Von Redeflüssen und Hauptdarstellern

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Leuteee, da viele Ja gesagt haben, sie haben Fabis Denkweise nicht 100% verstanden (total verständlich) habe ich probiert, sie nochmal klarer zu machen. Lest selbst! ❤️

POV Male
Wieder herrschte eine Weile stille. Durch Fabis Darstellung seines wirklich komplizierten Gedankenkonstruktes, war ich immer noch vollkommen in mich gekehrt. Meine Sinne waren geschärft und mein Kopf so klar und fokussiert, wie lange nicht mehr. Klar, auch in der Schule konzentrierte ich mich manchmal, aber hier ging es nicht darum zu verstehen um eine Antwort zu finden, sondern darum zu Verstehen um des Verstehens Willen.
Langsam und ohne das ich es wirklich bewusst entschied oder wahrnahm, wichen meine Gedanken von Fabis Königstheorien ab und zurück zu dem Thema, welches schon die ganze Zeit in meinem Hinterkopf sein Unwesen trieb. Maxi, wer auch sonst.
Wie immer spürte ich den Schmerz, sobald sich die Bilder in meinem Kopf projizierten, aber es war, als könne ich mich in meinem jetzigen Zustand besser von dem Gefühl differenzieren.
Ich war so konzentriert, dass ich das Gefühl von meinen Gedanken trennen konnte und es mich somit nicht komplett einnahm. Es war ein kleines bisschen klarer als sonst.
Mein Blick ging von der untergehenden Sonne zu Fabi und zeitgleich tat es auch seiner.
Eigentlich sagte mir seine Mimik gar nicht fiel.
Eigentlich guckte er einfach nur so, wie er immer guckte, es war kein Ausdruck, den man mit einer Emotion hätte beschreiben können und trotzdem sagte er mir etwas, löste etwas in mir aus.

„Maxi hat mich betrogen." sprach ich wie von selbst. Seine Miene zuckte nichtmal, er schien kein Stück überrascht von meinem plötzlichen Themenwechsel.
„Er hat ein anderes Mädchen geküsst. Svea heißt sie. Sie ist neu in unserer Klasse und verdammt hübsch." erklärte ich.
Ich hatte nicht das Gefühl, Fabi etwas zu erzählen, sondern richtete die Worte an mich selbst, in der Hoffnung ich könnte sie dann endlich verstehen.
„Ich bin gar nicht mal böse, dass er es gemacht hat. Ich weiß nicht. Es war im Club, er war wahrscheinlich einfach verdammt besoffen. Und Svea ist ja auch hübsch. Sie wusste wahrscheinlich gar nicht, dass wir zusammen sind."
Ich zögerte. Die Ereignisse liefen in Bildern in meinem Kopf entlang, wie in einem Kinofilm und ich war der Erzähler.
„Außerdem war es auch eine beschissene Phase zwischen uns. Ich war scheiße zu ihm, weil... weil es mir nicht gut ging und das ist natürlich keine Entschuldigung, aber es war einfach so. Ich hatte mich nicht gut unter Kontrolle und wusste nicht, wie ich mit meinen Problemen umgehen soll. Ich hab es an ihm ausgelassen."
Ich biss mir auf die Unterlippe. Die Klarheit in meinem Kopf war einem dicken, schweren Nebel gewichen und alles schien verschwommen und unfassbar.
„Ich hätte mir nur gewünscht, dass er es mir einfach erzählt. Ich wäre ihm ja nicht mal richtig böse gewesen. Wahrscheinlich konnte er das nicht so einschätzen, also nicht einschätzen, wie ich reagieren würde. Wahrscheinlich hab ich ihm nicht genug gezeigt, dass es okay ist auch mal Fehler zu machen und war zu streng mit ihm."
Fabi sah mich immer noch mit dem gleichen Blick an. Reagierte nicht und das war auch gut so, denn diese Gedanken auszusprechen, war ein wortwörtliches von der Seele sprechen und jeder Mucks und jede Bewegung von ihm, hätte mich aus meinem Redefluss gerissen, der sonst aufgrund meiner übermäßigen Emotionen nicht zu Stande gekommen wäre. Den Moment musste ich jetzt nutzen.
„V wusste es auch. Das hat mich mindestens genauso verletzt wie Maxi. Anders, aber trotzdem so dolle. Aber auch bei ihr bin ich selbst Schuld, ich hab sie komplett von mir gestoßen und ignoriert. Ich weiß nichtmal warum, hab ihr auch gar nichts erklärt oder so. Ich glaube, ich wollte nicht, dass sie sieht wie es mir geht, weil sie ist anders als Maxi."
Ich lächelte leicht. Ich fühlte mich wie mein eigner Psychiater, als würde ich mich selber gerade ein bisschen mehr verstehen, als sonst und probieren, mich mir selbst zu erklären.
„Maxi ist einfach gutmütig und vorsichtig. Er würde niemals fatal in ein Leben reingrätschen und etwas verändern, weil er zu dolle Angst hätte etwas falsch zu machen und das es am Ende seine Schuld ist, falls etwas schief geht. Vor allem aber würde er nie etwas gegen meinen Willen von mir verlangen und so krank es auch klingt, ich konnte und wollte nichts an meiner Situation ändern, auch wenn sie scheiße war.
V hätte mich dazu gebracht, an mir zu arbeiten, etwas dagegen zu tun, sie hätte sich durchgesetzt und mich nicht liegen lassen, aber ich wollte nunmal liegen bleiben und bei Maxi konnte ich das. Ich musste bei ihm nicht viel tun und trotzdem hat es sich besser angefühlt, wenn er bei mir war. Es war nicht die Lösung, klar, aber es war besser auszuhalten und V hätte mich kämpfen lassen und das wollte ich nicht."
Die Gedanken waren mir selber neu, klangen aber mehr als schlüssig.
Was hieß neu, klar waren sie immer irgendwo in meinem Kopf gewesen, aber ich hatte sie bisher nie zu fangen gekriegt, geschweige denn laut ausgesprochen.
„V konnte nichts dafür und hat sich wegen mir wahrscheinlich sogar Vorwürfe gemacht. Sie hatte keinen Grund mir etwas zu erzählen, weil ich ihr ja auch nichts mehr erzählt habe."
Ich zuckte kurz, als meine nächsten Worte in meinen Gedanken vorbereitete und meine Stimme brach.
„Und dann kam alles raus, durch ein Foto. Keine Ahnung wer es gemacht hat, aber als ich es gesehen habe, es hat sich angefühlt, als würde jemand mein Leben oder die Illusion in der ich war, in zwei Teile reißen. Meine Blase platzen lassen. Wahrscheinlich, weil ich in dem Moment gecheckt habe, wie schlecht ich mich um meine Freunde kümmere und das Foto war die Rache. Und dann bin ich auch noch geflüchtet und weggefahren, hierher. Weil ich zu schwach war, um mich meinen Fehler zu stellen." beendet ich meinen Monolog und es fühlte sich an, als hätte mich jemand ausgequetscht und nur eine Leere Hülle zurückgelassen.  Ich wusste nicht, wie ich mit der Situation umgehen sollte, schließlich hatte ich sie weder bewusst eingeleitet noch geplant. Fragend sah ich zu Fabi, der mich nachdenklich betrachtete. Er verurteilte mich nicht und das sah ich. Ich denke, ich hatte es ihm auch nur erzählt, beziehungsweise ihn an diesem Ausfall teilhaben lassen, weil ich wusste er würde nicht komisch reagieren.
„Merkst du eigentlich, dass du dir die ganze Zeit selbst die Schuld gibst." wisperte er, nach einer kurzen Ewigkeit, die wir uns nur in die Augen gesehen hatten.
Ich stutzte. Ich konnte mich nicht genau an meine Worte erinnern, aber ja, ich gab mir die Schuld. Und ich war auch Schuld, aber das war es nicht, was Fabi mir gerade sagen wollte. Dann kapierte ich es.
„Bin ich ein Einwohner?" fragte ich und wusste die Antwort bereits.
„Ja" sprach er. In seinem Blick lag keinerlei Urteil, was mir die Situation unendlich erleichterte. Fabi schien zu sehen, dass meine Gedanken gestoppt hatten und übernahm das Reden für mich.
„Stell dir kurz V cor. Was wäre dein erster Gedanke, wenn du sehen würdest, dass ihr Freund sie betrügt?" leite er das Gespräch an.
„Ich würde es ihr sagen." antwortete ich instinktiv.
„Richtig und ich wette das hat V auch gedacht.
Die V, die in ihrer Welt lebt, dachte das. Stell dir ihre Situation in ihrer Welt vor, in ihrem Bewusstsein. In ihre Entscheidung, spielen unendlich viele Dinge rein, ihr ganzes Volk, ihre Freundschaft zu Maxi, ihre Erfahrungen.
V in deiner Welt, also aus deinen Augen, dort hat sie es wegen dir getan, weil sie Rache wollte.
Und du, weil du nicht der Herrscher bist und siehst, das V in ihrer eigenen Welt lebt, verstehst die Situation nicht als die, die sie war.
Du lebst in deiner Welt als Einwohner mitten drin und deswegen bist du in deiner Welt auch Schuld."
Ich verstand was Fabi sagen wollte oder kam seiner Aussage zumindest nahe.  Gespannt lauschte ich seinen Worten, ließ sie die Bilder in meinem Kopf diesmal ganz von selbst malen.
„Als Herrscher, könntest du V von oben betrachten, von deinem Thron zu ihrem gucken. Du würdest sehen, dass sie einen Fehler gemacht hat, vielleicht verstehen, dass sie Erfahrungen gemacht hat und Gründe dafür hatte, die sie zu dieser Entscheidung gebracht haben. Als König kannst du über die Grenze sehen und merken, dass du in ihrer Entscheidung nur eine ganz kleine Rolle gespielt hast."
Zittrig atmete ich ein. Es waren zu viel Informationen für meinen müden Kopf, aber es fühlte sich mit jedem seiner Worte besser. Alles ist besser, wenn man es erstmal verstanden hat.
„Stell es dir wie ein Film vor" sprach er weiter.
„In deinem Film, solltest du die Hauptrolle spielen.
V kommt vor und was sie tut ist wichtig, weil es die Handlung von dir, der Hauptperson und deine Erlebnisse voranbringt.
In Vs Welt passiert das gleiche, nur das ihre Handlung die Haupthandlung ist, die der Hauptcharakter erlebt. Es ist die gleiche Geschichte aber zwei völlig unterschiedliche Arten sie zu interpretieren, weil in beiden Welten andere Dinge für die Geschichte wichtig sind."

Ich konnte nicht leugnen, dass ich von seiner Art fasziniert war. Wie er so komplizierte Aussagen verständlich verpacken konnte, wie er überhaupt auf so welche Gedanken kam. Er sah mir an, dass ich ihn ein wenig baff anguckte und quittierte das mit einem Schmunzeln. Ich fühlte mich ertappt und sah schnell wieder weg, grinste aber.
„Weißt du was?" sagte ich, den Blick auf die Stadt unter mir.
Ich sah ihn an und er sah mich an.
„Ich will ein Herrscherr werden."
Fabi lächelte und ich lächelte zurück.
„Hilfst du mir dabei?" fragte ich mit fester Stimme und sah ihn erwartungsvoll an.
Er kniff die Augen leicht zusammen, dann grinste er wieder und sagte.
„Ich würde nichts lieber tun, als dich auf diesem Weg zu begleiten."

Was sagt ihr?
Versteht ihr Fabi jetzt besser?
Merkt ihr sie völlig unterschiedlichen Arten, wie Maxi und Male mit der Trennung umgehen?
Freue mich über einen ✨Stern✨, ein paar Kommentare zu dem Thema oder allgemein zur Geschichte!
Liebe geht raus ❤️

Ich Male unsere WeltOù les histoires vivent. Découvrez maintenant