Kapitel 76

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Es waren endlich Herbstferien. Die Schule hing mir einfach zum Hals raus und dass ich am Wochenende ständig Zug gefahren war, hatte mich noch zusätzlich gestresst. Keiner der Lehrer hatte mehr Mitleid mit uns und sie meinten alle, schon möglichst viel vor den Ferien schreiben zu müssen, das Abi würde ja auch nicht verschoben werden, nur weil wir gestresst seien.
Kira war mittlerweile eine ziemlich gute Freundin geworden, während Ben einfach ein Idiot war.
Er hatte vor ca zwei Wochen mit Sophia ein Referat machen müssen und seitdem waren die beiden irgendwie Besties geworden. Das machte die beiden noch unerträglicher, da sie im Doppelpack einfach noch dämlichere Aktionen und Sprüche brachten.
Sahra hing plötzlich ständig mit Fabi ab und ich stimmte mittlerweile der Theorie zu, dass sie seine Freundin war. Das ganze war schlichtweg seltsam, aber um ehrlich zu sein interessierte es mich nicht mehr wirklich. Sollten die beiden machen, was sie wollten.
Ich würde noch heute nach München fahren, auch wenn Jamal erst morgen aus Berlin zurückkehren würde.
Sie würden morgen ein Spiel haben, bei dem ich, aufgrund der Entfernung leider nicht dabei war.
Dafür flog er in ca. drei Stunden los, weshalb wir ausgemacht hatten, dass ich in seiner Wohnung übernachten würde.

Mit meinem Koffer stieg ich aus dem Zug und nahm mir dann ein Taxi, um in Jamals Wohnung zu fahren.
Dort schloss ich die Haustür auf und brachte mein Zeug hoch, ehe ich mich unten auf das Sofa setzte.
Ein wenig komisch war das Gefühl, allein in seiner Wohnung zu sein, schon, aber da Jamal es vorgeschlagen hatte, ignorierte ich es einfach.

Irgendwann bekam ich Hunger, weshalb ich mich aufraffte und in die Küche lief. Anscheinend hatte Jamal eingekauft, denn der Kühlschrank war tatsächlich voll.
Neben ganzen fünf Packungen Maultaschen entdeckte ich noch zwei volle Eierschachteln, woraufhin ich loslachen musste.
Wie konnte er eigentlich ständig das gleiche essen?!
Nach einer Minute Starren schloss ich den Kühlschrank wieder und nahm mir eine Packung Nudeln aus dem Schrank.

"Und, gut angekommen?", Eli und Kira saßen zusammen auf dem Sofa in Elis Zimmer.
"Ja, die Zugfahrt war eigentlich relativ angenehm.
Anderes Thema: Wisst ihr schon, ob ihr jetzt am Dienstag kommen könnt? Dann besorgt euch Jamal Karten."
"War der Grund, weshalb wir angerufen haben.", Kira lächelte, Eli fluchte auf, weil sie irgendein komisches Game verlor.
"Also wenn es möglich wäre, würden wir kommen."
"Ja, perfekt. Dann kannst du mal Jamal kennenlernen und Eli hat dann vielleicht auch mal ein besseres Bild von ihm.", ich verzog das Gesicht und sah dann auf die Uhr.
"Okay guys, ich muss mich jetzt fertig machen.", seufzend stand ich auf und ging in das Bad, um meine Haare zu richten und mich dezent zu schminken.
"Wohin geht's?", Eli sah beiläufig auf das Handy, während sie Kira Anweisungen gab. Wenn ich richtig lag, spielten die beiden Genshin Impact oder wie auch immer das Spiel hieß.
"Ich gehe mit Lina und Mathea noch was essen."
"Shit!", Kira sah missmutig auf den Computer, ich schüttelte mit meinem Kopf.
"Hört doch mal auf mit diesem komischen Spiel."
"Sagt die, die sich sämtliche Fußballspiele ansieht und dann manchmal auch noch FIFA zockt. Also bitte Juli, aber du bist nicht besser.", Eli sah mich kopfschüttelnd an und schrie dann ihrer Schwester an, die doch bitte ihre Fresse halten sollte.
"Excuse me? Fußball ist geil und abgesehen davon, was wäre ich bitte für eine Freundin, wenn ich mir nicht die Spiele ansehen würde?"
"Vermutlich nicht Jamals..."
"Ne, Kira, sein Name ist Bambi.", Eli grinste.
"Ach stimmt, sorry. Ja keine Ahnung, ich bin schon stolz, wenn ich 7 Nationalspieler aufzählen kann..."
"Dein Glück, dass fast alle von denen, die du kennst, bei Bayern spielen. Denn wer zu einem Championsleague-Spiel kommt, sollte die Spieler schon kennen.", ich grinste und Eli starrte mich an.
"Ich glaube ich kann am Dienstag doch nicht kommen."
"Übertreib nicht. Das sind ein paar Spieler, die meisten hast du eh schon mal gesehen oder von ihnen gehört. Es reicht, wenn ihr euch mal den Kader anseht."
"Okay, whatever. Dings, lass morgen nochmal telefonieren, also wenn Jamal dann da ist und dann klären wir alles.", Eli sah mich fragend an, ich nickte.
"Okay, gut. Guten Appetit!", Kira lächelte.
"Danke und euch viel Spaß bei eurem Genshin Impact."
"Werden wir haben, danke Juli.", Eli schüttelte den Kopf, "Давай."
"Ja, bye bye.", ich legte grinsend auf und sah mich dann kurz im Spiegel an, ehe ich mich kurz umzog und dann die Wohnung verließ.

"Juliiii!", die beiden standen lachend auf und zogen mich in eine Umarmung. Mathea roch ziemlich stark nach Kaugummi, Mundwasser und Parfüm, was mich ein wenig irritierte, da sie normalerweise eher einen dezenten Geruch auftrug.
"Wir dachten schon du wärst eingeschlafen.", Lina grinste.
"Ja klar, ganz normal am Freitag Abend um 19 Uhr.", ich schüttelte lachend den Kopf, "Nein, ich war ein bisschen zu dumm, um den Weg zu finden."
"Ha, ich wusste es. Wir hätten dich ja abgeholt, draußen ist es eh arschkalt, aber wir sind beide auch nicht mit dem Auto da...", Mathea sah angewidert nach draußen und ich setzte mich an den Tisch.
"Wir haben schon was bestellt, hoffe ein Aperol passt?"

"Okay, ich glaube wir sollten Heim.", Mathea kicherte los und winkte den Kellner her.
Die beiden hatten sich ein paar viele Gläser bestellt, vor allem Mathea wirkte nicht mehr ganz klar.

"Mathea, bist du dir sicher, dass du den Weg alleine findest?", ich sah die Brünette zweifelnd an, die sich gerade auf dem Bürgersteig wie eine Ballerina drehte.
"JA! Mein Schlüssel passt eh nur zu einem Schloss, also probiere ich ihn zur Not einfach aus.", sie lachte und ich starrte Lina entsetzt an. Diese zuckte nur hilflos mit ihren Schultern: "Ich schwöre dir, sie hat sich noch nie so abgeschossen. Keine Ahnung, was mit ihr los ist..."
"Okay, ich glaube es wäre besser, wenn Lina oder ich dich begleiten. Wir wollen doch nicht, dass du deinen Schlüssel in jedes Schlüsselloch Münchens steckst..."
"Aber warum? Das wäre lustig!", sie kicherte los.
"Ach du... Wann ist sie bitte so betrunken geworden?!", ich starrte Mathea an, die sich nun mit einer Hand an der Straßenlaterne festhielt und sich um die Stange herumschwang.
"Hör zu, Mathea. Ich rufe uns jetzt ein Taxi und dann geht Juli mit dir in deine Wohnung, ja?", Lina drehte sich zu mir um, "Ich muss zu den Kindern, tut mir leid! Ist das in Ordnung?"
"Ja klar, geh ruhig. Ich versuche sie irgendwie nach Hause zu bringen...", zweifelnd sah ich auf die völlig dichte Brünette, ehe ich Lina zuhörte, wie sie ein Taxi rief.

"Mathea, jetzt komm!", stöhnend zerrte ich sie die Treppe hoch und versuchte dabei nicht allzu laut zu sein.
Das funktionierte jedoch nicht so ganz, da die betrunkene Mathea einfach wie ein störrisches Kind war.
"Ey du nervst. Komm jetzt!"
"Und was wenn nicht?", ich rollte entnervt mit meinen Augen.
"Dann rufe ich Onkel Leon an, der dann ganz sauer wird und lauter Voice Cracks bekommt.", eigentlich war das nur ein unlustiger Spruch gewesen, aber irgendwie stand Mathea in dem Moment tatsächlich auf und lief ohne Widerrede nach oben.
Irritiert ging ich ihr hinterher.
"Mir ist schlecht und ich habe Kopfschmerzen.", quengelnd ließ sie sich auf die Couch fallen.
"Selbst schuld würde ich sagen. Warum hast du dich überhaupt so abgeschossen? Sonst bist du doch auch kein Alkohol-Fan.", ich sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an und holte dann einen Eimer, ein großes Glas Wasser und eine Aspirin.
"Ist irgendwas passiert?", ihre quengelige Miene löste sich auf, stattdessen schimmerten plötzlich Tränen in ihren Augen.
Erschrocken setzte ich mich zu ihr: "Hey! Mathea, was ist denn los?"
Sie antwortete nicht, stattdessen starrte sie auf ihre Hand. Mein Blick wanderte ebenfalls dorthin. Im nächsten Moment runzelte ich meine Stirn, ehe ich die Augen aufriss.
Statt des gewohnten Promise-Rings, funkelte ein ähnlicher Ring an ihrem Finger. Normal wäre es mir nicht aufgefallen, er ähnelte dem Ring von Leon echt immens, aber beim genauen Blick konnte man sehen, dass es definitiv Modeschmuck war.
"Oh mein... Mathea, was, was bedeutet das?!", ich sah sie erschrocken an, sie fing an zu heulen.
Direkt zog ich sie in meine Arme.
"Hey, ganz ruhig."
"Er,", sie schniefte auf, "er hat jemanden geküsst.", ganz langsam drangen die Worte in meinen Kopf ein.
Leon, der Leon, auf den immer Verlass war.
Der Leon, der sich wie der klügste Mensch überhaupt verhalten konnte und der Leon, der Mathea mehr liebte, als alles andere.
Dieser Leon sollte eine andere geküsst haben?!
"Du... ich weiß nicht was ich sagen soll. Woher... Wie... Wann?!"
"Nach dem Spiel gegen Mönchengladbach. Er war ... seit Mittwoch schon so komisch drauf und heute haben wir uns gestritten, woraufhin er es mir ... erzählt hat.", sie fing an komplett in Tränen auszubrechen und ich drückte sie noch stärker an mich, ehe ich geschockt auf das Bild an der Wand starrte, worauf Leon und Mathea glücklich in die Kamera strahlten.
"Oh mein Gott...", ich flüsterte.
"Ich ... Mathea, es tut mir so schrecklich leid, ich hätte das niemals von ihm erwartet, er ...", ich stoppte und hielt sie einfach fest.
Ich wusste nicht, was ich in dem Moment tun oder sagen sollte, ich war wie in einer Schockstarre.
Ich konnte und wollte einfach nicht glauben, dass Leon das getan hatte.
Gut, eigentlich hatte ich hier kein Mitspracherecht, mit Jude hatte ich immerhin genau das gleiche gemacht, aber trotzdem.
Es war Leon.
Leon und Mathea, reif, untrennbar und die verlässlichsten Menschen überhaupt.

Ich muss kurz nochmals Danke sagen, ihr seid wirklich unglaublich! Täglich lesen sich immer mehr diese Story durch und ich komme immernoch nicht darauf klar😅, 66,8K Reads, hilfeee😂😍💀.
Vielen Dank euch allen <333

Young Love - Jamal MusialaWhere stories live. Discover now