Wenn ich Gehe, will ich dass es ein friedlicher Abschied ist

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60. Kapitel Leute. Geisteskrank

„Ich hab schonmal das Wichtigste mitgebracht." lächelte Male, als Fabi ihr am Freitag Abend die Wohnungstür öffnete. Das war knapp gewesen. Nur 5 Minuten zuvor war Jeremy gegangen.
Fabi nickte nur und erwiderte Males sanften Begrüßungskuss. Was heißt erwidern. Er genoss ihn, so wie er jede Sekunde mit Male, ganz besonders in letzter Zeit genoss.
„Hast du schon was gegessen?" fragte Fabi und Male folgte ihm in die Küche. Die Kleinere nickte, aber Fabi sah sie sich nochmal genauer an.
„Sicher?" hakte er nach, weil er wusste, das Male sich manchmal immer noch vor Malzeiten drückte.
„Ja, versprochen." kicherte sie und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
Sie liebte es, wie fürsorglich Fabi war, wie fürsorglich er mit der Zeit geworden war. Sie war nicht dumm, sehr war klar, dass Sorge ein für Fabi eher untypisches Verhalten war und umso mehr wusste sie es eben auch zu schätzen.
Fabi nickte und ließ sich von Male ins Schlafzimmer und dort aufs Bett ziehen.
Sofort kuschelte sie sich an den Körper des Älteren und setzte ein zufriedenen Grinsen auf.
„In zweieinhalb Tagen sind wir hier weg..." bemerkte sie ruhig und konnte es immer noch nicht fassen.
Nicht das sie an ihrer Entscheidung zweifelte, aber ihr stand ein Abenteuer bevor, ein gigantischer Umschwung. Aber irgendwo hatte sie es schon immer gewollt. Einfach weggehen, alles für immer hinter sich lassen.
Die Vollversion zu ihrer Flucht aus Grünwald und wenn man bedachte, wie viel besser alles danach schon geworden war, so stellte sie sich die Zukunft fantastisch vor.
Fabi ließ sie in ihrer Wolke schweben,nur war ihm klar, dass die Realität anders aussah, anders aussehen würde. Deswegen tat er das alles doch, deswegen würde er sie gehen lassen, um ihr die ‚freie' Welt, vom der sie so sehr träumte zu ersparen.
Er kannte die Welt einfach besser als Male und ihm waren die Probleme, die kommen würden schmerzhaft bewusst, schließlich hatte er sie selbst erlebt.
Ihre Liebe war stark, von beiden Seiten aus, aber wenn alles drumherum scheiße war, würde auch diese letztendlich zu Grunde gehen und das wollte er nicht riskieren.
„Bist du wirklich bereit alles hinter dir zu lassen?" fragte er, weil er wirklich wissen wollte, ob ihr klar war, was sie plante. Vielleicht wollte er auch nur noch einmal hören, dass sie alles für ihn aufgeben würde.
„Ja. Ich brauche das. Ich will endlich wirklich frei sein, so richtig. Keine Verantwortung mehr haben." sprach Male und setzte alle Standfestigkeit in ihre Stimme, die sie aufbringen konnte. Es klang so, als würde Fabi an ihr zweifeln, denken, dass es das Falsche war und sie wollte ihm das Gegenteil beweisen, so sicher war sie sich.
Das Fabi, ihren Worten nach zu urteilen, zu dieser Freiheit gehörte, ließ sein Herz höher schlagen. So hatte er sich Liebe vorgestellt, besser, als in all den Büchern die er gelesen hatte.
Liebe ohne die Freiheit dafür aufgeben zu müssen.
Es würde so verdammt hart werden sie gehen zu lassen, härter als alles, was er zuvor getan hatte und das war nicht wenig.
„Und du willst dich nicht mal verabschieden?" fragte Fabi mit ruhiger Stimme und sie schüttelte den Kopf.
„Nein. Sie würden irgendwie einen Weg finden mich aufzuhalten, mich umzustimmen. Wer weiß, mir noch Vorwürfe machen oder so. Und das will ich nicht. Wenn ich gehe und wer weiß, ob ich sie alle jemals wieder sehe.." diesen Aspekt wollte sie sich in der Planung offen halten „...will ich, dass es ein schöner Abschied ist. Friedlich und einfach so, als würde ich sie morgen wieder sehen. Dann behalten sie mich schöner in Erinnerung.." nuschelte Male und rutschte ein bisschen hoch, damit Fabis Gesicht ihrem noch näher war.
„Friedlich...." wiederholte Fabi und sah mit hochgezogenen Augenbrauen zu Male. Nicht Vorwurfsvoll, aber mit ein wenig Erwartung darin, dass sie selber drauf kommen würde. „Wenn du ein friedliches Ende haben willst, dann musst du erstmal mit allen Frieden schließen." sprach er und Male wusste sofort was er meinte.
„Maxi ist nicht mehr der, der er mal war. Da war zu viel Krieg, als das Frieden in Aussicht wäre." widersprach sie und glaubte sich selber nicht genug, als das es wirklich überzeugt geklungen hätte.
„Vielleicht musst du mal auf ihn zugehen." murmelte Fabi und sah an die kahle Decke.
„Bin ich schon." widersprach sie wieder, aber sie verstand nicht, was Fabi sagen wollte.
„Du bist ihm hinterhergerannt. Aber nicht auf ihn zugegangen. Du hast von ihm erwartet, dass er dir alles erklärt, aber vielleicht klappt es besser, wenn du ihm zuerst alles erklärst." schlug er vor und Male kniff verwirrt die Augen zusammen. Woher wusste Fabi denn nur schon wieder, wie das alles abgelaufen war? War sie für ihn wirklich so durchschaubar?
Nein, war sie nicht, aber gewundert hätte es sie bei Fabi wiederum auch nicht. Fabi wusste alles von Maxi. Und was er gerade tat, Male umzustimmen, nocheinmal mit Maxi zu sprechen, gehörte zu ihrem Plan. Und Fabis Pläne funktionierten immer, so auch dieser.
„Vielleicht hast du recht...." knickte sie ein und legte eine Hand auf Fabis Brust.
„Ich hab immer recht." zwinkerte Fabi und mit einem amüsierten Grinsen auf den Lippen, dass sie sich irgendwie von Fabi abgeschaut hatte, zog sie ihn in einen engen Kuss, den Fabi ausnahmsweise sogar noch mehr genoss, als Male.
Besonders aber diese paar Sekunden nach dem Kuss, in dem die Gesichter sich noch Nahe sind, man sich verliebt anschaut und einfach überwältigt davon ist, wie sehr man eine andere Person lieben kann, ganz besonders diese paar Sekunden würde Fabi nie vergessen.
Dieser verliebte Blick und das durch und durch zufriedene, immer noch ein bisschen aufgeregte Lächeln. Er speicherte es ab und wahrscheinlich würde er sich immer daran festklammern, falls er mal wieder an seiner Entscheidung zweifeln würde.

POV Maxi
„Wisch dir dieses verliebte Grinsen aus dem Gesicht!" lachte ich und warf ein Kissen nach Vanessa, als sie schon wieder anfing verträumt ins Nichts zu starren.
Lachend fing sie es auf und warf es wieder zurück.
„Man lass mich doch!" kicherte sie und ihr Grinsen wurde noch breiter.
Ich verdrehte die Augen und wich dem Kissen aus.
„Ist ja gut. Deine gute Laune ist ja auch irgendwie ansteckend.." grinste ich und legte mich wieder zurück.
„Ich finde es toll, dass du dich so für mich freust. Also, ich meine, obwohl... naja."
Sie sprach es nicht aus, aber das musste sie auch nicht. Wenn sie nur wüsste, dass es nicht nur Vanessas und Leons Versöhnung war, die meine Laune ums Achtfache zum Steigen gebracht hatte, sondern viel mehr der Gedanken daran, dass sich vielleicht doh noch, ironischer Weise mit Fabis Hilfe, alles zum Guten wenden würde... aber das wusste sie nicht und das musste sie auch nicht wissen.
„Ich bin heute Abend noch mit Leon unterwegs. Natürlich nur, wenn das okay ist..?" fragte die Straßenköterblonde und sofort nickte ich. Das passte perfekt in meinen Plan.
„Klar, schreib mir nur, wenn du zurück kommst." stimmte ich zu und Vanessa nickte dankbar. Das hieß, Fabi könnte früher kommen und vielleicht würde er dann wenigstens heute Nacht eine halbe Mütze Schlaf bekommen. Eine wirklich traumhafte Vorstellung.

„Also, ich bin dann mal los!" verabschiedete sich Vanessa so gegen 22:00 Uhr und winkte mir.
„Tu nichts was ich nicht auch tun würde!" rief ich ihr noch hinterher. Ich konnte ein noch ein leises Lachen hören, dann schloss sich die Tür hinter ihr.
Ich war wirklich verdammt froh, dass es zwischen ihr und mir nicht komisch geworden war, nach dem gestrigen... Vorfall.
Wir hatten nicht nochmal drüber geredet, als sie mit knallroten Wangen gestern zurück ins Zimmer gekommen war. Ich hatte zu dem Zeitpunkt eh keinen Platz mehr für den Kuss mit Vanessa im Kopf.
Es drehte sich alles nur noch um Male und um die Sachen, die Fabi mir gesagt hatte. Und natürlich musste Vanessa auch direkt alles über ihr Gespräch erzählen und dann war die Laune auch zu gut, um nochmal über diese Situation zu reden. Das war schon alles richtig so.
Plötzlich gab das Fenster ein Ruckgeräusch von sich, was mich schon wieder mehr zusammenzucken ließ, als ich im Nachhinein zugegeben hätte.
„Alter, kannst du nicht wie ein normaler Mensch durch die Tür kommen?" fragte ich Fabi, der wie gestern seinen Kopf durchs Fenster streckte.
„Bombenidee, dann kann ich Leon und den anderen auch gleich Hallo sagen." antwortete Fabi sarkastisch und schloss das Fenster hinter sich wieder.
Daran hatte ich natürlich nicht gedacht. Fabi schon. Verdammt, wieso musste er denn immer schlauer sein als ich.
„Hast du uns schon wieder belauscht?" fragte ich mürrisch und Fabi lachte leicht.
„Glaub mir Maxi, nichts interessiert mich weniger, als deine Gespräche mit Vanessa." stellte er klar und augenblicklich fühlte ich mich wieder unwichtig und unwürdig. Ich hasste diesen Typen wirklich verdammt dolle.
„Hast du über meine Worte gestern nachgedacht?" kam Fabi direkt zur Sache und ich konzentrierte mich wieder. Ich nickte und Fabi blickte zum Nachttisch neben mir. „Und du hast es dir aufgeschrieben.." bemerkte er und wieder nickte ich, diesmal ein bisschen beschämt.
„Ich wollte halt einfach nichts vergessen." wehrte ich mich, aber Fabi zuckte nur desinteressiert mit den Schultern.
„Ist wahrscheinlich eh besser so, ich trau dir auch nicht zu, dass du das alles länger als 1 Woche im Kopf behältst." grinste er und ich verdrehte die Augen. So ein Bastard.
„Wichtiger." fuhr er fort. „Ich hab mit Male geredet."
Ein Stich durchfuhr mich, wie es jedes Mal war, wenn Fabi von Male sprach.
„Und sie wird morgen mit dir reden. Und wehe du hältst dich nicht an das, was wir besprochen haben." sagte er ernst und ich nickte genervt. Klar freute ich mich, dass Fabi es geschafft hatte, sie zu einem Gespräch zu überreden, aber er brauchte mich jetzt auch nicht so strohdumm darstellen, wie er es gerade tat.
„Deswegen hab ich es mir doch aufgeschrieben." erwiderte ich und Fabi biss die Zähne zusammen.
„Am besten stellst du dich mit dem Buch vor sie und liest es laut vor. Wenn das Ganze nicht authentisch kommt, funktioniert es nicht." wies er mich an und ich nickte verstehend. „Also, nochmal auf Anfang." sprach er und wir machten dort weiter, wo wir gestern aufgehört hatten.

Mal wieder länger und ich bin mega zufrieden, vor allem mit dem Gespräch von Fabi und Male :)
Ich hoffe gerade Males Ansicht ist noch mal klarer geworden :)
Wie findet ihr das Verhältnis von Fabi und Maxi? Ich liebs ja bisschen, macht anders Spaß zu schreiben haha
Wenn es euch gefallen hat, lasst gerne einen ✨Stern✨ da! Liebe geht raus ❤️
Funfact: Die auktoriale Erzählperspektive (Er-Sie* Erzähler) killt mich, ich hoffe es ist nicht so schwer zu lesen, wie zu schreiben lol

Ich Male unsere WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt