Kapitel 58

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2 Stunden bis zu meinem 17. Geburtstag.
Um die 24 Stunden, seit dem Kuss mit Leo.
Und ich war völlig verwirrt.
Nicht, weil ich dachte, ich würde was für Leo empfinden, sondern weil ich keinen Plan hatte, was schon wieder passiert war.
Keine Ahnung, ob es am Alkohol oder an unseren verletzten und einsamen Seelen gelegen hatte, aber aus irgendeinem, für mich unerklärlichen Grund, war dieser Kuss passiert.
Ich verspürte nichts als Freundschaft für Leo und ich würde nie was mit dem Ex meiner ehemaligen besten Freundin anfangen.
Dennoch hatte ich ihn mehr oder weniger geküsst.
Vielleicht war ich wirklich eine Hure... Zuerst Jamals bester Freund und dann Leo. Beides Personen, die ich nicht unbedingt auf meiner Geküsst-Liste haben wollte. Und dennoch standen sie dort.
Nach dem Kuss war ich um die 10 Minuten später gegangen. Es war komisch geworden und ich hatte dringend meinen Rausch ausschlafen müssen. Heute hatte ich auch einen dicken Kater und ich bereute es zutiefst, den Kummer in Alkohol ertränkt zu haben.
Seit gestern hatte weder Leo, noch ich dem anderen eine Nachricht, etc. geschickt.
Und irgendwie wollte ich das auch nicht, aus Angst, dass er es nicht so sah wie ich. Was, wenn er mehr für mich empfand, als ich für ihn?
Ich konnte nicht schon wieder jemanden das Herz brechen.
Mein vibrierendes Handy zog mich aus meinen Gedanken und ich warf einen Blick auf die Nachricht von Mathea:

Juli, auch wenn du vielleicht eigentlich einen Bogen um Jamal machen willst, laut Leon geht es ihm gerade nicht so gut. Er macht sich echt Sorgen um ihm. Dachte das solltest du wissen...

Ich ließ mich erschöpft in meine Kissen fallen und ging nach ein paar Minuten auf seinen Instagram-Account.
Während ich mir seine Post ansah, musste ich schlucken.
Mit einem Blick in die Kommentare wunderte es mich auch nicht mehr, dass es ihm nicht gut ging.
Lauter Engländer hatten Schlangen-Emojis unter seine Bilder gesetzt und ihn beleidigt.
Und leider gab es auch rassistische Kommentare.
Ich schloss meine Augen und clickte nach ein paar mal tief ein- und ausatmen, auf abonnieren.
Das, was ich nicht wieder tun wollte, hatte ich eben getan.
Aus Mitleid?
Oder vielleicht auch einfach, weil ich ihn vermisste.

"Happy Birthday to you, Happy Birthday to you, Happy Birthday dear Juli, Happy Birthday to you!", strahlend kamen meine Eltern, mit einer riesigen Torte, in mein Zimmer.
Ich hatte nur um die 5 Stunden geschlafen und war schon längst wach, aber um die beiden nicht zu verletzen, tat ich dennoch überrascht und so, als sei ich erst eben aufgewacht.
Ich umarmte beide und pustete die Kerzen aus.

Alles soll wieder gut werden.

Das war der einzige Wunsch, den ich hatte und der endlich in Erfüllung gehen sollte.

"Bro! Ich hatte echt schon einige Mädchen als Freundinnen, die komische Liebesbeziehungen hatten, aber du toppst echt alles man! Ich lasse dich einen Abend allein mit einem deiner besten Freunde und ihr betrinkt euch, um euch dann zu küssen?! Was ist eigentlich los mit dir? Hast du wenigstens schon mit Leo darüber gesprochen?"
"Nein Eli. Was wenn er mehr für mich empfindet als Freundschaft?", jammerte ich.
"Dann hat er Pech gehabt?"
"Nett wie eh und je.", ich seufzte. So lieb ich Eli auch hatte, bei Jungsproblemen war sie zu 100% die falsche Ansprechpartnerin.
Leider war sie trotzdem auch meine einzige. Zu Mathea oder Lina würde ich mit Sicherheit nicht mit den Worten "Ach übrigens, ich hab gestern einen meiner besten Freund geküsst, weil ich betrunken war. Oder vielleicht lag es auch nicht am Alkohol, hab ehrlich keine Ahnung.", rennen.
"Shit, es hat geklingelt, ich muss auflegen. Wir reden morgen, okay?"
"Ja ja, viel Spaß beim Kuchen essen.", kopfschüttelnd legte ich auf und ging dann zur Tür.
Mama und Papa waren gerade dabei Magdalena, Jonas und Samuel abzuholen.
Deren Auto war wohl in der Werkstatt, und unsere Mutter wollte sie nicht mit dem Baby Zug fahren lassen.
Sie konnten es also nicht sein, denn dafür war die Strecke zwischen den beiden Orten viel zu lang.
Deshalb öffnete ich mit gerunzelter Stirn die Tür und hätte sie im nächsten Moment am liebsten wieder zugeschlagen.
Zum gefühlt hundertsten Mal sah ich ungewollt in, wer hätte es gedacht, braune Augen.
"Jamal, was willst du hier?", fragte ich mit einer Mischung aus nervlicher Anspannung und irgendwie noch etwas anderem. War es Hoffnung?
"Ich hab einen Tag frei bekommen, um meine privaten Probleme zu klären. Deshalb bin ich her gekommen.", er sah mich ein wenig unsicher an, bis er einmal tief durchatmete, nach oben sah und dann einfach einen Schritt auf mich zumachte, um mich zu küssen.
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Mein Gehirn hatte endlich gecheckt, was gerade passierte.
Völlig erstarrt sah ich in seine Augen und ließ den Kuss zu.
Alles an mir war erstarrt.
Ich konnte nicht mehr richtig denken, handeln, nichts.
Nach gefühlten 5 Minuten ließ er von mir ab.
"Happy Birthday, Juli.", er sprach leise.
Ich starrte ihn an, nichts weiter.
Er sah ein wenig abwartend auf mich.
"Was... Ich, warum?!", hauchte ich.
Was sollte das gerade?
Er konnte hier doch nicht einfach auftauchen, mich küssen und dann eine Reaktion von mir abwarten! Beziehungsweise konnte er das anscheinend sehr wohl.
"Mir ist die Entfernung so scheiß egal Juli. Mir ist die Geschichte, die uns auseinandergebracht hat egal, alles ist mir egal.
I need you.
Und ich konnte nicht mehr länger abwarten, bis anyone else checkt, how perfect du bist.
Ich brauche dich, ich want you und ich liebe dich!", er stoppte und sah mich an. Es war wohl nun wirklich meine Zeit zu handeln.
Ich war jedoch immer noch komplett erstarrt und einfach nicht in der Lage dazu.
"Juli?", er sah mich unsicher an.
Ich nickte langsam und blinzelte ein paar Tränen weg.
Dann sah ich ihn an.
Er war das, was ich brauchte.
Er war das, was ich wollte.
Er war die Person, die ich liebte.
Und das schlimmste war, es war nie anders gewesen. Egal wie lange ich versucht hatte diese Gefühle zu unterdrücken, abzulegen und zu ignorieren.

Die nächsten Momente erlebte ich wie in Zeitlupe.
Ohne, und trotzdem mit vollem Verstand, schloss ich den Abstand zwischen uns und zog ihn zu mir runter.
Ich küsste ihn und umschlang ihn. Er hielt mich derweil einfach nur in seinen starken Armen fest und erwiderte den Kuss.
Genau das, was ich die letzten Monate gewollt hatte, vermisst hatte, gebraucht hatte, bekam ich nun mit diesem Kuss zurück.
Egal was gerade um mich herum passierte oder welche verzweifelten Widerworte mein Verstand riefen, ich konnte und wollte diesen Kuss am liebsten nie mehr unterbrechen.
Und das erste mal seit Silvester hatte ich wieder das Gefühl, als
sei alles gut.

Sorry für den unglaublich schlechten Denglisch-Mix 😂, ich kann das einfach nicht😭💀.
Aber hier das Kapitel, das ihr alle so sehnlichst abgewartet habt😂♡.
Habt einen schönen Tag <3

Young Love - Jamal MusialaWhere stories live. Discover now