Kapitel 45

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Ich wachte auf und ging schnurstracks in die Küche. Es war mittlerweile schon Anfang März und mein Leben war grauenvoll.
Ich ließ mir einen Kaffee aus der Maschine und sah auf die Straße.
Allein bei dem Anblick könnte ich schon wieder anfangen zu heulen, aber ich hatte mir geschworen es zu unterlassen.
Viel zu viel Tränen hatte ich wegen ihnen mittlerweile vergossen.
Ich zog mein Handy hervor und sah auf meinen leeren Startbildschirm.
Kein Instagram, kein TikTok, kein SnapChat mehr.
Keine sozialen Medien und trotzdem stoppten die Hater nicht.
Heute sollte endlich die Putztruppe kommen und die hässliche, blutrote Farbe auf der Straße entfernen.

HURE

Das verzierte unsere Einfahrt seit 2 Wochen.
2 Wochen in denen ich kaum geschlafen, gegessen und gelacht hatte.
Das einzige, was ich weiterhin packte, und das war das größte Wunder, war die Schule.
Ich hatte seit diesem Halbjahr bessere Noten als zuvor.
In der Hinsicht hatte sich all der Schmerz und die immer weniger werdende Selbstachtung also gelohnt.

"Hey Kleine. Wie geht's?"
Ich seufzte: "Sie waschen heute endlich die Schmiererei weg. Wie geht's Jamal?"
"Konzentriert sich gut aufs Training..."
"Hat er noch Kontakt zu Talita?"
"Nicht, dass ich wüsste. Glaub er hat sie abgeschossen, nachdem ihr euch getrennt habt. Er zieht sich eh zurück, was Mädels angeht."
"Hat er wieder Kontakt zu Jude?"
Leon räusperte sich: "Er wechselt die Nationalmannschaft, Juli. Er kommt ins deutsche Team."
"Oh mein Gott...", ich wusste, was das hieß. Man würde mich nun auch noch für diese Entscheidung verantwortlich machen.
"Soll ich kommen, wenn sie das Zeug wegwischen?"
"Nein Leon, ich schaffe das.", ich schluckte schwer, ich würde es sicherlich nicht einfach schaffen.
"Okay... wenn was ist, Mathea und ich sind immer da!"
"Ich weiß doch, danke."
In letzter Zeit hatten die beiden sich wirklich rührend um mich gekümmert. Sie waren mehrmals zu mir gekommen und riefen ständig an.
Sie waren es, die mich ständig versuchten aufzubauen und mich trotzdem immer wieder verletzen, einfach weil sie mich zu sehr an Jamal erinnerten.

"Maus, jetzt schau nicht so. Es ist endlich weg.", meine Mutter gab mir einen Kuss auf den Hinterkopf.
"Willst du eigentlich mal mit mir darüber sprechen?"
"Nein Mama. Ich will am liebsten nie mehr daran denken.", damit löste ich mich aus ihren Fängen und ging in mein Zimmer.
Vor 3 Wochen war das Gespräch zwischen Jude und mir im Internet aufgetaucht.
Leider nicht in der ganzen Länge, denn dass Jamal ebenfalls jemand anderen hatte, war abgeschnitten worden. 
Das hatte zur Folge, dass ich aufs tiefste beleidigt worden war.
Irgendwann hatte ich es nicht mehr ausgehalten und einfach sämtliche Netzwerke gelöscht.
Womit ich jedoch nicht gerechnet hatte, waren die 2 Mädchen, die nachts ihre Farbe rausgeholt hatten.
Die Polizei hatte ein Überwachungsvideo beschlagnahmt, identifizieren konnte man sie aber trotzdem nicht.
Ich hatte keine Ahnung wer sie waren und wie ihr Hass auf mich so groß sein konnte, damit sie so etwas tun konnten.
Weder Jude, noch Jamal, hatten irgendwas getan, um mich aus der Schusslinie zu ziehen. Sie hatten mich nicht mal gefragt wie es mir ginge, einfach gar nichts.
Leon wollte deshalb schon öfters mit meinem Ex reden, was ich ihm allerdings jedesmal ausgeredet hatte.
Wenn er nicht freiwillig auf den Gedanken kam, konnte ich auf die gezwungene Reaktion wirklich verzichten.

[Eli]
Und?

[Fabi]
Ja genau, ist es jetzt endlich weg?

[Juli]
👍

[Chris]
Endlich. Ich wäre so gerne gekommen, aber du weißt ja...

[Juli]
Ich hab doch schon gesagt, dass ihr das nicht müsst.
Aber danke trotzdem <3

[Chris]

[Eli]
Was wird das? Kommt ihr jetzt zusammen, oder was?

Young Love - Jamal MusialaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt