Kapitel 40

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"Jamal, bitte! Schau den ganzen Chat durch, mir egal. Ich hab nie irgendwelche Anzeichen gemacht! Ich liebe dich! Ich hatte ja nicht mal eine Ahnung, dass er was für mich empfindet. Falls es so ist!", Jamal und ich standen am Flughafen und diskutierten schon ewig.
"Oh holy ... Es juckt aber nicht, was du gemacht hast oder auch nicht! Jude steht auf dich und wenn du das nach der Nachricht nicht siehst, dann bist du blind, Juli!
Einer meiner besten und längsten Freunde steht auf meine Freundin. Weißt du wie das ist? I don't think so.", er sah mich genervt an, aber in seinem Blick sah man, wie verletzt er war und das tat mir wiederum weh.
"Jamal, was kann ich dafür? Ich kann ja zu 100 Prozent verstehen, dass dich das verletzt, aber ich empfinde nun mal nichts für ihn! Also hör bitte aus, deine Emotionen an mir rauszulassen!", wütend starrte ich ihn an. Seit ca einer Stunde versuchte ich nun das Thema zu klären.
"Wir sollten in den Flieger.", tonlos drehte sich Jamal um und lief weg. Ich starrte ihm verletzt nach, ehe ich mich dann ebenfalls auf den Weg machte.

"Es ist besser, wenn du zu dir nach Hause fährst, Juli.", emotionslos sah mich Jamal an.
Wir waren mittlerweile am Münchner Flughafen und eigentlich war es geplant gewesen, dass ich bis Donnerstag noch bei ihm bleiben würde.
Den ganzen Flug über waren wir still gewesen, ich hatte gehofft die Zeit würde ihm guttun. Anscheinend war das eine Fehleinschätzung gewesen.
"Dann ist das wohl so.", ich blinzelte Tränen weg und drehte mich um. Dann nahm ich mein Handy heraus und sah, wann der nächste Zug gehen würde.
So ein Mist, heute ging keiner mehr. Genervt sah ich mich im Flughafen um.
Jamal würde ich aber definitiv nichts sagen, er wollte mich ja ganz eindeutig nicht hier, also würde ich auch nicht bei ihm bleiben.

"Das Taxi steht vor der Tür. Wir telefonieren die Tage.", damit drehte sich Jamal einfach um und ließ mich stehen.
Nun rannte mir tatsächlich eine Träne über die Wange, die ich aber sofort wegwischte.
Ich würde jetzt definitiv nicht wegen ihm heulen! Ich hatte nichts falsch gemacht! Was konnte ich dafür, dass Jude angeblich etwas für mich empfand?!

Ich sammelte meine Gedanken und rief dann ein Taxi.
Wie von selbst nannte ich die Adresse von Mathea und Leon.
Ich hätte auch zu meinen Großeltern fahren können, aber ich wollte ihnen, und schon gar nicht meinen Eltern, erklären müssen, weshalb ich nicht bei Jamal war. Nicht jetzt zumindest.

"Danke. Der Rest ist für Sie...", ich nickte dem Fahrer zu und stieg aus dem Wagen aus.
Dann klingelte ich und wartete, bis das Surren ertönte und die Tür sich öffnete.
"Juli?! Was tust du denn hier?", Mathea stand im Flur und sah mich irritiert an.
"Darf ich reinkommen?"
"Ja klar, komm rein.", sie öffnete die Tür und beobachtete mich mit gerunzelter Stirn.
"Gab es Streit? Oder wolltest du mich einfach so mit komplettem Reisegepäck besuchen?"
"Nein, es,... ja. Es gab Streit.", ich setzte mich verzweifelt auf einen der Lederstühle und raufte mir die Haare. Mathea kochte einen Tee und stellte ihn, zusammen mit einem Stück Kuchen, an den Tisch. Dann legte sie mir beruhigend ihre Hand auf meine Schulter.
Ich erzählte die Geschichte und die Tränen sammelten sich in meinen Augen. Es hatte mich verletzt, wie Jamal mich behandelt hatte.
Mathea zog mich in eine Umarmung: "Oh Maus..."

"Dürfte ich hier schlafen? Morgen müsste ein Zug kommen."
"Aber natürlich! Das Gästezimmer ist bezogen, fühl dich wie Zuhause.", sie strich mir über den Arm und ich stand dankend auf.
Dann lief ich in das riesige Gästezimmer und setzte mich auf das weiche Bett.
Seufzend band ich mir meine Haare zu einem Messy Bun zusammen und zog mir einen Schlafanzug über.
Es war mittlerweile fast 20 Uhr, Leon würde mit Sicherheit gleich vom Training kommen.

Die Zimmertür ging auf, was mich aufwachen ließ.
"Wie lange habe ich geschlafen?", ich rieb mir meine Augen. Es war komplett dunkel hier.
"Ca 3 Stunden.", Leon räusperte sich und kam ins Zimmer herein.
"Mathea hat mir erzählt, was passiert ist. Es tut mir leid, Juli. Das ganze ist ziemlich dämlich...", er setzte sich aufs Bett und sah mich mitleidig an.
Ich schnaubte: "Dämlich... Hat Jamal irgendwas erzählt?"
"Nein, aber er war ziemlich mies drauf... Wollte auch nicht mehr mit zu Serge kommen. Das war übrigens der Grund, weshalb ich erst jetzt komme. Joshua, Manu und ich waren noch bei ihm und haben ein wenig geredet."
"Ich hoffe es ist okay, dass ich hier bin?", ich sah ihn fragend an.
"Ja klar! Und jetzt leg dich wieder hin, du siehst müde aus.", er lächelte und strich mir über meinen Oberarm, um anschließend wieder rauszulaufen.
Ich atmete tief ein und ließ mich in die Kissen fallen.
Es war eine riesengroße Scheiße!

Am nächsten Morgen stand ich gerädert auf und sprang unter die Dusche.
Dann zog ich mir frische Wäsche an und wollte zu einem Pulli greifen. Ich hielt jedoch in der Bewegung inne und starrte auf den grauen Hoodie. Es war einer von Jamal.
Nach ca 20 Sekunden nahm ich entschieden einen anderen und richtete dann meine Haare.
Danach ging ich nach unten, wo Leon Kaffee trinkend Zeitung las.
"Morgen.", müde setzte ich mich neben ihn.
"Morgen.", er sah hoch und lächelte mich an, "Willst du auch?", er zeigte auf den Kaffee.
"Oh ja, bitte!", dankbar nahm ich die Tasse entgegen, die mir Leon schmunzelnd überreichte.
"Ich wollte noch zum Bäcker gehen. Kommst du mit?"
"Warum nicht. Der Zug geht eh erst heute Nachmittag..."
"Ah, apropos. Wie wärs wenn du erst den Zug am Montag nimmst? Dann könntest du morgen mit zum Spiel.", ich zog die Augenbrauen hoch.
"Ich denke nicht, dass Jamal mich beim Spiel sehen will. Er hat mich quasi vor die Tür gesetzt."
"Du sollst da auch nicht wegen Jamal hin, sondern wegen der Mannschaft. Und außerdem habt ihr ja nicht Schluss gemacht."
Ich schnaubte: "Sicher? Fühlt sich nämlich so an..."
"Hey, der Mensch, der ihn wohl am besten von allen versteht, hat sich in seine Freundin verliebt. Gib ihm ein wenig Zeit, dann renkt sich das alles wieder ein.", aufmunternd sah er mich an.
Ich seufzte: "Von mir aus. Aber du weißt, dass ich dann bis Montag hierbleiben muss?"
Leon grinste zufrieden: "Liebend gern. Und jetzt komm, Mathea kriegt die Krise, wenn sie später nicht ihre Vollkornbrötchen bekommt."

Young Love - Jamal MusialaWhere stories live. Discover now