Kapitel 5

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"Juli, hast du alles?", fragte meine Mutter und streckte ihren Kopf durch die Tür meines Zimmers: "Papa will los, dein Zug kommt in 25 Minuten!"
"Ja Mama, ich hab alles.", sagte ich, während ich den Verschluss meines Rucksacks zumachte.
Ich brauchte nicht viel, da ich nicht übernachten würde, aber dennoch hatte ich einen prall gefüllten Rucksack.
Es war Samstag Morgen und ich war auf dem Weg zu Jamal.
Meine Eltern hatten nicht unbedingt weitergefragt, wer der Freund sein sollte, worüber ich sehr dankbar war. Sie vertrauten wohl meiner Menschenkenntnis und dachten sich nicht allzu viel dabei.

Ich stieg in den Mercedes von meinem Vater und schaute auf mein Handy.
Da es erst 7 Uhr war, ging ich davon aus, dass Jamal noch nicht wach war und weil ich ihn nicht wecken wollte, schrieb ich ihm auch keine Nachricht. Das würde ich irgendwann im Zug machen.
Genug Zeit würde ich haben, denn immerhin fuhr ich 3 Stunden nach München. Meine Eltern hatten angeboten mich hinzubringen und anschließend zu meinen Großeltern zu fahren, da diese in Augsburg lebten, aber ich hatte dankend abgelehnt. Ich wollte auf keinen Fall, dass sie etwas von Jamal erfuhren. Meine Mutter war in diesen Angelegenheiten sehr neugierig und ich hatte außerdem noch nicht mal Sophia und Sahra von ihm erzählt.

Ich verabschiedete mich von meinem Vater und stieg in den Zug.
Auf meinem Platz zog ich mein Handy hervor und steckte meine Kopfhörer ein. Ich ließ meine Playlist spielen und ging meinen Gedanken nach.
Auch wenn ich keine wirkliche Angst hatte, war dennoch ein leicht unangenehmes Gefühl in meinem Bauch.
Ich kannte Jamal nicht richtig und dennoch würde ich den Tag mit ihm verbringen. Was, wenn er in Realität ganz anders war?
Unterbrochen wurde ich von einer Nachricht von Sahra. Sie schrieb, dass Theo sie zu einem Familienessen eingeladen hatte und mit einem Augenrollen quittierte ich die Nachricht.
Sie hatte sich immernoch nicht für Einen entschieden und mir ging das Gespiele von ihr gehörig gegen den Strich.
Ich hasste solch ein Verhalten und manchmal konnte ich echt nicht nachvollziehen, was in ihrem Kopf los war.
Ich war mir auch nicht sicher, ob die beiden von dem Konkurrenzkampf wussten, denn ansonsten konnte ich mir nicht vorstellen, warum sie noch immer so an ihr hangen. Theo war wirklich korrekt und mir sympathisch. Er hatte dieses Verhalten definitiv nicht verdient.
Ich schrieb ihr zurück, dass sie das auf keinen Fall annehmen könnte, weil Dates und Familienessen wirklich zwei große Unterschiede waren und schloss Whats-App dann.
Mir war es relativ egal, was Sahra antworten würde, denn es war lächerlich, was sie da tat.

Nach 2 ½ Stunden schrieb ich Jamal, dass ich in ca 20 Minuten ankommen würde. Wir hatten ausgemacht, dass er mich vom Bahnhof abholen würde.

Als ich ausstieg, schaute ich mich suchend nach Jamal um.
Ein paar Minuten später entdeckte ich ihn glücklicherweise. Er stand etwas abseits und hatte einen dunklen Pulli an, seine Kapuze war weit in sein Gesicht gezogen. Er wollte definitiv nicht erkannt werden.
Ich lief zu ihm und wir umarmen uns zur Begrüßung.

Anschließend fuhren wir mit einem Taxi zu seiner Wohnung.
Wir saßen zusammen auf der Rückbank und ich musterte ihn von der Seite. Er sah, meiner Meinung nach, in Wirklichkeit nochmal besser aus als im Fernsehen oder auf Fotos.
Seine Wimpern waren lang, er hatte volle Lippen und seine Augenbrauen waren sehr buschig.
Anscheinend hatte er peinlicherweise bemerkt, dass ich ihn angestarrt hatte, denn er drehte seinen Kopf fragend in meine Richtung.
Hitze stieg in meinen Kopf und ich sah schnell aus dem Fenster.
Gott war das peinlich...

Wir hatten das Taxi verlassen und Jamal schloss die Wohnung auf.
Staunend sah ich mich um. Ich hatte nicht unbedingt erwartet, dass er in einer sehr einfachen Wohnung leben würde, aber diese überstieg meine Vorstellungen.
Sie war geräumig und eine Fensterfront sorgte für viel Licht.
"Also, das hier ist das Wohnzimmer, da ist die Küche.", sagte er und zeigte auf die angrenzende Küche mit top Ausstattung. In der Mitte stand eine Kücheninsel und an der Wand stand ein riesiger Kühlschrank.
"Hier ist die Toilette und oben ist mein Schlafzimmer, ein Bad und ein Gästezimmer mit separatem Bad. Hier geht es noch zu einem kleinen Fitnessraum.", erzählte er fast ein wenig schüchtern, ich lächelte ihn an.
"Fühl dich einfach wie Zuhause.", meinte er dann zu mir und zog sich seine Schuhe aus.

Wir redeten ein wenig und ich stellte erleichtert fest, dass er eins zu eins so war, wie im Internet.
"Also ich habe Breakfast besorgt, wenn du Hunger hast.", sagte er dann ein wenig unsicher.

Young Love - Jamal MusialaDonde viven las historias. Descúbrelo ahora