Kapitel 9

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Seufzend schloss ich die Türe auf.
"Hallo Maus.", rief meine Mutter aus der Küche und ich ging zu ihr. Es roch verführerisch nach Essen. Manchmal war ich sehr froh, wenn meine Mutter doch da war. Auch wenn ich es gewesen war, die sie dazu überredet hatte, nach dem Auszug meiner Schwestern wieder arbeiten zu gehen, war es teils doch schön nicht immer selbst kochen zu müssen.
"Na, wie wars in der Schule?"
"So wie immer.", murmelte ich und erzählte ihr anschließend von der Sache mit Sahra. Meine Mutter war nie ein Fan von ihr gewesen, was Sahra aber mit Sicherheit nicht wusste. Die falsche Freundlichkeit von Mama war eine unglaubliche Vorstellung und auch wenn ich ebenfalls gut lügen konnte, war sie in solchen Situationen eine deutlich bessere Schauspielerin.
Sie schüttelte nur den Kopf und bot an, Sophia hier öfters aufzunehmen. Danach setzten wir uns an den Tisch und aßen.

"Apropos Mama, ich würde in 2 Wochen gerne wieder nach München.", sagte ich beiläufig.
Sie legte ihre Gabel zur Seite und sah mich mit kritischem Blick an: "Schon wieder? Juli, wer genau ist dieser Jamal? Ich habe gerade mal 5 Minuten mit ihm geredet. Hast du vielleicht ein entscheidendes Detail vergessen zu erwähnen, wie zum Beispiel, ob es nicht ein Freund ist, sondern dein Freund?", löcherte sie mich dann und beäugte mich mit zusammengekniffenen Augen. Augenrollend verneinte ich. Ich wusste, dass ich in dem Moment log und das tat mir ungemein leid, aber aufgrund der Vorgeschichte meiner Schwester wollte ich vorsichtig sein. Diese hatte meine Mutter nämlich zu sehr in ihre Beziehung eingebunden und ihr wirklich alles erzählt. Das führte zu mehr Leid als Freude und schließlich auch zu der Trennung von Lana und Ben. Dementsprechend wollte ich das definitiv verhindern. Auch wenn ich Ben nie gemocht hatte, meiner Meinung nach war er ein Arsch, tat mir das Ende für Lana trotzdem unglaublich leid. Sie hatte ihn geliebt und es war grausam ausgegangen. Bis jetzt hatte sie sich auch nie wieder auf einen Typen eingelassen.
"Mmh. Du weißt, dass ich sowas wissen will Juli, oder? Ich will nicht, dass du zu einem fremden Typen gehst und am Schluss schwanger wirst!"
"Mama!", rief ich und schaute sie entsetzt an. Das Gespräch lief definitiv in die falsche Richtung.
"Was denn? Du bist 16, da kommt man auf dämliche Gedanken. Vor allem, wenn der Typ älter ist.", sie warf mir einen strengen Blick zu.
"Ist notiert. Nicht schwanger werden und dir von möglichem Freund erzählen.", sagte ich und rollte innerlich die Augen.
"Gut.", antwortete sie und endlich wechselten wir das Thema.

Am Abend facetimte ich wieder mit Jamal.
"Hey", er lächelte mich an.
"Hey", lächelte ich zurück.
"Du siehst fertig aus", sagte ich mit hochgezogener Augenbraue.
"Thanks", lachte er, "you too.", zustimmend blickte ich ihn an.
"Ich vermisse dich Juli."
"Ich dich auch. Aber immerhin kann ich in 2 Wochen kommen. Meine Mutter war zwar nicht gerade begeistert, aber mir egal.", ich zuckte mit meinen Schultern.
"Your mum? Wenn sie will, kann sie mitkommen.", sagte Jamal und sah mich an.
"Was?!", ich dachte ich hätte mich verhört.
"Naja...", druckste er herum, "Juli I, I've fallen in love with you., sagte er dann unsicher und schaute mich scheu an. "Und naja, irgendwann muss ich deine Eltern kennenlernen. Zumindest, wenn du genauso fühlst.", am Ende wurde er leiser und mein Herz schmolz.
"Jamal, natürlich fühle ich genauso. Es ist nur, keine Ahnung, ich will meine Mutter nicht allzu in diese Beziehung einbinden. Das wird nicht nur uns, sondern auch meine Mutter zerstören." Er schaute mich zuerst unfassbar glücklich an und dann etwas irritiert.
Ich holte tief Luft und erzählte von der zerbrochenen Beziehung meiner Schwester. Er hörte einfach zu und machte einen mitleidigen Gesichtsausdruck. Dieser war aufrichtiger, als die meisten Blicke, die ich jemals erhalten hatte.

"Juli, ich verstehe dich. Und wenn du Zeit brauchst, um es deiner Mum zu sagen, dann ist das okay. Aber du sollst wissen, dass ich an diese Beziehung glaube und ich nicht denke, dass sie so ist wie die deiner Schwester.", wieder machte mein Herz einen Sprung. Ich hatte mit Jamal einfach so ein riesen großes Glück!
"Ich wünschte du wärst jetzt hier.", murmelte ich und schaute ihn bedrückt an. Eine Fernbeziehungen war schwer, auch wenn sie noch so frisch war, oder vielleicht auch genau deshalb. Er erwiderte meine Aussage und wir redeten ein wenig. Er hatte heute sehr lange trainiert und ich sah, dass ihm halb die Augen zufiehlen. Dass er dennoch nichts sagte ließ mein Herz noch schneller schlagen. Er war so unendlich süß!
"Jamal, du bist unendlich müde!", lachte ich. "Geh schlafen und melde dich morgen wieder."
Nachdem ich ihm gefühlte 10 mal versichert hatte, dass es in Ordnung war, seufzte er wohlig und verabschiedete sich. Ich musste ein wenig lachen, da er wohl noch müder war, als ich dachte.

Ich wollte gerade schlafen gehen, als ich von einer Nachricht aufgehalten wurde.

Danke Juli! Soph und ich haben endlich alles geklärt und es ist wieder alles gut:)) Ich bin mir allerdings zu 100 Prozent sicher, dass sie nicht von allein auf die Idee kam... also wirklich vielen Dank, ich wüsste nicht, wie ich sonst zu Recht gekommen wäre...

Lächelnd antwortete ich Leo. Das war doch mal zur Abwechslung eine gute Nachricht!
Ein paar Minuten danach schrieb auch Sophia und ich schlief mit einem Lächeln ein. Mich interessierte es in dem Moment herzlich wenig, wie es mit Sahra weitergehen würde, Hauptsache Leo und Soph waren wieder zusammen!

Young Love - Jamal MusialaWhere stories live. Discover now