Kapitel 10

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Genervt stand ich vor meinem Kleiderschrank. Ich war gerade am Packen, denn in 2 Stunden würde mein Zug kommen.

Es war mittlerweile 2 Wochen her, dass sich Sophia und Leo wieder versöhnt hatten und seitdem war nicht viel passiert. Sahra war weiterhin nicht bereit sich zu entschuldigen und Sophia und ich sahen es nicht ein, mit ihr zu reden. Auch wenn es sich vielleicht nach Kindergarten-Verhalten anhörte, war definitiv sie an der Reihe zu handeln. Sie hang mittlerweile immer mehr mit Can rum, der ihr noch immer wie ein bösartiger Dackel hinterher lief. Am Anfang war dies noch lustig gewesen, mittlerweile war es ausschließlich peinlich.

Ich hatte jedoch kurzfristig bis Mittwoch freibekommen, da unsere Lehrer irgendwelche Fortbildungen hatten, die sie auf den Montag und Dienstag gelegt hatten. Dies war sehr ungewöhnlich gewesen, aber da ich länger bei Jamal sein konnte, war es mir nur Recht. Dennoch stellte mich das jetzt vor das Problem mit der Kleidung. Ich würde 4-5 Tage bei meinem Freund sein, mit einschließlich 4 Übernachtungen. Das machte mich ziemlich nervös und ließ mich jedes eingepackte Kleidungsstück wieder aus der Tasche nehmen. Meine Mutter war schon vor 10 Minuten verzweifelt aus dem Raum geflüchtet. Ich konnte es ihr nicht verübeln. Abgesehen davon, dass hier Chaos herrschte, war ich kaum auszuhalten. Mittlerweile war ich mir auch sehr sicher, dass sie genau wusste, dass es sich nicht nur um einen Freund handelte, denn auch wenn sie versuchte ihre Blicke zu verbergen, erwischte ich sie immer wieder, wie sie heimlich über meine Schulter in mein Handy spickte, mein Instagram Profil stalkte und mich besorgt musterte. Da sie dies jedoch nie zugeben würde, hatte sie mich auch nie auf Jamals Abo angesprochen. Ich war mir zu 100 Prozent sicher, dass sie wusste, wer er war, da dies mit einem Click herauszubekommen war, aber dennoch hielt sie sich anscheinend noch zurück, denn Jamal hatte noch keine Nachricht bekommen.

Nach einer weiteren Stunde war ich endlich fertig mit Packen und mit den eingepackten Klamotten sogar zufrieden.

Schnell machte ich noch ein paar Hausaufgaben und machte mich dann mit meiner Mutter auf den Weg zum Bahnhof.

"Sei vorsichtig und mach nur das, was du machen willst. Pass auf dich auf Schatz!"
"Jaja Mama, ich weiß. Ich bin schon ein großes Mädchen.", sagte ich und schaute sie eindringlich an. Ein wenig zweifelnd blickte sie mich das letztens Mal an, bevor sie mir einen Kuss auf die Stirn drückte und mich einsteigen ließ. Im Zug setzte ich mich auf meinen Platz und entspannte ein wenig.

Nach einer Weile holte ich mein Tablet und ein englisches Buch raus und fing an zu lesen, sowie Notizen zu machen. Die nächste Arbeit würden wir über dieses Buch schreiben und ich hatte absolut keine Lust eine schlechte Note zu kassieren. Vor allem, da die J1 ja leider schon in den Abi-Schnitt reinzählte...

Ich stieg aus und blickte mich nach Jamal um. Als ich ihn sah, legte ich ein Lächeln auf mein Gesicht, ehe ich von ihm in eine Umarmung gezogen wurde. Auch heute trug er wieder einen dunklen Pulli mit Kapuze und versuchte sich ein wenig bedeckt zu halten.
"Ich hab dich vermisst!"
"Ich dich auch!", sagte ich an seiner Schulter und er gab mir einen Kuss.
"Es gibt noch eine kleine Änderung..."
"Aha?", sagte ich und blickte ihn fragend an.
"Also Leon und Mathea sind hier.", druckste er ein wenig unsicher herum. "Hier? Am Bahnhof?", fragte ich ihn überrascht.
"Ja...sie wollten es sich nicht nehmen lassen, dir einen weiteren Ort zu zeigen."
"Süß", sagte ich und lächelte ihn an. Die beiden waren wirklich nett und mit Mathea hatte ich auch schon die Nummern ausgetauscht. Sie erinnerte mich ein wenig an eine große Schwester.

Jamal und ich liefen auf den Parkplatz des gigantischen Münchner Bahnhofs. Die Beiden zu finden war keine große Kunst, denn auch wenn hier einige teure Autos standen, fiel der Lamborghini von Leon definitiv auf. Ich hatte absolut keine Ahnung von Autos, aber dass das Auto viele bewundern würden, wusste sogar ich.
"Damned", fluchte Jamal plötzlich auf. "Was ist los?", fragte ich ihn irritiert, während er seine Kapuze tiefer in sein Gesicht zog und mich in eine andere Richtung dirigierte. Er antwortete nicht auf meine Frage, sondern holte sein Handy raus und rief Leon an.
"Hey, hast du es gesehen?", fragte Jamal ihn sofort, als sein Kollege ranging.
"Jap... auch deinen Richtungswechsel. Soll ich euch irgendwo abholen?", fragte dieser und die Beiden vereinbarten einen Treffpunkt am Ausgang.
Dann wandte Jamal sich mir zu:
"Sorry, das musste schnell gehen. Irgendein Reporter hat uns aufgelauert. Und abgesehen davon, dass Leon es hasst, wenn jemand Mathea und ihn abknippst, fände ich es auch nicht unbedingt cool, wenn wir direkt in der Öffentlichkeit stehen. Nicht, weil ich dich verheimlichen will, ich möchte die Beziehung einfach noch ein wenig aus der Öffentlichkeit raushalten.", sagte er dann und schaute mich zerknirscht an. Er tat mir unglaublich Leid, genauso wie Leon und Mathea. Lina hatte mich ja im Stadion schon gewarnt, aber ich hatte dennoch nicht geglaubt so schnell in einer derartigen Situation zu sein. Er nahm meine Hand und wir liefen zum Ausgang, an dem Leon schon auf uns wartete. Wir stiegen ein und Mathea umarmte mich kurz, während Leon lächelnd und konzentriert Hallo sagte und losfuhr.

Young Love - Jamal MusialaWhere stories live. Discover now