Kapitel 13

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Als ich runter kam, umschlang ich Jamal von hinten. Es roch köstlich und die Schürze stand ihm sehr gut. Er drehte sich um und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Er befüllte zwei Teller und stellte sie auf den Tisch. Ich nahm Geschirr und stellte es dazu. Dann aßen wir. Es schmeckte sehr gut und ich nahm mir noch eine zweite Portion.
"Du Juli, nochmal kurz was. Ich wollte das schon die ganze Zeit fragen, aber dann kam meine Mutter. Geht es dir gut? Also wegen gestern...", er stotterte am Ende ein wenig. Ich legte die Gabel zur Seite und sah ihn an. Es war unfassbar süß von ihm, dass er nachhakte. Da es mein erstes Mal gewesen war, hatte es geblutet und geschmerzt. Dennoch war es schön gewesen und ich bereute es definitiv nicht.
"Das ist unglaublich süß Jamal, aber mir geht es gut, wirklich! Es hat geschmerzt, ja, aber es war auch sehr schön und ich bin froh, dass ich es mit dir hatte."
Immernoch unsicher schaute er mich an. "Ich fande es auch sehr schön.", sagte er kurz danach leise. Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen.

"Los, kommt zusammen!", schrie Bayern Münchens Trainer und die Mannschaft trabte zu ihm. Jamal und ich waren von Leon abgeholt worden und während die Jungs trainierten und sich auf das Spiel gegen die Junior-Mannschaft vorbereitete, saß ich am Spielfeldrand und schrieb mit meinen Freunden. Anscheinend hatte sich Sahra gestern noch bei Fabi gemeldet und irgendwelche Lügen verbreitet. Augenrollend machte ich das Handy aus, dieser Zickenkrieg ging mir total auf die Nerven. Stattdessen sah ich Jamal und Leon zu. Leroy Sané sah ich auch wieder und unbewusst setzte ich mich ein wenig steifer hin. Plötzlich setzte sich eine blonde Frau mit Brille zu mir.
"Hey, dich kenne ich ja noch gar nicht, wer bist du?", fragte sie neugierig und schob ihre Brille zurecht.
"Ähm, ich bin Juli. Und Sie?"
"Fiona Lang. Nett Sie kennenzulernen." Sie streckte mir ihre Hand hin und ich schüttelte sie nach einem kurzem Zögern. "Zu wem gehören Sie denn?", fragte sie dann weiter und schaute den Spielern zu. "Äh, entschuldigen Sie mich bitte, ich muss kurz auf die Toilette.", sagte ich und stand auf, während mich die Blondine kritisch beäugte. Sie kam mir irgendwie komisch vor. Hastig ging ich auf die Toilette und holte mein Handy raus. Ich googelte den Namen der Frau und schnaubte. Sie war eine Reporterin irgendeiner schlechten Fußball-Seite, die das Privatleben der Profis veröffentlichte. Glücklich, dass ich nichts erzählt hatte, verließ ich den Raum. Dann setzte ich mich mit einem großen Sicherheitsabstand zu Fiona Lang auf die Tribüne und schrieb mit Sophia. Aber da sie mit Leo unterwegs war, hörten wir nach 2 Minuten auf und ich konzentrierte mich wieder auf das Training.

Der Schiri pfiff, ich sah fassungslos auf das Spielfeld. Dort lag Jamal mit schmerzverzogenem Gesicht. Er hielt sich sein Bein und ich verstand nicht, was gerade passiert war. Da war kein Gegner gewesen, nur Jamal. Er war einfach umgefallen. Geschockt vor Sorge stand ich auf und lief auf das Feld. Zu Jamal kam ich trotzdem nicht, es sammelten sich die Spieler, der Trainer und die Sanitäter um ihn herum. In dem Moment kam Leon zu mir. "Leon, was ist mit ihm?!", fragte ich den Spieler panisch und versuchte durch die Masse hindurch zu sehen. "Keine Ahnung, beruhig dich. Es wird nichts schlimmes sein!"
Ich sah ihn verzweifelt an und Jamal wurde auf einer Trage gehieft. Richtig sehen konnte ich immernoch nicht. Aufgelöst sah ich zu meinem Freund, ehe mich Leon in eine Umarmung zog. "Hey, ganz ruhig Kleine!"

"Kann ich zu ihm?", fragte ich den Doktor, der gerade das Zimmer verließ. Er bejahte und hielt mir die Tür auf. "Oh Gott, Jamal, wie geht es dir?", fragte ich den Braunhaarigen vor mir.
"Ging mir schon besser...", er versuchte sich aufzurichten und verzog sein Gesicht. Direkt lief ich zu ihm und halt ihm auf. Er sah mich dankbar an und griff dann nach seinem Schuh.
"Ich soll es wohl kühlen und der Arzt hat mir irgendwas für eine schnelle Heilung gegeben.", meinte er und ich sah ihn mitleidend an. Er tat mir furchtbar Leid und ich hoffte es würde ihm bald wieder besser gehen, auch damit er wieder spielen konnte.

An meinem Arm humpelte er aus der Tür, an der schon Leon wartete.
"Na du Knirps, geht es dir wieder besser?"
"Denke schon", antwortete Jamal und ich sah ihn kritisch an. Ich wusste, dass das zumindest zum Teil gelogen war, aber dennoch sagte ich nichts. Es war Jamals Entscheidung.
"Gut! Hast uns allen einen riesigen Schrecken eingejagt! Wollt ihr noch was essen?", meinte Leon und nahm nun auf der anderen Seite von Jamal seinen Platz ein. "Mathea und ich wollten noch irgendwo vorbei fahren und was holen. Und wenn ihr wollt, dürft ihr gerne mit."
"Ist Mathea denn davon so begeistert? Wir wollen uns auf keinen Fall aufdrängen.", sagte Jamal und zog den Reißverschluss seiner Jacke hoch. Trotz des warmen September-Wetters, war es gegen Abend deutlich kälter. Ich nickte zustimmend, mir war es auch ein wenig unangenehm schon wieder mit den beiden unterwegs zu sein, ohne, dass wir wussten, ob sie das wollte.
"Ja klar, sie kam sogar auf die Idee. Juli scheint ihr sehr ans Herz gewachsen zu sein. Und Jamal würde sie in der Situation bestimmt gerne beaufsichtigen...", lachte der Lockenkopf auf und sah uns bezeichnend an. Jamal sah ihn kopfschüttelnd an: "So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Aber wenn ich durch die Mitleidsschiene was zu essen bekomme, von mir aus.", meinte er schulterzuckend und legte seinen Arm um mich.
Leon lachte, während ich grinsend den Kopf schüttelte. So schlecht ging es ihm wohl wirklich nicht mehr.
Wir machten uns gemeinsam auf den Weg zu Leons Auto. Währenddessen erzählte ich den beiden von Fiona Lang. Beide schnaubten und Leon erzählte, dass sie wohl gerne Menschen während des Trainings abfing und durchlöcherte. Sie war es wohl auch gewesen, die Mathea das erste Mal abgeknippst hatte. Ich war noch froher, dass ich auf Abstand gegangen war. Die Frau war genau die Art von Reportern, die keine Angst hatten irgendwelchen Leuten hinterherzuspionieren, wenn sie dann eine gute Story bekommen würden.

"Und, schmeckt's?", fragte Jamal und beäugte mich mit hochgezogenen Augenbrauen. Mein Essen war vegetarisch und enthielt Fleisch-Ersatz, was Jamal anscheinend kritisch sah.
Ich nickte und schluckte mein Essen runter, ehe ich ihn fragte, ob er es probieren wolle. Er sah das Essen zögernd an und ich streckte ihm augenrollend eine Gabel hin. Immernoch zögernd aß er das Essen, bevor sich sein Gesicht erhellte. "Das schmeckt wirklich gut!"
Mathea und Leon lachten, während ich grinsend den Kopf schüttelte.
"Tja Jamal, wer hätte gedacht, dass vegetarisches Essen auch schmeckt.", grinsend sah Leon Jamal an, während dieses Mal er die Augen verdrehte. "Very funny.", sagte er und ich gab ihm noch eine Gabel mit Essen, da er ein wenig auf meinen Teller schielte. Amüsiert beobachteten wir drei meinen Freund, wie er mich angrinste und genüsslich das Essen aß.
Daraufhin gab er mir die Gabel zurück und wendete sich wieder seinem Teller zu. Er hatte eine riesige Portion und mit zusammengekniffenen Augen sah ihm dabei zu, wie er sich eine Gabel nach der anderen reinschob. Ich wäre längst geplatzt und auch Mathea schüttelte ungläubig den Kopf, während Leon nur lachte.
"Was?", fragte Jamal, nachdem er sein Essen runtergeschluckt hatte.
"Wie schaffst du das? Ich meine, wie kann denn soviel Essen in dich reinpassen?"
Er zuckte mit den Schultern und aß zufrieden weiter. Leon kriegte sich vor Lachen nicht mehr ein. Auch ich fande die Situation witzig, aber dennoch steckte mich eigentlich nur Leons Lachen an. Mathea stimmte mit ein, und Jamal sah uns völlig irritiert an. Das verschlimmerte es nur noch und mittlerweile konnte auch ich nicht mehr aufhören zu lachen. Deshalb musste auch Jamal mitlachen und dann saßen wir zu viert in dem Fast-food-Restaurant und lachten wie ein paar Teenager.

Ausgelassen verließen wir den Laden und gingen zu Leons Auto. Wir alle vier waren wirklich glücklich und in dem Moment wusste ich, dass die beiden trotz des großen Altersunterschiedes immer für uns da sein würden.

Young Love - Jamal MusialaWhere stories live. Discover now