal auf die Karte schauen würde. »Was fällt dir ein, mir Befehle zu erteilen?!«, brüllte er gegen den Wind an.

Ich hätte ihn fast nicht verstanden. »Oh, Mister Superschlau hatte mal nicht die beste Idee und kann es nicht leiden, wenn andere ihn darauf hinweisen!«, kam es prompt von Connor. »Hört auf!«, unterbrach ich schnell. Luke kramte eine Karte aus dem Rucksack und fuhr mit seinen Fingern die Flüsse nach, bis er die Erika gefunden hatte. »Weiter nach rechts«, informierte er und wir drehten ab.

Zwei Stunden später jubilierte Alecya. »Hey, es ist tatsächlich die Erika, die ich in meiner Vision gesehen habe!« Wir legten die Flügel an und sausten begleitet von Lukes Jubelrufen hinunter in Richtung Wasser. Die Sonne reflektierte auf dem Wasser und warf schimmernde Reflexionen in Blau, Grün und Silber auf unsere Schuppen, als wir dicht über die Wasserfläche dahinglitten.

Luke beugte sich tief über Connors Hals und streckte den Arm aus, sodass dieser die funkelnde Wasseroberfläche durchbrach und er eine Linie aus schäumendem Wasser hinterließ. Zu meiner eigenen Verblüffung genoss ich den Moment. Es gab schlicht und einfach nur eine Bezeichnung dafür: magisch. Unter mir das indigoblaue Wasser mit einem Stich von Grün, neben mir das ziegelrot der Felsen, die die Erika flankierten, und über mir das durchdringende Himmelsblau mit den weißen Wolkentupfen.

Der Wind pfiff um meinen Körper und fuhr unter meine Flügel, die mich kraftvoll immer weiter zu dem Ort brachten, vor dem wir alle uns am meisten fürchteten: die Dunkle Festung. Aber wenn ich eins wusste, dann: es war für Tiana. Und das war Grund genug.

Hey ihr Lieben, wir haben die 300 Votes erreicht und stehen kurz vor den 100 Kommentaren! Habt Spaß mit dem Kapitel. Bis zum nächsten Kapitel, eure
FantasyWriting14

PS:Hier habe ich euch noch mal den Trailer zum Buch verlinkt, falls ihr Interesse habt :D

Dragons-Magische VerwandlungWhere stories live. Discover now