Kapitel 41

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Mathea und ich saßen auf der Tribüne und aßen bedrückt das Essen, das wir uns eben geholt hatten.
Es war Halbzeit und Bayern lag 2:0 im Rückstand.
Jamal hatte mich noch nicht entdeckt und ich schätze, das war besser so. Es war Funkstille seit dem Flughafen und ich sah auch nicht ein, zuerst zu schreiben. Ich hatte nichts getan.
Bei Jude hatte ich mich selbstverständlich auch nicht gemeldet, was zu zwei besorgten Nachrichten von ihm geführt hatte, die ich allerdings beide auf ungelesen gelassen hatte.
Er tat mir ein wenig leid, aber ich hatte echt keinen Nerv für Smalltalk mit der Ursache des Streites.

"Glückwunsch, Joshua!", Mathea umarmte ihn.
Bayern hatte in der 2. Halbzeit noch ganze 5 Tore geschossen, Kimmich hatte einmal davon den Ball versenkt.
"Danke Mathea.", zufrieden grinste Kimmich und nickte mir dann lächelnd zu: "Jamal ist irgendwo unten."
"Oh ähm, ja danke.", ich lächelte gezwungen und er zog irritiert die Stirn kraus.
"Was ein Spiel! Klasse gemacht, Jo.", Leon kam auf uns zu und schlug seinem Freund auf den Rücken.
"Ja, haben wir noch gut gedreht.", lachte dieser.
"Oh ja, das habt ihr wirklich gut gemacht!", ich zuckte zusammen. Jamal trat hinter Leon hervor und trug ein breites Grinsen auf dem Gesicht. Dieses verschwand aber, als er in mein Gesicht sah.
"Du hast ja wohl auch geholfen, Bambi.", Kimmich grinste und schlug ihm auf den Rücken. Anscheinend hatte er Jamals Stimmungsumschwung noch nicht bemerkt
"Was machst du denn hier?", tonlos starrte Jamal mich an.
"Ich ähm, es ging am Freitag kein Zug mehr..."
"Ach und dann bist du zu Mathea und Leon gegangen?", sein Blick wurde wütend.
"Hey, ganz ruhig, Jamal.", Leon sah ihn eindringlich an.
"Nein, nicht ganz ruhig, Leon. Ich hab ihr gesagt, sie soll nach Hause fahren, und nicht bei meinen Mannschaftskollegen unterkommen!"
"Jamal, du hast sie quasi auf die Straße gesetzt! Wo hätte sie denn hin sollen?!", Mathea sah ihn verständnislos an.
"Wie wärs mit ihren Großeltern? Und selbst wenn, gestern wäre sicherlich ein Zug gekommen. Also was genau tut sie jetzt hier?!"
Joshua sah verständnislos zwischen uns allen hin und her.
"Ich bin nicht wegen dir hier, solltest du das denken.", zum Glück zitterte meine Stimme nicht. Ich drehte ich mich um und lief schnurstracks auf den Ausgang zu.
Es war eine dumme Idee gewesen, hierher zu kommen. Ich hätte einfach den Zug nach Hause nehmen sollen, gestern.
"Juli! Jetzt warte doch!", Mathea rannte mir hinterher.
"Was ist denn? Ich warte am Ausgang, bis Leon sich umgezogen hat und ihr fertig mit Feiern seit. Ich bleib keine einzige Sekunde mehr in dem Stadion. Jamal hat seinen Standpunkt deutlich gemacht und ich werde mich nicht querstellen."
"Querstellen? Hey, das war gerade nicht in Ordnung von ihm."
"Nein, es war sein gutes Recht. Es war dämlich einzuwilligen, hierher zu kommen. Und deshalb tue ich jetzt ihm und mir einen Gefallen und verlasse das Stadion.", damit drehte ich mich endgültig um und lief aus der Allianz Arena. Mathea hielt mich zum Glück nicht auf.

"Alles okay?", Leon, Mathea und Joshua kamen besorgt auf mich zu. Innerlich verdrehte ich die Augen, absolut perfekt, dass sich nun auch noch Joshua Kimmich einmischte und nach mir sah.
"Ja, alles gut. Können wir los?"
"Ja.", meinte Leon knapp und schloss dann sein Auto auf, um einzusteigen. Mathea und Joshua stiegen ein und nach kurzem Zögern folgte ich ihnen.

"Auf was hast du Lust, wir holen uns jetzt was zu essen.", Leon setzte den Blinker und ich sah ihn irritiert an.
"Essen? Wieso?"
"Weil wir nach dem Spiel Hunger haben?"
"Ach so. Mir ehrlich gesagt egal, sucht ihr euch was aus."
"Indisch?", Joshua sah mich fragend an, ich zuckte mit den Schultern: "Von mir aus. Habt ihr euch eigentlich noch länger mit Jamal unterhalten, oder weshalb habt ihr so lange gebraucht?"
Die drei wechselten einen Blick, bis Leon seufzte: "Jude hat angerufen. Er hat gefragt, ob es dir, ähm, gut ginge, weil du dich nicht melden würdest.", mein Mund wurde trocken.
"Gehen wir deshalb Essen? Hat Jamal irgendwas gesagt? Leon!", ich sah ihn durch den Rückspiegel auffordernd an, er seufzte.
"Er meinte Fuck you Jude, that's none of your buisness! und dann hat er aufgelegt.", Joshua räusperte sich und sah aus dem Fester.
"Oh Gott.", ich sah starr nach vorne, "Dreh um Leon! Ich muss mit ihm reden. Jetzt!"
"Das werde ich nicht tun.", er sah mich durch den Rückspiegel an.
"Bitte Leon. Ich muss das mit ihm klären. Ich, ich kann das nicht.", bittend sah ich ihn an.
Leon sah Joshua fragend an, seufzte dann aber erneut, da Mathea ihm vorschrieb, Jamal aufzusuchen
"Das war nicht meine Idee!", er fuhr an den Straßenrand, zog sein Handy heraus und fuhr dann kopfschüttelnd weiter.

"Was tust du hier?", Jamal sah mich mit angepisstem Blick an.
"Ich will das klären, bevor ich morgen nach Hause fahre. Bitte Jamal, lass mich rein."
Er sah mich mit einem seltsamen Blick an und räusperte sich dann: "Juli, das ist im Moment ganz schlecht. Und ich wüsste auch nicht, was es zu klären gäbe. Du hast dich meinem Wunsch widersetzt, Abstand zu halten. Stattdessen bist du zu unseren Freunden, meinem Mitspieler, gegangen."
"Was meinst du mit gerade? Hast du Besuch oder so?", ich versuchte an ihm vorbei zu sehen.
"Ich ähm ... ja."
"Aha. Kenne ich ihn, beziehungsweise sie?"
"Flüchtig.", er sah mich abwartend an. Er hatte bewusst nicht gesagt, wer es war, was mich auf ein Mädchen tippen ließ.
"Wer ist sie?", meine Stimme zitterte glücklicherweise nicht mal halb so stark, wie ich befürchtet hatte.
"Du brauchst nicht eifersüchtig zu sein, sofern du das sein solltest.", er sah mich räuspernd an.
Ich nickte langsam. In welchem Beziehungspunkt waren wir denn bloß angekommen?
"Na dann...will ich nicht länger stören.", ich blinzelte Tränen weg, er sah mich deutlich weicher an: "Ich liebe dich, Juli. Aber ich brauche gerade einfach ein wenig Abstand. Verstehst du?"
"Ich liebe dich auch.", damit sah ich ihn ein letztes Mal an und machte dann kehrt. Nein, ich verstand nicht, weshalb er Abstand bräuchte.
Aber ich konnte nichts dagegen tun, ich war komplett hilflos.
Leise schluchzte ich auf.
Diese Situation tat so verdammt weh!

"Und?", Leon sah aus dem Fenster und sah mich dann erschrocken an.
"Juli?! Was ist denn passiert?"
"Habt ihr Schluss gemacht, oder so?", Joshua sah mich mitleidig an, Leon warf ihm einen bösen Blick zu.
"Nein, wir ähm, wir haben nicht, ... Schluss gemacht.", ich setzte mich, ohne weitere Worte, in das Auto. Mathea strich mir direkt über den Arm, ich zog ihn weg.
"Er hat Besuch. Können wir bitte fahren?", ich sah Leon mit Tränen in den Augen an.
"Ja klar.", mitleidig sah er auf mich und startete dann das Auto.
Die ganze Fahrt war es relativ still, die drei versuchten so wenig wie möglich, und wenn dann sehr leise, zu sprechen.
Sie warfen mir ständig besorgte Blicke zu, die ich allesamt ignorierte.

Nach einem Abstecher zum Inder fuhren wir zu Leon's und Mathea's Wohnung.
Still saß ich am Tisch und versuchte irgendwie was runterzukriegen. Nachdem ich allerdings nur noch rumstocherte und es mir schlecht wurde, verabschiedete ich mich ins Zimmer.
Dort trank ich einen Schluck Wasser und ließ mich dann aufs Bett fallen.

Nach einer Stunde nahm ich mir mein Handy und ging wie von selbst auf Jamals Instagram.
Nach 2 Minuten fand ich einen relativ neu abonnierten Account eines Mädchens. Es war diese Tussi von vor ein paar Wochen, die mit Jude und Jamal ein Bild machen wollte.
Mit meinem Stalkeraccount, den ich mir schnell erstellt hatte, ging ich auf ihr Profil.
Es war definitiv nicht meine Glanzleistung, sie zu stalken, und ich hatte sowas auch noch nie wirklich getan, aber in dem Moment konnte ich nicht anders.
Ich sah mir zuerst die Beiträge an und begutachtete kritisch die Bilder von ihr. Talitas zweitneustes Bild war das mit Jude und Jamal.
Augenbrauen hochziehend sah ich, dass letzterer den Beitrag gelikt und einen Kommentar verfasst hatte. 
Sein Herzchen in den Kommentaren versetzte mir einen unmerklichen Stich im Herzen.
Danach sah ich mir die heutige Story an und mir wurde augenblicklich speiübel. Ich kam gerade noch rechtzeitig zur Toilette, wo ich die indischen Kichererbsen leider wieder entleerte.
Angewidert setzte ich mich neben die Toilette und spülte.
Scheiße, was hatte diese dämliche Story bitte bei mir ausgelöst?
Sie bestand aus 2 Bildern. Zuerst war die Tussi im Stadion gewesen, selbstverständlich im Musiala-Trikot.
Das 2. Bild zeigte sie beim Fifa-Zocken, unverkennbar in Jamals Wohnung.
Ich ließ meinen Kopf gegen die Wand gleiten.
Was war aus Jamal und mir geworden? Wie konnte diese Beziehung, nach soviel Stabilität, so kaputt gehen?
Ich schluchzte auf und ließ die Tränen über mein Gesicht laufen.
Es tat so unendlich weh und allein der Gedanke, dass die blonde Tussi gerade neben Jamal saß, ließ mich meinen Kopf direkt wieder über die Toilette beugen.

Heute mal wieder ein Kapitel, hoffentlich gefällt es euch :)
Außerdem ein riesen Danke für euren Support, ich weiß wirklich zu schätzen, wie viele täglich diese Story lesen, dafür voten und super liebe Kommentare schreiben♡.
Bleibt alle gesund und genießt den Abend <3

Young Love - Jamal MusialaWhere stories live. Discover now