Kapitel 8

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Ich öffnete gerade einen Snap meiner Schwester, als es an der Tür klingelte. Schnell ging ich runter und nahm meine völlig verheulte Freundin in den Arm.

Nach ein paar Minuten gingen wir hoch. Sie erzählte von dem Video und von Leos Versuchen mit ihr zu sprechen.

Nachdem sie fertig war, erzählte ich von Leos Nachrichten.
"Ach komm Juli, das glaubst du doch selbst nicht. Sahra ist zwar manchmal, naja Sahra, aber sie würde doch niemals ohne ein Zeichen den Freund ihrer besten Freundin küssen.", schnaubte Sophia.
"Ich finde es ja auch komisch, aber warum sollte Leo lügen? Er liebt dich Soph!"
Schnaubend sah sie mich an. Ihr kamen immernoch Tränen und unter ihren Augen waren tiefe Schatten abgezeichnet.
"Ich kann echt nicht glauben, dass sie das getan hat. Ich meine sie war in letzter Zeit sowieso besonders seltsam, aber das??? Wie konnte sie nur?!"
Ich hatte Sahra immer als meine Freundin angesehen. Wir waren nicht so eng wie Sophia und ich, aber dennoch war sie ein Teil der Clique und unsere Freundin. Und das zerstörte einfach alles.

"Was genau hast du eigentlich in München gemacht?", fragte mich Sophia irgendwann.
"Ähm, also ich habe einen Freund besucht.", antwortete ich schaute ihr mit Absicht nicht in die Augen.
Ich sah, wie sie ihre zukniff: "Ein Freund? Seit wann hast du einen Freund in München?"
"Ähm, den kennst du nicht..." noch immer versuchte ich ihren Blicken auszuweichen.
"Juli, was verschweigst du mir?!"
Ich seufzte. "Man ich hab keine Ahnung, ob ich dir das erzählen darf..."
"Was genau?"
"Ich hab mich mit jemandem getroffen."
"WAS? Wer?! Juli, kenne ich ihn???", quietschte sie.
"Soph, ich kann dir das nicht sagen. Ich weiß nicht, ob ich das darf... deshalb wollte ich auch nichts sagen."
"Juli, ich bin deine beste Freundin. Du sagst mir das jetzt sofort. Ich werde es andernfalls eh von selber herausfinden. Außerdem, wieso solltest du mir nicht sagen dürfen, wer dein Freund ist?!"

Wir diskutieren noch ein wenig, bis ich schließlich seufzend nachgab.
"Es ist Jamal Musiala."
Erwartungsvoll sah sie mich an, sie hatte von Fußball noch weniger Ahnung, als ich.
"Google ihn einfach...", gab ich mich geschlagen.
Verwirrt nahm sie ihr Handy und googelte ihn.
"Wir sind zusammen."

Ihr Blick und ihre Reaktion waren unbezahlbar. Sie quietschte, kreischte und lachte gleichzeitig los und schüttelte mich durch. "Juli, warum hast du mir nichts früher gesagt? Bist du jetzt offiziell eine Spielerfrau?! Oh mein Gott, warst du schon im Stadion? Du musst mir alles erzählen! Jetzt! Sofort!"
Ich musste lachen und erzählte ihr alles. Sie wieder lachen zu sehen freute mich total und ich wusste, dass sie das Geheimnis für sich behalten würde.

Spät am Abend fuhr Sophia wieder Heim. Ihr ging es deutlich besser und sie versprach mir, sich mit Leo auszusprechen.
Ich zog mir einen Schlafanzug an und putzte meine Zähne.
Danach ließ ich mich in mein Bett fallen und schnaubte, als mir Sahra schrieb. Ich wischte die Nachricht weg und schrieb mit Jamal. Auf ihre Nachricht, warum ich online war, aber nicht schrieb, reagierte ich ebenfalls nicht.
Stattdessen fing ich an mit Jamal per Videocall zu telefonieren. Er saß auf seiner Couch und war ein wenig verschwitzt, da er gerade Sport gemacht hatte. Sein Anblick ließ meine Schmetterlinge flattern, denn er sah so wirklich gut aus.
Wir redeten und ich erzählte ihm von dem Drama hier. Er hört mir aufmerksam zu und lästerte zu meiner Überraschung sogar ein wenig mit.

Nach 30 Minuten wollte er jedoch duschen gehen und wir legten auf.
Ich ging auf TikTok und blickte genervt auf die Nachricht, die reinkam. Sahra hatte mir 14 Nachrichten geschrieben, warum ich sie ignorieren würde. Auch wenn das nicht mein Plan war, rastete ich aus und schrieb ihr zurück, dass sie mal überlegen sollte, warum. Danach machte ich den Flugmodus rein und stellte meine Musik auf sehr laut. Ich ging meinen Gedanken nach und schlief irgendwann ein.

Am nächsten Morgen stand ich völlig gerädert auf. Mein Schlaf war super unruhig gewesen. Ich machte mich fertig und schnappte mir meine Schultasche.
"Guten Morgen Schatz, hast du gut geschlafen?", fragte mich meine Mutter, die ausnahmsweise am Esstisch saß und mir einen Kaffee entgegenstreckte. Ich schüttelte den Kopf und gähnte.

Im Bus war ich schon ein wenig wacher. Der Kaffee wirkte und die kühle Luft an der Bushaltestelle tat mir gut.

In der Schule angekommen lief ich gähnend in das Klassenzimmer. Innen herrschte eisige Luft, die von zwei Mädels auszugehen schien. Sophia und Sahra saßen auf ihren Plätzen und starrten sich böse an.
Ich nahm ein Schluck von meinem Kaffee und setzte mich zu Sophia. Wir redeten und ich bemerkte, wie Sahra mich musterte. Auf der einen Seite war sie zornig, auf der anderen Seite wirkte sie ein wenig verletzt. Innerlich schnaubte ich. Ihre Reaktion war unfassbar und dass ich nicht mehr mit ihr redete, hatte sie sich selbst zuzuschreiben, sowie definitiv verdient.
In dem Moment kam unser Latein-Lehrer in den Raum und wir richteten unseren Blick nach vorne.
"Salvete!", rief der anscheinend gutgelaunte 60-Jährige, den die Jungs scherzhaft Herr Caesar getauft hatten.

Nach dem Unterricht lief ich mit Sophia und Chris zum Busbahnhof. Er und Fabi waren in die Situation eingeweiht und auch wenn sie nicht über Sahra lästerten, wusste ich, dass die definitiv auf Sophias Seite standen.
Dort angekommen, setzten wir uns auf eine Bank und sahen Sahra mit hochgehobenem Kopf vorbeigehen. Soph und ich tauschten einen kurzen Blick aus und ich zog die Augenbrauen hoch.

Um die 5 Minuten später lachten wir über ein Video, als Sahra wieder ankam. Im Schlepptau hatte sie Can, der sich wie ein Bodyguard hinter sie stellte.
"Ihr wollt Stress? Den könnt ihr haben.", zischte sie uns zu.
"Wir wollen Stress?!", fragte ich sie ungläubig. Was war denn bloß los mit diesem Mädchen?
"Du hast Sophias Freund geküsst. Den Freund deiner besten Freundin!", sagte ich entrüstet. "Was ist denn bloß los mit dir? Hast du Probleme Zuhause?! Ich weiß ja, dass du in letzter Zeit komisch drauf bist, aber das geht echt zu weit! Du hast 2 Typen, wozu brauchst du dann bitte noch einen dritten?", warf ich ihr an den Kopf und schaute bezeichnend auf Can. Ich wusste, das es ein wenig unfair war, aber Sahra machte mich unglaublich wütend. Von ihr kam nur ein Schnauben.
"Du nennst mich eine schlechte Freundin? Wer ist es denn, die sich direkt gegen mich stellt? Du hast mich nicht einmal gefragt, was los ist. Stattdessen stellst du dich auf Sophias Seite, so wie du es immer tust Juli. Denn in Wirklichkeit bist du nichts anderes als eine mitlaufende, parteiische Bitch!", zischte sie und guckte mir zornig ins Gesicht. Ich war fassungslos. Sahra hatte schon so einige Sachen gesagt und gemacht, aber das hier war einfach nicht zu glauben.
"Mach mal halblang Sahra.", sagte Chris und schaute sie ruhig an.
"Mach mal halblang", äffte sie ihn daraufhin nach und schnaubte erneut. "Du Chris, bist genauso lächerlich. Läufst Juli und vor allem Sophia seit Jahren hinterher, obwohl die eine einen Freund hat und die andere wohl kein Interesse. Naja, zumindest da sind Juli und ich uns einig.", sagte sie bitchy und warf ihm einen bezeichnenden Blick zu.
"Oh Gott Sahra was ist bloß aus dir geworden. Du bist so erbärmlich. Weißt du, eigentlich hatte ich das Bedürfnis dir in die Fresse zu schlagen, aber auf das tiefe Niveau brauch ich mich nicht begeben. Also wenn es dir nichts ausmacht, wäre es besser, wenn du jetzt verschwindest. Und zwar sofort.", meinte Sophia und zeigte mit ihrer Hand in eine andere Richtung. Kopfschüttelnd und mit hochgezogenen Augenbraue warf Sahra Can einen Blick zu, drehte sich um und ging. Ihr Anhängsel schaute uns ein letztes Mal giftig an und lief ihr dann hinterher.
"Was für eine lächerliche Show...", murmelte ich und die anderen sagten nichts. Jedoch sagte ihr Blick mehr als jedes Wort.

Young Love - Jamal MusialaWhere stories live. Discover now