Das Ultimatum stellt ihr euch selber

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POV MALE
Ich wusste genau, dass ich mein inneres Chaos nicht vor Fabi verstecken konnte, aber versuchen tat ich es trotzdem.
Wir saßen am Lagerfeuer und die anderen unterhielten sich ausgelassen.
Ich hingegen bleib still. Ich musste erstmal meine Gedanken ordnen, aber alleine sein wollte ich auch nicht.
Fabi kam mit einer durchsichtigen Tüte und einem kleinen Beutel zurück aus der Hütte.  Ich spürte, dass er mich betrachtete, aber ich erwiderte seinen Blick nicht. Ich hatte gerade keine Lust, mir von ihm anhören zu müssen, wie ich jetzt am Besten mit der Situation umzugehen hatte.
Er warf Amy das Gras vor die Füße und setzte sich dann hinter mich, die Beine neben meine und die Arme um meinen Bauch geschlungen.
Es war beschert, aber ich fühlte mich sofort besser. Vorsichtig lehnte ich mich zurück und genoss, wie Fabis Finger sanft über meinen Unterarm strichen.
„Wenn du reden willst, sag Bescheid." flüsterte er in mein Ohr und ich nickte dankbar.
Er wusste, dass ich mich gerade mit mir selber beschäftigen wollte und es war trotzdem schön zu wissen, dass er mir zuhören würde. Vor allem fand ich es schön, dass er mit mir reden würde, obwohl er genau wusste, dass es um Maxi ging. Er war kein Stück sauer. Machte mir keinerlei Vorwurf oder ein schlechtes Gewissen.
„Emba?" unterbrach Amy irgendwann die Stille, von der ich gar nicht gemerkt hatte, dass sie hereingebrochen war.
„Ja?" erwiderte ich und richtete mich ein bisschen auf.
„War der Junge, mit dem du noch geredet hast, dieser Maxi?" fragte sie vorsichtig und drehte das Pape geschickt zu. Ich krallte meine Fingernägel in meine Handinnenfläche.
„Jup" erwiderte ich kurz und Amy nickte verstehend.
„Ich hab ihn mir irgendwie attraktiver vorgestellt..." gestand sie und meine Mundwinkel zuckten kurz in die Höhe, vielen aber sofort wieder zu Boden.
„Ich hab mir die wilden Kerle allgemein irgendwie... wilder vorgestellt." warf Cora schmunzelnd ein und Rose schloss sich an.
„Ja, die haben sich ja fast in die Hosen gemacht!" kicherte sie.
„Und dabei haben sie uns noch nicht mal spielen sehen." schmunzelte sogar Diana und fing an noch mehr Gras in den Grinder zu bröseln.
„Denen sind fast die Augen aus dem Kopf gefallen. Ich meine, haben die noch nie Mädchen in Fußballtrikots gesehen? Das waren Kinder, sonst nichts..." kicherte Rose und Fabi warf ihr einen warnenden Blick zu.
„Und es sind Males Freunde." kritisierte er und Rose entschuldigte sich schnell, was ich abwinkte.
„Und deine alten Freunde." lenkte ich das Thema  um und sah zu Fabi hoch.
„Und einige sind es immer noch, aber nicht alle." stimmte Fabi zu und reichte Amy ein Feuerzeug aus seiner Tasche.
„Wie war es so für dich, Leon wieder zu sehen?" fragte ich ihn und die anderen sahen mich verwundert an, als sei es verboten Fabi so welche Fragen zu stellen. Ich verstand ihre Blicke nicht, noch viel weniger als Fabi mit ruhiger Stimme antwortete:
„Ehrlich gesagt hat es mir nur wieder gezeigt, dass es die richtige Entscheidung war, Grünwald zu verlassen."
Seine Worte jagten einen Schauer über meine Rücken. Was wäre wohl gewesen, wenn Fabi nie gegangen wäre? Hätte ich ihn als Freund behalten können? Wahrscheinlich nicht, dass hätte Maxi nicht zugelassen. Vielleicht hätten wir uns für immer verloren und nie wieder gefunden.
„Das Schicksal hat alles richtig gemacht." bemerkte ich und legte den Kopf schräg in den Nacken, sodass mein Gesicht ganz nah an seinem war.
Wörter wie Schicksal kamen in Fabis Wortschatz nicht vor. Für Fabi gab es keine Zufälle und keine vorbestimmten Wege, aber er hielt sich zurück, um mir den Moment nicht kaputt zu machen, was ich nicht mal wertschätzen konnte, weil ich es nicht bemerkte.
Er lächelte leicht und das Lächeln war nur für mich. Ich hinterließ einen sanften Kuss auf seinen Lippen, was ihn dazu brachte meine Faust aufzulösen und sie stattdessen mit seiner Hand zu verschränken.
„Ich bin gespannt, wie sie spielen. Aber ich hab so die Ahnung, dass ihr Team gerade mehr als nur geschwächt ist oder hatte nur ich das Gefühl?" nuschelte Amy mit dem Joint zwischen den Lippen und zündete ihn an. Das brauchte ich jetzt.
„Nein, Leon reitet sie immer weiter in die Scheiße. Er ist ein beschissener Anführer." gab ich meinen Senf dazu. „Er spaltet das Team, immer weiter. Spielt sie gegeneinander aus und so, sorgt dafür, dass das wichtigste am Fußballspielen bei ihnen nicht mehr funktioniert."
Ich schnappte mir den Joint, den Amy eigentlich Fabi entgegenhielt.
„Den Teamgedanken" sagte ich noch und wollte den Joint gerade zwischen meine Lippen setzten, als Fabi ihn geschickt aus meinen Fingern zog.
„Vertrau mir, kiffen ist jetzt eine beschissene Idee." flüsterte er in mein Ohr und nahm selber einen Zug.
„Mir egal, ich will nicht mehr denken." widersprach ich.
„Da kann dir das Gras nicht bei helfen." erwiderte Fabi.
„Toll, dann darf ich jetzt hier sitzen und euch beim high sein zuschauen oder wie?" motzte ich gereizt, aber Fabi ließ sich von meiner Art nicht aus der Ruhe bringen, was mich den Ton sofort bereuen ließ. Maxi hätte jetzt wahrscheinlich zurückgefeuert. Und dann wäre es wahrscheinlich ausgeartet und wir hätten uns gestritten.
„Wenn das dein Argument ist, bleibe ich liebend gerne mit dir nüchtern." grinste er keck und gab den Joint an Sara weiter. Ich konnte nicht anders, als ihn leicht anzulächeln.
Wir ließen den Abend noch in Ruhe ausklingen, bis wir irgendwann beschlossen , nach Hause zu fahren, zumindest Diana, Fabi und ich. Ich hatte keine Lust meiner Tante zu erklären, wieso es so spät geworden war und warum meine Klamotten nach Gras rochen, also fragte ich Fabi, ob ich bei ihm schlagen könnte.
Vielleicht, aber nur vielleicht, wollte ich auch einfach nicht alleine sein.
Fabi schickte zögerlich ein paar zwanzig Nachrichten mit jemandem hinterher, bis er mir zusagen konnte. Wahrscheinlich seinem Bruder.. Ich sollte ihn wohl wirklich nicht treffen.

Ich Male unsere WeltWhere stories live. Discover now