24. »Wir müssen sofort los.«

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Sobald die Dämmerung einsetzte brachen wir auf; flogen dicht über den Baumwipfeln, damit uns niemand sah. Luke klammerte sich an dem Zackenkamm fest, der sich von meinem Kopf bis zur Schwanzspitze zog. Er duckte sich tief an meine Schuppen, weil der Wind direkt gegen uns blies. Ich musste kräftig mit den Flügeln schlagen und Lukes Gewicht machte das Ganze nicht gerade einfacher.

Ich hatte ihn zwar schon mal getragen, aber das war nur eine kurze Strecke. Das hier würde mindestens eine Stunde dauern und anstrengend werden. »Gleich kommt die Straße«, informierte ich Luke per Telepathie. Mittlerweile hatte ich den Dreh raus. Mein Plan war, der Straße zu folgen bis zum Campingplatz. So waren wir damals hergefahren. Ich hielt mich immer nahe von Baumgruppen und Hügeln, glitt manchmal flach am Boden entlang und hatte stets die Lichter der Autoscheinwerfer im Blick.

Bald schon kam mir die Umgebung bekannter vor. Nach einiger Zeit sah ich das erste Schild, das auf den Campingplatz hinwies. Fast geschafft! Matt setzte ich hinter ein paar Ginsterbüschen auf, die ihre Äste wie lange gierige Finger nach mir ausstreckten und mit ihren Stacheln an meinen Schuppen kratzten. Sobald ich wieder ruhig atmen konnte, versuchte ich Kontakt zu Alecya aufzunehmen. »Hey, wo bist du?«

Sie antwortete: »Treffen wir uns bei der Lichtung?« »Klar«, antwortete ich atemlos und verwandelte mich zurück. »Los, wir müssen zur Lichtung«, sagte ich und lief noch während dem Reden los. Nur keine Zeit verlieren! Gemeinsam brachen wir Zweige zur Seite und kämpften uns durch den nächtlichen Wald. Kastanien zerbrachen unter unseren Schuhen; der Geruch von frischem Laub und feuchter Erde stieg mir in die Nase.

Ein winziger Falter tanzte an meiner Nase vorüber, seine weißen Flügelchen kämpften mit dem kühlen Frühlingswind. Wieder machte sich meine schlechte Orientierung bemerkbar. »Ähm, Luke? Wo müssen wir jetzt eigentlich hin?« Vorhin war es einfach gewesen, ich musste nur der guten bekannten Straße folgen. Aber hier, zwischen den Bäumen, sah alles gleich aus...

»Ich glaube, ich weiß hier geht es lang«, gab er unsicher zurück. »Du glaubst, du weißt...?«, wiederholte ich sarkastisch. »Ich bin mir nicht sicher, zufrieden?!«, unterbrach mich Luke und kraxelte über einen verlassenen Ameisenhaufen. Ärgerlich folgte ich ihm. »Das heißt also, wir haben uns verlaufen«, stellte ich fest. »Du kannst aufhören, rumzuzicken«, unterbrach Luke. »Wa...!« »Wir sind da. Hier ist die Lichtung.« Ich vergaß sofort, was ich sagen wollte, und lief hastig los.

»Alecya!«, rief ich laut. »Connie!«, ertönte ihre erleichterte Stimme. Sie trat zwischen einer Ansammlung von Tannen hervor und umarmte mich fest. »Ich bin so erleichtert, dass ihr hier seid«, flüsterte sie in mein Ohr. »Ohne euch...« Sie trat einen Schritt zurück und wischte sich eine kleine Träne aus dem Augenwinkel. »...wüsste ich nicht, wie ich das schaffen soll.« »Was schaffen?«, fragte ich besorgt und legte meine Hand sanft auf ihren Arm.

»Tiana ist krank«, schluchzte Alecya. Ich lachte fast vor Erleichterung. Nur eine Krankheit! Alecya sah mich voller Verzweiflung an. »Nein, nein, du verstehst nicht«, fuhr sie fort. »Es ist eine Krankheit, die nicht einfach wieder vergeht. Ich hatte eine Vision. Es gibt nur einen Ort, wo wir die Antwort finden!« Panik flackerte in ihren Augen auf. »Die Festung der Dunklen Drachen!« Fassungslos ließ ich sie los und öffnete den Mund, ohne etwas zu sagen.

Das war das Schlimmste, was ich mir nur vorstellen konnte. Zu dem Ort gehen, an dem unsere schlimmsten Feinde am stärksten waren! »Moment mal! Du willst doch nicht sagen, dass wir zu Ryans Kumpels gehen müssen?!«, rief Luke, der neben uns getreten war, aufgeregt. »Und wir wissen nicht mal genau, was wir suchen?! Wo ist dieser Ort überhaupt?« Verzweifelt schüttelte Alecya den Kopf. »Ich weiß es nicht.«

Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Ich weiß nicht mehr als in deiner Traumvision.« Als sie das sagte, bebte ihre Stimme. »Das war also wirklich eine Vision. Und du hast sie mir geschickt! Na klar, das ist deine Kraft...«, sagte ich. Mir wurde jetzt alles klar. Da fiel mir etwas ein. »Al, ich habe jetzt auch Kräfte! Wasserkräfte!« Sie warf mir einen erstaunten Blick zu. »Ich habe noch nie gehört, dass zwei Drachen exakt die selben Kräfte haben«, sagte sie verwirrt.

»Aber immerhin kannst du dich wehren. Wir müssen sofort los. Diese Festung kann doch nicht so schwer zu finden sein!« »Mal langsam!« Ich sah zu Luke. »Zu dritt ist das viel zu gefährlich. Ich bin dafür, dass wir Connor mitnehmen. Immerhin kann Luke nicht fliegen!«

Weihnachts-Special :D
Ich würd's ja schneien lassen, aber im Frühjahr macht sich das nicht so gut...

Lg FantasyWriting14

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