Kapitel 56

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Mein Handy klingelte und weckte mich auf.
Mit einem Stöhnen stellte ich fest, dass es erst halb 8 war.
Nach dem Spiel gestern war es sehr spät geworden und mit zu wenig Schlaf kam ich nach wie vor nicht richtig klar. Die Jungs hatten leider nur unentschieden gespielt und daher war die Stimmung gestern Abend nicht gerade mehr die beste gewesen.
Dennoch saßen wir noch ewig zusammen und hatten worüber auch immer geredet.
Genervt nahm ich den Anruf meiner Mutter an.
"Juli?", ihre Stimme klang total glücklich und aufgeregt.
"Mama, es ist halb 8, ich hab viel zu wenig geschlafen, was willst du um die Uhrzeit von mir? In ein paar Stunden bin ich doch eh wieder zurück."
"Ja ja, Schlaf kann warten. DEINE SCHWESTER HAT IHR BABY BEKOMMEN!", schrie sie wie eine Irre und quietschte am Ende sogar.
Mit einem Ruck war ich wach: "WAS?! Wann?! Was ist es?"
"Heute morgen um ca. 5 Uhr. Es ist ein Junge und er heißt Samuel.", sie klang total entzückt.
"Oh mein Gott! Magdalena ist einfach Mama geworden! Ich bin Tante! Du bist Oma!", ich war auf 180.
Eigentlich war die Hochzeit der beiden ja auf Januar gesetzt worden, aber schlussendlich war es ihnen doch zuviel Stress gewesen. Meine Eltern fanden es zwar nicht gerade gut, dass sie unverheiratet ihr Kind bekam, hatten aber nicht widersprochen. Zu meiner großen Verwunderung, um ehrlich zu sein, denn normalerweise hätte sich meine Mutter längst eingemischt und zur Not beide zum Standesamt gezerrt.
Stattdessen sollte die Hochzeit im August stattfinden und das nur im engsten Rahmen.
Den Plan fande ich ziemlich seltsam, da das Kind dann um die drei Monate alt war und die beiden sicherlich was anderes zutun hatten, als zu heiraten, aber da es ihr Fest war, würde ich mich ganz sicher nicht einmischen.
"Nenn mich niemals wieder Oma. Dafür bin ich noch viel zu jung, findest du nicht?!", ich sah das verzogene Gesicht meiner Mutter direkt vor mir, vermutlich durfte niemand außer ihrem Enkel sie so nennen.
Ich grinste bei dem Gedanken, dass sie sich durch sowas provozieren ließ, blieb aber still, ich wollte den Moment sicher nicht durch Provokation kaputtmachen.
"Seid ihr im Krankenhaus?"
"Ja, seit einer halben Stunde. Dein Vater tut zwar so, als würde es ihn nicht so ganz interessieren, aber ich weiß, dass er ebenfalls total von dem kleinen Bub fasziniert ist.", man hörte ihr Grinsen geraus und ich musste bei dem Gedanken ebenfalls lächeln.
"Schau doch mal, ob es auch noch einen früheren Zug gibt, dann könntest du vielleicht auch noch vorbei kommen."
"Fürchte das funktioniert nicht, es ist Sonntag."
"Ach stimmt, da kommt ja immer nur ein Direktzug... Mhh, schade. Warte, ich schicke dir zumindest ein paar Bilder. Okay?"
"Ja, na klar. Soviele wie es geht.", meine ich scherzhaft und verabschiedete mich dann, mit einigen Grüßen, die meine Mutter ausrichten sollte.

Dann machte ich mich fertig und lief die Treppen runter.
"Warum bist du denn schon wach? Ich weiß ja nicht, wie deine Generation das handhabt, aber normal steht man, wenn es am Abend zuvor spät wird, auch erst spät auf.", meine Joshua verwundert, der mit einer Tasse Kaffee am Tisch saß.
"War das eine Aufforderung wieder ins Bett zu gehen?", ich zog grinsend meine Augenbraue hoch.
"Niemals, ich will nur nicht, dass du wegen zu wenig Schlaf am Bahnhof einschläft und deinen Zug verpasst. Wobei, dann könntest du noch länger Babysitter spielen...", er sah überlegend drein, "Schlaf am besten gar nicht mehr und ziehe dann einfach bei uns als Au-pair-Mädchen ein.", grinsend schüttelte ich meinen Kopf und ließ dann den Grund für meine gute Laune, trotz dieser schrecklichen Frühe, raus:
"Ich wurde von meiner Mutter geweckt. Ab heute bin ich offiziell Tante.", ich grinste und Joshuas Augen weiteten sich.
"Oh wow, herzlichen Glückwunsch! Was ist es denn?"
"Laut Mama ein gesunder Junge.", meinte ich lächelnd und plötzlich ertönte ein Gequietsche, ehe ich von hinten umarmt wurde.
"Juli, herzlichen Glückwunsch an dich und deine Familie. Hast du Bilder?!", sie sah mich begeistert an.
"Ich kann mal schauen, Mama wollte mir eigentlich welche schicken.", damit zog ich mein Handy heraus und hing auf den Chat von meiner Mutter und mir.
Im nächsten Moment fingen Lina und ich an zu quietschen.
Der Junge hatte blonde Haare und ein unglaublich süßes Gesicht.
Ich war schockverliebt!
"Kinder sind wirklich das beste, was einem passieren kann.", meinte Lina und sah völlig verzückt auf meinen Bildschirm.
Ich grinste glücklich und drehte mich um.
"Ihr müsst es ja wissen. Apropos, wo sind die beiden?"
"Sie schläft endlich und er hoffentlich auch...", meinte Joshua und sah hoffnungsvoll Lina an, die bestätigend nickte.
"Gott sei Dank..."
Ich lachte: "Das klingt nach einer grandiosen Nacht..."
"Ja, total grandios... sie ist total ausgetickt, weil sie ihren ersten Zahn bekommen hat. Ein Wunder, dass du bei dem Geschreie schlafen konntest..."
"Ouu.", ich verzog mein Gesicht, "Also wenn ihr wollt, kann ich dafür zum Bäcker gehen.", bot ich dann an.
"Wirklich?", Joshua sah mich aus einer Mischung aus Unsicherheit und Begeisterung an.
"Ja klar."
"Oh Gott, du bist ein Engel. Danke!", auch Lina sah ziemlich erleichtert aus.

"Komm unbedingt wieder, Juli! Wir bezahlen dich auch, wenn du den Babysitter-Job weiterhin übernimmst!", Joshua sah mich flehend an, ich grinste.
"War mir eine Freude und ich bin glücklich, wenn ich euch ein wenig unter die Arme greifen konnte!"
"Ein wenig?! Du warst besser, als die letzten 2 Babysitter zusammen. Gut, die waren auch grottenschlecht... egal, jedenfalls warst du eine großartige Hilfe!"
"Na dann freut es mich noch mehr!", ich grinste und umarmte die beiden dann.
"Danke, dass ich hier übernachten durfte!"
Joshua winkte ab, Lina schnaubte: "Das Gästezimmer ist gefühlt sauberer, als vor deinem Besuch und du warst eine wirklich große Hilfe, also immer wieder gerne. Außerdem war es uns eine Freude, dich hier zu haben. Komm bitte wieder!", sie sah mich bittend an, ich nickte.
Ich war mir zwar sicher, dass das in nächster Zeit nicht passieren würde, aber ich mochte die beiden so unglaublich gerne, das konnte ich ihnen einfach nicht ins Gesicht sagen.
Irgendwann würden Jamal und ich die Sache hoffentlich überwunden haben und dann würde ich auch wieder öfters nach München kommen. Aber solange das nicht passiert war, konnte ich hier nicht ständig auftauchen und uns beide damit verletzen.

Wie versprochen das 2. Kapitel
Ich bin so gut gelaunt, ich hab vor dem Spiel, eigentlich scherzhaft, auf 6:0 getippt und es hat sich einfach bewahrheitet, YAY HAHAHAHA.
Schlaft alle gut und bis morgen❤︎

Young Love - Jamal MusialaWhere stories live. Discover now