Kapitel 35

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"Okay, das ist jetzt nicht dein Ernst!", ich sah ihn empört an.
"Ich war immer anderweitig beschäftigt und du weißt doch, dass ich nicht gut in der Küche bin.", Jamal hob seine Hände.
"Aber wer hat bitte noch nie Plätzchen gebacken??? Ich meine noch nie? Wie ist das überhaupt möglich?"
"Ich bin mir sicher, ich bin kein Unikat.", er sah mich grinsend an, anscheinend fande er meine Reaktion ziemlich witzig.
"Jamal,", ich sah ihn eindringlich ein, "doch! Und das ändern wir! Jetzt, sofort!"
"Musst du nicht noch was für die Schule machen, oder so?"
"Es ist Freitag Abend und wirklich niemand gibt noch Hausaufgaben. Lenk also nicht ab."
Er seufzte: "Na gut. Aber keine Ahnung, ob wir alles da haben."
"Haben wir. Ist nicht allzu schwer.", ich lief auf ihn zu und verflochtete unsere Hände ineinander.
Er sah auf mich runter und gab mir einen Kuss.
"Ich liebe dich Juli.", ernst sah er mich an.
"Ich liebe dich auch.", ich sah ihn leicht irritiert an.
"Ist alles okay?"
"Seit gestern ja.", er sah auf meine Lippen und zog mich dann zu sich heran. Ich schmolz dahin, dieses Gefühl war auch nach Monaten einfach unbeschreiblich.

"Wir brauchen mehr Mehl.", Jamal sah zweifelnd auf den Teig und griff dann zur Packung.
"Hier..."
"Danke.", ich lächelte und gab ein wenig Mehl hinzu, während er sich an der Küchenplatte anlehnte und seinen Kopf auf seine Hand legte.
"Und das soll helfen?"
"Ja, Jamal, der Teig ist sonst viel zu klebrig.", ich sah ihn kopfschüttelnd an, musste aber grinsen. Wie konnte man so wenig Ahnung vom Backen haben?! Dann stellte ich das Mehl wieder ab, was dazu führte, dass Jamal ein wenig weißen Staub ins Gesicht bekam. Er fang an zu husten und ich lachte los.
"Ganz schön frech, dass du lachst. Ich glaube du willst was zurück.", seine Augen blitzten mich an und bevor ich ausweichen konnte, stand ich in einer fetten Wolke voller Mehl.
"Hast du nicht gemacht!", ich sah Jamal empört-lachend an und griff dann entschieden zur Packung, um es ihm heimzuzahlen. Er versuchte auszuweichen, scheiterte aber und landete lachend auf dem Boden.
Dort saß er nun und schob einen Lachflash. Wegen ihm kriegte auch ich mich nicht mehr ein und ließ mich zu ihm auf den Boden plumpsen. Er nahm seinen Arm und boxte mich in den Oberarm, bis wir uns beide einfach auf den, mittlerweile weißen, Boden legten und lachten.

Irgendwann hatten wir uns wieder beruhigt und setzten uns auf.
"Oh Gott, wir sollten diese Sauerei echt aufräumen.", schon wieder lachend sah ich mich in der komplett dreckigen Küche um. Hätte meine Mutter das gesehen, wäre ich vermutlich einen Kopf kürzer.
"Und am besten schnell, denn Leon und Mathea wollen in", er sah auf die Uhr, "genau 50 Minuten kommen.", er lachte schon wieder los, während ich die Augen aufriss.
"Oh Gott, die beiden habe ich total vergessen. Zuerst die Plätzchen, dann die Küche. Und zwar wirklich schnell, wenn die beiden das sehen werden wir für immer damit aufgezogen.", ich stand auf und reichte Jamal die Hand, der sich ein weiteres Lachen verkniff.
"Na dann, let's go, Mum.", er sah mich kopfschüttelnd an, ich zeigte ihm den Zeigefinger, ziemlich frech, mich als Mama zu betiteln...

"Warte... Jamal hat gebacken und die Küche sieht so aus?", Leon sah uns überrascht an, "Respekt Bambi. Juli macht aus dir ja noch einen Hausmann.", er lachte und Mathea sah ihn strafend an, was zu einem unmerklichem Augenrollen seinerseits führte.
Die Küche sah tatsächlich aus, als wäre sie neu, wir hatten alles in Rekordzeit geputzt, aufgeräumt und fertig gemacht.
"Dann lasst mich mal eure Plätzchen probieren.", er sah uns auffordernd an, ich gab ihm den Teller und sah zu, wie er seine erhobenen Augenbrauen überrascht wieder sinken ließ.
"Wow. Die schmecken tatsächlich auch noch gut!", ich schüttelte lachend den Kopf und boxte ihn in den Oberarm. Mathea stand daneben und beobachtete das Geschehen, was mich meine Stirn runzeln ließ. Sie war heute irgendwie schlechter drauf, als sonst.
"Mathea, kommst du kurz mit hoch? Ich möchte dir was zeigen.", damit zog ich die Brünette auf die Treppe und lief nach oben.
"Juli, was wird das?", sie verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust.
"Habt ihr euch gestritten, oder so?"
"Wie kommst du drauf?", sie sah mich kühl an, aber beim näheren Betrachten konnte ich sehen, dass sich Tränen in ihren Augen sammelten.
"Was ist passiert?", erschrocken reichte ich ihr ein Taschentuch, das sie annahm, um dann direkt einige Tränen abzuwischen.

"Er will mich nicht heiraten.", sie schluchzte auf und sah mich mit tränenüberströhmten Gesicht an.
"Seine Worte waren: 'Ich will noch nicht. Nicht jetzt, Mathea. Irgendwann auf jeden Fall, aber im Moment will ich mich einfach nur auf meine Karriere konzentrieren.' Ich meine ich kann es ja verstehen, er ist öfters verletzt und muss sich, wenn er spielt, auf den Fußball konzentrieren, aber wir sind jetzt 5 Jahre zusammen und eine Hochzeit ist jetzt nicht die Ablenkung. Will er mit der Hochzeit warten, bis er aufhört Fußball zu spielen?!", sie sah mich komplett verzweifelt an und ich legte ihr meine Hand auf ihren Arm.
"Das tut mir schrecklich leid Mathea! Oh Gott, hätte ich gewusst, was los ist, hätte ich dich nie so hochgezerrt...
Ich hab keine Ahnung was in Leon gefahren ist, aber er liebt dich. Das wissen wir beide und wenn er es gerade nicht machen will, dann ist er zwar ein Idiot, aber das bedeutet nicht, dass du ihm nichts bedeutest.", ich sah sie eindringlich ein.
Ich hatte keine Ahnung, was man in solch einer Situation sagen sollte und hoffte, das war zumindest in die richtige Richtung gegangen.
Die Brünette strich sich ihre Haare aus ihrem Gesicht und sah mich dankbar an.

"Och come on. Das kann doch nicht wahr sein!", ich sah auf das Spielfeld. Wir spielten 'Mensch ärgere dich nicht' und Leon hatte schon seine dritte Figur im "Haus".
"Ich bin einfach gut.", der Spieler grinste und gab den Würfel an Jamal weiter.
"Das nennt sich auch Glück, Goretzka.", ich sah ihn herausfordernd an.
"Autsch. Sie nennt dich beim Nachnamen. Du hast verkackt, Mann.", Jamal sah Leon mitleidig an.
"Wurde ich gerade von einer 16-Jährigen mit den Nachnamen angesprochen und Bambi hat daraufhin gesagt, ich hätte verkackt?!", Leon sah uns ungläubig an.
Ich nickte und schob mir dann ein Plätzchen in den Mund.
"Ihr Knirpse werdet langsam wirklich aufmüpfig.", Leon sah uns mit zusammengekniffenen Augen an, ich zuckte nur mit den Schultern. Es war ja wohl klar, dass ich auf Matheas Seite stand. Wobei ich mir nicht sicher war, ob Leon wusste, dass es Streit mit unterschiedlichen Seiten gab...

Es war kurz vor 00 Uhr, die Beiden waren vor einer Dreiviertelstunde gegangen. Jamal machte sich gerade noch im Bad fertig und ich ließ mich in das weiche Bett fallen. Dann öffnete ich Instagram und klickte irritiert auf Jamals und meinen Chat, der eine neue Nachricht zeigte.
Jamal hatte mich in seiner Story markiert. Ich sah auf das Foto, auf dem er breit lächelnd den Teller mit den Plätzchen hielt.
Darunter stand:

Happy to have successfully baked my first cookies.
Thanks to @juli.crola for the help.
I love you!

Oh mein Gott! Ich lächelte und machte das Handy aus. Ich starrte breit grinsend in die Luft, ehe ich mein Handy wieder anschaltete und die Story repostete.
Dann sah ich auf die Anfragen und ließ meinen Kopf gegen die Wand hinter dem Bett sinken. Ganze 2098 Personen wollten mir folgen, überwiegend Mädchen.
Ich atmete einmal tief ein und veröffentlichte dann mein Profil. Mit Jamal hatte ich schon seit Wochen darüber geredet, ihm war es egal, was ich tat und in dem Moment fühlte es sich irgendwie richtig an.
Mit einem Blick auf die Followerzahlen wurde mir leicht schlecht, ganze 2264 Menschen folgten mir nun und alle anderen konnten einfach so meine Bilder sehen.

In dem Moment explodierte mein Instagram regelrecht, unzählige Likes, Kommentare und Abos kamen binnen ein paar Minuten dazu. Ich starrte leicht entsetzt auf mein Handy, warum war das so schnell gegangen?!

Young Love - Jamal MusialaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt