Kapitel 62

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Ich packte gerade den letzten Rest zusammen, um den Zug in einer halben Stunde zu bekommen.
Es war Dienstag Mittag und heute Abend um 21 Uhr würde Deutschland gegen Frankreich spielen.
Ich war erst vor ca 10 Minuten aus der Schule gekommen und deshalb war ich leider komplett im Stress.
Übernachten würde ich in München, trotz des Faktes, dass ich morgen Schule hatte.
Das war vermutlich das allererste Mal, dass ich schwänzte und im Blick auf das Ungarn-Spiel, leider nicht das letzte Mal.
Da es aber sowieso das Ende des Schuljahres war, ignorierte ich das schlechte Gefühl.
Jamal und Leon würden beide nicht im Kader gegen Frankreich stehen, weshalb die beiden mit Lina, Mathea und mir im Stadion sein würden.
Mit einem letzten, prüfenden Blick verließ ich mein Zimmer und stieg in den Audi meiner Mutter ein.

"Viel Spaß und grüße Jamal, Leon und Mathea ganz lieb von mir."
"Mach ich, Mama. Danke.", damit löste ich mich von ihr und stieg in den Zug ein.
An meinem Platz setzte ich mich und sah auf mein Handy.
Instagram hatte ich mittlerweile wieder gestummt, da ich unglaublich viele DM's bekam, die meistens nicht ganz nett ausfielen.
Ich versuchte den ganzen Hate so gut wie möglich zu ignorieren und nicht an mich heranzulassen, ganz klappte das allerdings nicht.
Ständig bekam ich Nachrichten wie:

Ich hoffe du stirbst.

Du kleine Bitch, Karma kommt.

Hoffe du wirst verg*waltigt.

Pass auf, ich kenne deine Adresse und Messer habe ich genug.

Morddrohungen interessierten mich mittlerweile nicht mehr wirklich, das waren sowieso nur dumme Kinder, aber die Wünsche verletzten mich wirklich.
Jamal und der Rest bekamen natürlich mit, dass ich gehatet wurde, wie sehr verschwieg ich aber.
Ich wollte kein Mitleid oder irgendwelche Beschützer-Aktionen. Abgesehen von dem Fakt, dass Jamal und Leon ebenfalls nicht ganz aus dem Schussfeld waren.
Selbst Joshua und Lina bekamen hin und wieder Kommentare, zum Glück aber nur ziemlich selten .
Ich wollte nicht der Grund für Hate sein, schon gar nicht bei den Kimmichs.
Die beiden hatten nun wirklich nichts gemacht.

"Juli!", strahlend kam Mathea auf mich zu und schloss mich in eine Umarmung.
"Ich bin so glücklich, dass du endlich wieder da bist.", ich lachte.
"Mathea, es ist ein Monat her, dass ich zuletzt hier war, also übertrieb nicht."
"In dem einen Monat ist aber ganz schön viel passiert.
Du hattest Geburtstag, Jamal hat dich besucht, ihr kamt zusammen,...", trug sie gespielt gelangweilt vor.
"Ja, ist ja gut.", meinte ich kopfschüttelnd und lief grinsend zum Auto, während sie einen Arm um mich legte.
"Ich will ja wirklich nichts sagen, aber hättet ihr das nicht eigentlich von Anfang an klären können? Wofür monatelang das Freunde-oder-doch-nicht-Spielchen?"
"Ich hab keine Ahnung, war halt so..."
Sie schüttelte ihren Kopf, beließ es aber glücklicherweise dabei.

"Hu hu! Hier sind wir, Cathy.", Lina winkte der denkelblonden Spielerfrau zu, die mit ihrem Sohn strahlend auf uns zukam.
"Hallo Lina.", Cathy lächelte und umarmte Lina und deren Kinder, ehe sie Mathea begrüßte und sich dann mir zuwandte.
"Juli, richtig?"
Ich nickte bestätigend und lächelte, bevor auch ich in eine Umarmung gezogen wurde.
Cathy Hummels stellte uns Ludwig vor, den süßen, blonden Jungen, der stolz das Trikot mit der Nummer seines Papas trug.
Mathea und ich hatten beide Nummer 6 auf dem Rücken, was Joshua vorhin mit einem Lachen quittiert hatte.

"Jamal, schau, da drüben.", Leon zeigte auf uns und kam grinsend rüber.
Er gab Mathea einen Kuss, aber ich achtete nicht mehr auf die beiden, denn Jamal kam ebenfalls auf uns zu.
Strahlend stand ich auf und fiel ihm in die Arme.
Dieses Gefühl!
Tausend Schmetterlinge füllten in dem Moment meinen Bauch und wenn Jamal mich nicht so fest gehalten hätte, wäre ich vermutlich abgehoben.
"Ich hab dich soooo vermisst.", flüsterte ich in sein Ohr, er lachte leise.
"Wir haben uns eine week nicht gesehen. Aber yes, ging mir genauso.", er lächelte und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
In dem Moment fiel mir wieder ein, dass wir mitten in einem Stadion standen und uns vermutlich zig Leute fotografierten, weshalb ich mich ein wenig beunruhigt umsah.
Bis auf die ganzen Spielerfrauen, Lina, Mathea und Leon beobachtete uns aber zum Glück niemand. Zumindest soweit ich sehen konnte.
Während Mathea und Lina uns nur strahlend angrinsten, schüttelte Leon den Kopf.
"Also ich will mich echt nicht beschweren, aber irgendwie wird mir bei euch zweien schwindlig.
Zuerst bekommt ihr es nicht auf die Reihe, dann kommt ihr mitten im Trainingslager wieder zusammen, danach heult er rum, dass er dich vermisst und jetzt steht ihr da, als würdet ihr sterben, sobald ihr den anderen loslasst."
Lina lachte los, Mathea gab dem wiedermal zu frechen Leon einen Klaps auf den Hinterkopf.
"Danke Mathea.", ich lächelte sie an, ehe ich den grinsenden Leon mit hochgezogener Augenbraue ansah.
"Dir geht es wohl zu gut...
Du weißt schon, dass heute das Frankreich-Spiel ist und du auf der Tribüne sitzt, statt da unten zu spielen?!", ja, der Satz war nicht ganz fair, da die vielleicht verpasste EM definitiv Leons wunder Punkt war, aber manchmal brauchte der Witzbold halt mal einen leichten Schlag, damit er nicht mehr so frech war.
Augenblicklich verzog der Lockenkopf das Gesicht: "Vielleicht hast du recht, aber zumindest bin ich normal auf dem Platz. Im Gegensatz zu dir, die teils noch nicht mal ihren Job, der aus im Stadion sitzen und klatschen, besteht, richtig erfüllt.", ich verdrehte die Augen.
"Ich hab mir das Spiel doch live angesehen, wie oft noch. Und ich würde vorsichtig mit deiner abschätzig-klingenden Anspielung auf das Spielerfrau-Leben sein, denn du sitzt inmitten dieser Menschen.", ich zog herausfordernd-grinsend die Augenbrauen hoch, Lina lachte und gab mir High-Five.
"Shit, da war ja was.", damit ließ sich Leon gelassen auf meinen Stuhl nieder.
Ich verdrehte abermals die Augen und setzte mich auf seinen, Jamal nahm den freien Stuhl neben mir.

"Meine Ohren schmerzen.", stöhnte ich und ließ mich auf das Sofa von Mathea und Leon fallen.
"Nicht nur deine...", seufzte diese und setzte sich neben mich.
"Also mir tut vor allem mein Herz weh...", meinte Lina theatralisch und ließ sich dann ebenfalls auf dem Sofa nieder.
"Nein im Ernst, ich bin wirklich traurig über das Endergebnis.", sie sah bedrückt nach oben und starrte in die Luft.
"Wir alle. Aber Portugal wird mit Sicherheit besser, oder was denkst du, Juli?", Mathea sah mich neugierig an.
Ich nickte: "Leon kann dann zumindest wieder teils spielen, das muss was werden. Der bringt beim Spielen nämlich mehr, als auf der Tribüne...", die Mädels lachten leicht auf, ich zog mein Handy aus meiner Hosentasche, da es vibrierte.

Juli Crola - Reunion mit "Bambi"

Juli Crola, die Spielerfeau, die in letzter Zeit eine Schlagzeile nach der anderen in den Medien bekommen hat.
Nachdem ein Gespräch zwischen der 17 jährigen Blondine und Jude Bellingham (18) veröffentlicht worden war, indem es um einen vermeintlichen Kuss der beiden ging, konnte sich die erste Liebe von FC-Bayern-Juniorstar Jamal Musiala vor Hate nicht mehr retten.
Nachdem Trennungsgerüchte aufkamen, wurde es allerdings still um die junge Frau.
Accounts wurden privatisiert und öffentliche gelöscht.
Nun wirbelte ein Foto aus "Bambis" Instagram-Story die Fans wieder auf. Dort hielt der deutsche Youngstar einen kleinen Jungen hoch.
Das auffällige daran?
Der Hintergrund stimmte mit einem Bild aus Crolas früherem Account überein.
Die Gerüchte um eine Reunion wurden offiziell nicht bestätigt, Bilder von dem heutigen Deutschland-Spiel sprechen aber für sich.
Denn vor dem Spiel umarmten sich Musiala und Crola wie zwei frisch verliebte, anschließend folgte ein Kuss auf die Stirn der hübschen Blondine.
Auch Bayern-Kollege und, öffentlich bestätigt guter Freund von Crola, Leon Goretzka, schien diese Begrüßung nicht überrascht zu haben. Stattdessen sah man den 26-Jährigen, wie er den Kopf schüttelte und einige Worte sprach.
Die Brünette neben ihm, identifizieren konnten wir sie als Mathea Fischer, Freundin des berühmten Mittelfeldspielers, gab ihrem Freund anschließend einen Klaps auf den Hinterkopf.
Lina Meyer, Freundin von Bayern-Spieler Joshua Kimmich und Mutter des Nachwuchses, beobachtete das ganze lediglich mit einem Lachen.
...

Es folgten noch einige Worte und Bilder, aber ich schaltete das Handy aus.
Was, um alles in der Welt, hatte mich schon wieder so einen Fehler begehen lassen?!

Young Love - Jamal MusialaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt