Kapitel 21

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Am nächsten Morgen stellte ich gähnend meinen Wecker aus. Einen Blick in den Spiegel bestätigte mir mein Versacht, dass ich aussah, wie ein Zombie. Ich dachte aber erst gar nicht daran, die tiefen Augenringe zu verdecken, das wäre viel zu viel Aufwand...
Mir fiel auf, dass ich noch immer Jamals Pulli trug und auch wenn ich ihn vermutlich zurückgeben sollte, behielt ich ihn an und ging damit in die Schule. Er war viel zu kuschelig, um ihn einfach zurückzugeben!

Unterwegs besorgte ich mir einen Kaffee und lief damit in meinen Klassenraum. Eine Doppelstunde Mathe, wie toll...
Mein Blick fiel auf Sophia, Chris und Fabi und schlagartig verbesserte sich meine Laune.
"Oh Gottt, was ist denn mit Juli passiert? Zombie-Apokalypse?!", prustete Fabi los und sah mich mitleidig an. Sophia rammte ihm daraufhin ihren Ellenbogen zwischen die Rippen und schloss mich dann in eine Umarmung.
"Fabi hat gar nicht so Unrecht. Ich war gestern ewig wach, weil", ich hielt inne. Wenn ich jetzt von Jamal erzählen würde, kam ich aus der Sache nicht mehr raus. Die beiden würden auf mir rumhacken, bis ich ihnen alles haargenau erzählt habe und dafür hatte ich heute echt keinen Nerv.
"Sie hat vermutlich mit ihrem Freund einige nächtlichen Aktivitäten gemacht.", Sahra setzte sich auf den Stuhl vor unserem Tisch und überschlug ihre Beine. Sie grinste mich zuckersüß an und schlug dann gespielt entsetzt ihre Hand vor ihren Mund: "Oh! Hätte ich das etwa nicht sagen dürfen?"
Ich hätte ihr ins Gesicht schlagen können, was war nur los mit ihr?! Stattdessen blieb ich ruhig und antwortete mit einem sarkastischen Unterton: "Nein Sahra, vielen Dank, dass du es erzählt hast. Bei dir klang es etwas eleganter."
"Kein Problem, Süße.", sie sah zu Fabi und Chris und schaute zufrieden. Ich sah ebenfalls die beiden an.
"Du hast einen Freund?", Fabi hörte sich ein wenig verwirrt an und dann war da noch was anderes, was ich nicht zuordnen konnte. War es Enttäuschung?
Sophia merkte wohl, dass ich ein wenig überfordert war, denn sie legte einen Arm um mich und fing an zu erzählen: "Ganz genau. Er ist ziemlich cool und attraktiv. Deshalb ist Sahra auch so angepisst, Can sieht neben ihm aus wie ein wildes Schwein. Aber naja, mach dir nichts draus, Süße, ich bin mir sicher Can ist, wenn er nicht verglichen wird, ebenfalls super. Er erinnert mich immer an einen Boxer. Die Fiecher sind beim näheren Kennenlernen ja auch super!", Chris fing an zu lachen und schlug bei Sophia ein. Nur Fabi war weiterhin still: "Und, wie heißt er denn?" Nachdem Sahras zuckersüßes Lächeln nach Sophias Satz verschwunden war, erschien es nun erneut: "Genau Juli. Erzähl mal, wie er heißt. Und vor allem, wer genau ist er denn?"
Na klasse, sie wusste also, wer Jamal war. Ich sah sie vernichtend an, aber bevor ich erzählen musste, kam zum Glück meine Lehrerin und Sahra setzte sich endlich auf ihren Platz.

Ich stand beim Bäcker und wartete darauf, dass Sophia endlich ihr Zeug bekam. Ich war längst fertig, aber sie wurde von der langsamen Angestellten bedient, welche jedesmal Stunden brauchte.
Mein Handy vibrierte und ich zog es aus meiner hinteren Hosentasche.

Ich komme nach Schulschluss in die Stadt, okay?

Die Nachricht war von Jamal und ich schickte schnell einen bestätigenden Emoji, bevor ich mit Sophia endlich die Bäckerei verließ.

"Wir haben noch 5 Minuten. Sollen wir draußen bleiben, die Jungs sind nämlich drinnen." Ich zögerte, doch nahm dann das Angebot von Sophia an. Fabi verhielt sich die ganze Zeit über komisch und hatte den ganzen Unterricht nichts gesagt. Chris ging mit der Nachricht ganz locker um, wollte aber den "Glücklichen" mal kennenlernen.

Wir liefen auf den Pausenhof und ich sah mich nach Jamal um. Er hatte geschrieben, dass er zur Sporthalle kommen würde und mit Sophia, Chris und Fabi im Schlepptau, lief ich zum Eingang.
Mein Freund kam ein wenig verschwitzt um die Ecke und ich umarmte ihn glücklich. Jamal gab mir einen Kuss und als ich mich wieder von ihm löste, sah ich auf Fabi, der auf den Boden schaute.
Abwesend sah ich zu, wie Chris uns mit offenem Mund anstarrte. Sophia rammte ihm ihren Ellenbogen in die Seite und zog Jamal dann in eine kurze Umarmung, bevor sie ihn fragte, weshalb er so verschwitzt war.
"Mein Trainer will, dass ich wieder mit dem Ausdauertraining anfange. Ich bin von Julis Haus bis hier her gejoggt.", meinte er und wischte sich über die Stirn.
Chris sah ihn noch immer fassungslos an, bis er dann doch anfing zu sprechen: "Jamal, wie Jamal Musiala?"
Sophia nickte grinsend, ich war noch immer durch Fabis Verhalten abgelenkt.
Jamal hielt ihm seine Hand lächelnd hin und wie hypnotisiert schlug Chris ein und wendete sich dann mir zu: "Sag mal, wie lange geht das zwischen euch schon? Warum hast du nichts davon erzählt?!", er sah mich vorwurfsvoll an. Ich musste lachen: " Wir kennen uns seit ca 3 Wochen und sind dann relativ schnell zusammengekommen. Deshalb war ich auch in München. Es ist noch ziemlich neu und ich wollte nicht direkt allen davon erzählen. Aber dafür wisst ihr es ja jetzt."
Chris schüttelte seinen Kopf, während Fabi Jamal seltsam musterte.
"Meine Eltern arbeiten heute wieder bis abends, sollen wir beim Chinesen essen?", ich sah Jamal an und er nickte.
"Kommt ihr mit?", ich fragte die anderen und alle drei nickten. Fabi schaute noch immer seltsam auf Jamal und langsam nervte mich sein Verhalten.
War er etwa eifersüchtig?
Verletzt?
Oder war er nur misstrauisch?
Ich riss mich von ihm los und lief dann in Richtung Restaurant.

Jamal unterhielt sich mit dem völlig begeisterten Chris, während Fabi still zuhörte und ihn mit zusammengekniffenen Augen ansah. Ich hakte mich bei Sophia ein: "Sag mal, ist dir Fabi's komisches Verhalten auch aufgefallen? Oder bilde ich mir das ein?"
"Nope, er ist definitiv eifersüchtig. Ich wusste ja schon lange, dass er dich mag, aber ich glaube der Fakt, dass Jamal berühmt ist, hat ihm den Rest gegeben."
"Warte was? Er mag mich?"
"Oh Juli, das sieht doch jeder Blinde. Ich dachte du wüsstest das und würdest es ignorieren?"
"Natürlich nicht, Sophia.", zischte ich und sah Fabi dann schuldbewusst an.
"Meinst du echt? Ich meine, er ist einer meiner engsten Freunde... Das tut mir furchtbar Leid, ich wollte ihn nicht verletzen."
Sophia zuckte mit seinen Schultern. "Tja, er hat seine Chance verpasst. Außer natürlich, du nimmst statt dem bekannten, gutaussehenden, lieben, und dann noch reichen Jamal, unseren langweiligen Freund Fabi, den wir gefühlt noch in Windeln kennen."
Ich rollte meine Augen: "Sehr witzig, Soph. Nein jetzt ernsthaft, glaubst du er macht irgendwas?"
Sophia sah mich an, als sei ich ein kleines Baby. "Hör zu, es ist Fabi. Ja, es schmerzt bestimmt, aber er kommt damit schon klar. Der Arme kann nicht mal einer Fliege, die seine Playstation gestohlen hat, was zuleide tun, also wird er definitiv nichts gegen Jamal unternehmen. Und jetzt, meine Liebe, gehen wir erstmal essen.", damit öffnete sie die Glastüre des chinesischen Restaurants und ließ alle eintreten.

Young Love - Jamal MusialaWhere stories live. Discover now