Von Panikattacken und Wegrennen

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Willkommen zurück! Ich war sooooo begeistert über die Kommentare unter dem letzten Kapitel, ich war mir echt unsicher, ob klar wird an wen Svea erinnern soll, aber es haben so viele erraten! Ich will euch mit dem nächsten Part belohnen und Leuteeeee... bitte steinigt mich nicht, okay? Viel Spaß beim Lesen ❤️

POV Maxi

Ich war kein großer Tänzer. Ich war allgemein nicht gut darin, meinen Körper zu koordinieren, außer natürlich es ging um Fußball.
Eigentlich hasste ich Tanzen, aber der Alkohol schien meine Persönlichkeit umzudrehen, wie einen Pfannkuchen in der Bratpfanne.
Der Alkohol machte es mir wohlgemerkt leichter, aber das Meiste kam wohl doch von mir selbst.
Ich mochte die Musik die gespielt wurde und mit Svea zu tanzen, machte einfach Spaß. Sie strotzte nur so vor Energie und tanzte vollkommen einzigartig, aber mit soviel Selbstbewusstsein, dass niemand sie komisch ansah, sondern alle Blicke voller Bewunderung waren. Sie war einfach schön und jeder schien es zu wissen.

Wenn ich im Nachhinein drüber nachdenke, wusste ich, was mich an diesem Bild so angezogen hatte.
Sie war so, wie Male. Genauer gesagt so, wie Male vor ein paar Monaten noch gewesen war. Sie hatte die selbe Ausstrahlung und mein besoffenes Gehirn, schien keinen wirklichen Unterschied mehr zwischen den beiden ausmachen zu können.
Das nächste Lied begann. Es war langsamer, intimer, intensiver.
Gefühlvoller, und Svea kam mir strahlend näher. Ihr Blick war voller Leben, sie erschien mir in diesem Moment wie eine Kopie der alten Male, wie ein Rückblick in die alte Zeit.
Ich konnte mich nicht von ihr lösen. Der Augenkontakt war zu intensiv, das Gefühl der Erinnerungen überlief mich wie eine Tropenregen.
Das Gefühl, was ich die letzten Monate in meiner Beziehung so stark gesucht hatte, ohne dass mir bewusst war, dass es fehlte, war plötzlich wieder da. Es war wie eine heiße Dusche nach einem eiskalten Winter, die Eisschicht schien zu schmelzen und einem Muskel nach dem anderen kribbelnd freizugeben. Ich war in einem Bann, nein, einem Zauber gefangen und wollte ihn nie wieder verlassen. Mein Atem pumpte und ein leichter Wind, kühlte die verschwitzte Haut entlang meines Rückens.
Ich blickte in Males Augen, Bernsteine, die vor lauter Energie zu lodern schienen.
Es war wie unser erster Kuss.
Das Gefühl, als sich unsere Lippen berührten, die Flammen loderten wieder, fraßen sich das Gebäude hoch, erklommen jeden erdenklichen Winkel....
Bis das Gebilde plötzlich krachend einstürzte.
Schlagartig nahm ich die Musik wieder wahr, als hätte man zwei Stöpsel aus meinen Ohren gezogen. Das Gefühl war wie aufwachen.
Ich riss meine Hand von ihrer Wange und stieß sie weg.
Ich war unfähig mich zu rühren, schockiert Svea vor mir stehen zu sehen und nicht Male.

Plötzlich realisierte ich, was ich gerade getan hatte.
„Verdammt..." entwich es mir.
Alles überforderte mich in dem Moment. Die Musik war zu laut, die Lichter zu grell und die Menschen um mich herum zu schnell. Es war, als würde sich alles um mich herum aufhängen, alles bewegte sich ruckartig, mein Sichtfeld fing an sich zu drehen.
Ich war kurz davor, dass Bewusstsein zu verlieren, als ich durch die Menschen stolperte und endlich den Türgriff, fest verschlossen in meiner Hand hielt.
Die frische Luft, die mir entgegenkam, war wie ein Rückfahrticket in die reale Welt und ich hatte keine andere Wahl, als es anzunehmen.
Einen Moment fühlte ich mich klar, im nächsten Moment prasselte alles wieder auf mich ein. Mein Herz stand still und schien sich zu weigern, meinen Körper weiter mit Blut zu versorgen.
Verdammt, verdammt, verdammt. Was hatte ich gerade getan? Panik überflutete mich und ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Meine Hände zitterten unkontrolliert und ich wusste nicht wohin mit diesem schrecklichen Gefühl, es überforderte mich in jedem erdenklichen Wege.
Also rannte ich, so schnell wie meine Beine mich tragen konnten. Ich rannte, als konnte ich vor meinen Taten weglaufen, als könnten sie mich nicht einholen, wenn ich nur schnell genug war. Die Umgebung zog an undeutliches Schwaden an mir vorbei und ich nahm nichts mehr war.
Wie aus dem Nichts, war vor mir plötzlich eine Wand. Ich schaffte es gerade so, rechtzeitig zu stoppen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich keuchte, als ich mich langsam an der Wand hinunter zu Boden rutschen ließ.
Ich vergrub meinen Kopf zwischen meinen Beinen, meine Hände in meinen Haaren und hätte sie mir am liebsten allesamt rausgerissen. Ich hasste mich in diesem Moment, ich war aggressiv und der Grund dafür war ich selbst. Ich wusste nicht, ob ich mich zuerst auf meinen Körper oder auf meinen Kopf konzentrieren sollte, alles in mir schlug Alarm und es war unmöglich einen klaren Gedanken oder ein klares Gefühl zu fassen zu kriegen.
Was hatte ich nur getan, oh Gott, was hatte ich nur getan?! Ich wollte die Stadt verlassen und nie wieder kommen. Gleichzeitig wollte ich zu Male, nichts dringender als das, sie lieben und küssen, ihr Nahe sein und ihr sagen, dass ich sie liebte, verdammt, das tat ich doch, mehrmals alles andere auf der Welt.
Mir kam der manische Geistesblitz, sie sofort anzurufen um es ihr zu sagen, aber meine Freundin kam mir zuvor.
Mein Handy klingelte und ihr Name stand auf dem Display.
Ob ich bereit dafür war ihre Stimme zu hören? Nein.
Ob ich trotzdem nichts lieber wollte? Ja, also drückte ich ohne groß weiter nachzudenken auf den grünen Hörer.

Das Erste, was mir durch das kleine Gerät an meinem Ohr entgegen kam, war ein herzzerreißendes Schluchzen und lautes, angestrengtes Atmen.
Ich sprang auf. „Male?"
Keine Amtwort, nur ein röchelnder Atemzug.
„Male, ist alles okay?" fragte ich panisch.
„Maxi...." Ihre Stimme war nicht mehr, als ein schwaches Zittern.
„Male verdammt, was ist los?"
Wie von selbst trugen mich meine Schritte in Richtung ihrer Straße und wurden mit jedem Meter schneller.
„Bist du verletzt? Ist jemand bei dir?"
Ein Husten ertönte, aber keine Antwort.
„Male, hör zu, ich bin in ein paar Minuten bei dir, okay?"
Ich rannte jetzt, so schnell wie ich noch nie im Leben zuvor gerannt war.
„Gib mir ein paar Minuten" keuchte ich.
Die Panik und Angst, die meinen Körper übernahm, war so immens, dass mein Kopf ausschaltete und ich alles um mich herum vergaß. Ich musste zu ihr.

Ich sah ihre Haustür schon von weitem und sprintete die letzten paar Meter. Verdammt verdammt verdammt, die Tür war verschlossen.
Der Schlüssel, der Ersatzschlüssel unter der Schuhmatte!
Meine Hand zuckte unkontrolliert, als ich probierte den Schlüssel ins Schloss zu kriegen. Endlich gab die Tür unter meinem Druck nach und ich stolperte ins Haus .
„Hallo?" rief ich panisch, aber bekam keine Antwort. Alle Lichter waren aus und ein schneller Blick in den Garten verriet mir, dass Males Mutter auf der Arbeit war.
Ich flog quasi die Treppen hoch und hob Males Tür beim Aufreißen fast aus den Angeln, aber das Zimmer war leer.
„Male? Male, wo bist du?" meine Stimme hallte unglaublich laut in der Stille und ich hielt inne.
Ein schwaches, gedämpftes „Maxi..." ertönte aus dem Badezimmer.
Sofort riss ich die Tür auf und erschrak bei dem Anblick, der sich mir bot.
Male lag seitlinks auf dem Boden, direkt neben der Toilette und war bleich wie ein Vampir.
Sofort stürzte ich zu ihr und legte eine Hand an ihre Wange.
„Male, Male, ist alles okay? Hörst du mich?" schrie ich panisch und hob ihren Kopf leicht an. Sie war eiskalt.
Ihre Augenlieder flackerten und zwei leere Augen blinzelten anwesend zu mir hoch. „Maxi" hauchte sie wieder und ihre Mundwinkel zuckten.
„Scheiße verdammt, was hast du gemacht?" schluchzte ich und strich ihr über die kalte Wange. Sie schluckte nur, zu mehr schien ihr die Kraft zu fehlen.
„Verdammt, ich muss dich ins Bett bringen.." dachte ich laut und sah an der halb bewusstlosen Male auf und ab.
„Verdammt verdammt verdammt." fluchte ich wieder, dann schob ich einen Arm unter ihren Rücken und den anderen unter ihren Hals. Ich erschrak, als ich beim Anheben kaum die Hälfte der Kraft aufwenden musste, wie ich erwartet hatte.
Ihr T-Shirt hing zwischen meine Armen durch und ich konnte die Abdrücke ihrer Rippen erkennen.
„Hey, wach bleiben, hörst du! Hör auf meine Stimme!" wies ich sie laut an, als ihre Augen wieder Anstalten machten zuzufallen.
Sanft setzte ich sie aufrecht auf ihr Bett, hielt sie aber mit einem Arm fest, aus Angst sie würde einfach zur Seite kippen.
Ich erblickte eine Wasserflasche neben ihrem Bett und ergriff sie mit einer Hand. Vorsichtig setzte ich sie an ihre trockenen Lippen und zwang sie ein paar Schlucke zu trinken. Erst machte sie Anstalten sich zu weigern, dann lief ein Schluck nach dem anderen gierig ihren Rachen herunter.
Ein wenig Leben schien in sie zurückzukehren, ihr Blick wurde ein wenig klarer. Schuldbewusst blickte sie zu mir hoch. Ich schluckte, als ich ihren Blick sah und wieder schossen mir Tränen in die Augen.
„Verdammt Male, jag mir nie wieder so einen Schrecken ein!" schluchzte ich und zog sie in meine Arme. Kraftlos, aber voller Mühe erwiderte sie meine Umarmung und auch ihr entwich jetzt ein Schluchzen.
Ich hielt sie einfach fest und sie ließ sich fallen. Ich umwickelte sie mit meinem ganzen Körper, gab ihr das Gefühl, sie vor allem schützen zu können.
Ihre Tränen durchnässten mein Hemd, aber ich ließ kein Stück lockerer.
„Shhhhhhh" flüsterte ich beruhigend in ihr Ohr und fuhr mit meiner Hand sanft durch ihr Haar.
„Es tut mir so leid Maxi." schluchzte sie mit brüchiger Stimme und ich ließ sie sich wieder an sie Bettkante lehnen. Ihre Haut war ein buntes, fleckiges Gemisch aus weiß und rosa und ihre Augen waren tränenunterlaufen. Erst jetzt fielen mir ihre dunklen Augenringe auf, die ihre sonst so lebendigen Augen zierten.
„Beruhige dich Male, es ist alles gut..." murmelte ich mit ruhiger stimme und legte wieder eine Hand an ihre eiskalte Wange, mit der andern Griff ich nach ihrer.
„Es tut mir so leid..." wiederholte sie schluchzend und ich sah sie tief an.
„Male, was ist passiert?" fragte ich ernst und strich mit meinem Daumen über ihre trockenen Haut.

Wenn das kein ereignisreiches Kapitel ist, dann weiß ich auch nicht....
Was glaubt ihr tut Maxi jetzt? Und aus welcher Perspektive wollt ihr das nächste Kapitel? Gebt mir eure Meinungen und Gedanken und wenn euch das Kapitel zumindest vom Schreibstil gefallen hat, lasst gerne einen ✨Stern✨ da ❤️

Ich Male unsere WeltWhere stories live. Discover now