Das Spiel beginnt

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Der nächste Tag begann, anders als ich erwartet hatte. Nicht lange hatte Phileas am vorigen Tag neben mir unter diesem Baum gesessen und dennoch hatte es sich wie eine Ewigkeit angefühlt. Es bedrückte mich, solche Momente in nächster Zeit nicht mehr gemeinsam mit Phileas und Kiyan verbringen zu können. Wobei mir Phileas' Worte über seinen Bruder durchaus im Gedächtnis geblieben waren. Ich würde allerdings noch genug Zeit finden, um mir darüber den Kopf zu zerbrechen.

Um den König nicht erneut zu verärgern, hatte ich mich bereits am frühen Morgen in die Küche begeben und half den Bediensteten dort, das angeordnete Frühstück vorzubereiten. Am liebsten half ich bei er Zubereitung der Brote, für die nächsten Tage. Diese Aufgabe verband ich mit einer schönen Erinnerung und es war beruhigend, an solche Momente zurückzudenken, während im selben Augenblick im Schloss alles drunter und drüber ging. Es fiel mir deutlich leichter, mit dieser bedrückenden Stille im Schloss zurechtzukommen, wenn ich beschäftigt war.

Ich schob ein Blech mit zurechtgeformten Broten in den Ofen und betrachtete daraufhin einen Moment das stetige Treiben, innerhalb der Schlossküche. Trotz der anstrengenden Arbeit und den hohen Anforderungen des Königs, wirkten sie alle mehr als zufrieden. Das Lächeln auf den Lippen der Bediensteten sprach Bände und sie schienen untereinander bestens zurechtzukommen. Etwas, was ich sehr zu schätzen wusste. Denn auch wenn die Arbeit sicherlich nicht einfach war, halfen sie sich gegenseitig und sorgten dafür, dass jeder einzelne von ihnen, ein wenig Freude dabei verspüren konnte. Aus diesem Grund war ich zu dieser frühen Stunde auch allzu gerne hier.

Lange konnte ich meine Gedanken jedoch nicht schweifen lassen, als plötzlich die Tür zur Küche aufgestoßen wurde und zwei Wachen den Raum betraten. Das unerwartete Auftauchen dieser, wurde mit schlagartig verstummenden Gesprächen entgegengenommen und die anfängliche Freude verschwand aus den mir umliegenden Gesichtern. Mein Blick lag wie festgefroren auf diesen zwei Wachen. Jurian war nicht unter ihnen, dies war mein erster Gedanke. Daraufhin fragte ich mich nun, warum diese Wachen so plötzlich hier aufgetaucht waren.

Der Blick dieser zwei Männer wanderte bedacht durch die Reihen der Bediensteten, bis sie schließlich bei mir liegen blieben und die beiden sich ohne ein einziges Wort auf mich zu bewegten. Automatisch wich ich zurück, als ich diese, mich deutlich überragenden Männer, auf mich zukommen sah. Ich verstand nicht, was hier geschah und warum ausgerechnet ich nun deren Ziel sein musste. „Der König wünscht Sie zu sprechen." Formulierte eine der Wachen, womöglich aus reiner Höflichkeit, wodurch jedoch jedes Fünkchen an Freude meinen Körper verließ. Warum auch immer der König mit mir sprechen wollte, es konnte nichts Gutes bedeuten, wenn er sogar Wachen schickte, um mich zu ihm zu bringen.

Obwohl ich mich ihnen entziehen wollte, war der Griff der Wachen um meine Arme so umfassend, dass ich nicht dagegen ankam. Sie führten mich ohne ein weiteres Kommentar aus der Schlossküche hinaus, während die verstummten Gespräche und eingeschüchterten Blicke der anderen Bediensteten hinter uns zurückblieben. „Lasst mich los! Ich kann diesen Weg auch durchaus alleine laufen." Merkte ich mit gereizter Stimme an, was jedoch zur Folge hatte, dass sich die Griffe um meine Arme noch verstärkten. Die Wachen richteten nicht einmal für einen kurzen Moment ihre Blicke auf mich, als ich mich dabei an sie wandte.

Die Schritte der Wachen waren stetig, beinahe rhythmisch, während sie mich regelrecht durch die Gänge des Schlosses zerrten. In meinen Gedanken herrschte ein wahrliches Durcheinander. Ich versuchte die vergangenen Tage Revue passieren zu lassen, um herauszufinden, was ich womöglich falsch gemacht haben konnte. Es musste etwas Gravierendes sein, denn sonst würde der König sicherlich keine Wachen losschicken, um mich zu ihm zu bringen. Ich hatte mich am vorigen Nachmittag mit Phileas unterhalten, daran konnte ich mich noch deutlich erinnern. Doch konnte diese Tat solch ein Ausmaß an Handeln von Seiten des Königs annehmen?

Die ZofeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt