Von Bauchweh und Minderwertigkeitsgefühlen

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Hallo Freunde, ich will vor dem Kapitel eine kleine ❌Triggerwarnung❌ aussprechen.
In dem Kapitel kommt depressives Verhalten, sowie Anzeichen einer Essströrung vor, also wenn das Themen sind die euch Triggern könnten, überspringt das Kapitel doch bitte!
Ansonsten viel Spaß bei dem Kapitel!

Ich bitte euch wirklich das Kapitel nur zu lesen, wenn ihr es euch wirklich zutraut!!!
Das ist ernstgemeint, ich verpasst NICHTS, wenn ihr euch dagegen entscheidet!

„Alter, die geht mir jetzt schon auf die Nerven.." meckerte Vanessa und öffnete die Tür zum Pausenhof. Ich lächelte leicht.
„Du bist nur eifersüchtig." stichelte ich und sie sah mich böse an.
„Gar nicht wahr, die denkt sie ist die schlauste Schülerin auf der Welt, sowas kann ich überhaupt nicht haben!" beschwerte sich die braunhaarige. Ihre Miene verfinsterte sich weiter, als Svea mit Leon quatschend das Schulgebäude verließ. „Mach dir nicht draus, die ist eh viel zu schlau für Leon!" probierte ich sie wieder umzustimmen." „Und ich bin dumm genug oder wie?" fragte sie und ich schluckte. „Nein, das...das wollte ich damit überhaupt nicht sagen.." stotterte ich, aber Vanessa legte beruhigend eine Hand auf meine Schulter.
„Hey, alles gut, ich verarsche dich doch nur!" beruhigte sie mich lachend. Verdammt, wieso konnte ich mich nicht einfach klarer ausdrücken?
„Fahren wir nachher zusammen zum Training?" wechselte sie das Thema und sah Leon und Svea hinterher. Ich überlegte kurz. „Ich glaube ich komme heute nicht, mir geht es nicht so gut.." murmelte ich.
„Was ist wenn er die nachher mitbringt? Dann kriege ich wirklich einen zuviel."
Sie schien mir überhaupt nicht zugehört zu haben, so fixiert war sie auf die beiden. „Mach dir nicht so einen Kopf, du bist viel toller als die!" nuschelte ich und probierte meine Enttäuschung in der Stimme zu überspielen. Zum Glück schien es Vanessa gar nicht aufzufallen.
„Du bist echt klasse darin andere Leute aufzubauen!" lächelte meine Freundin und umarmte mich zum Abschied.
„Also, bis später!" rief sie noch und stieg auf ihr Fahrrad. Sie hatte mir also wirklich nicht zugehört.. ob sie das Lob sarkastisch gemeint hatte? Meine Herz schien mir bis in die Kniekehlen zu rutschen. Ich fühlte mich plötzlich ganz schrecklich energielos und zittrig, als wäre ich auf dem besten Weg mir eine Grippe zu einzufangen. Vielleicht war es einfach nur das, eine einfache Grippe, sonst nichts. Zumindest probierte ich mir das auf dem Weg nachhause einzureden.

Meine Mutter erwartete mich bereits, als ich 10 Minuten später die Tür aufschloss.
„Da bist du ja! Ich habe für uns gekocht!" lachte mir meine Mutter entgegen.
Ich hatte keine Kraft mehr, eine fröhliche Miene aufzusetzen und essen wollte ich auch nichts.
„Mir geht es nicht so gut, ich gehe hoch wenn das ok sit..." entschuldigend sah ich meine Mum an.
„Du siehst ja gar nicht gut aus Spatz! Ab ins Bett mit dir! Ich bringe dir einen Teller hoch!" wies sie mich besorgt an.
Dass ich das Essen eh nicht anrühren würde, verschwieg ich mir und tapste die Treppen hoch. Ich zog mir den viel zu warmen Pulli über den Kopf und ohne noch einen Blick in den Spiegel zu werfen, legte ich mich in mein Bett.
Den demotivierenden Blick in mein schreckliches Spiegelbild, wollte ich mir gerade wirklich ersparen...
Verflixt, was war denn nur los mit mir im Moment? Ich erkannte mich selber kaum wieder... meine Gedanken glitten zurück in den letzten Sommer, ich erinnerte mich an lauthalse Konversationen, Sticheleien und Kabbeleien.
Wieso war ich plötzlich so unglücklich? Es hatte sich im letzten Jahr doch kaum etwas verändert und trotzdem fühlte ich mich mit jedem Tag schlechter. Jeder Tag kostete mich plötzlich Unmengen an Energie, ich fühlte mich wie ein lebloses Zombie das nur noch irgendwie dahin vegetierte.
Die Tür ging auf und meine Mutter stellte einen dampfenden Teller Nudeln auf meinen Nachttisch. Sie setzte sich neben mich und legte mir eine Hand auf die Stirn.
„Also Fieber hast du nicht.. ist irgendetwas in der Schule passiert?" fragte sie besorgt und ein Kloß bildete sich in meinem Hals.
„Nein, alles gut Mum, bin nur ein bisschen fertig."
Ich konnte mir vor meinem inneren Auge schon ausmalen, wie meine Mutter auf meinen Tag reagieren würde. Sie würde mich entweder bemitleiden oder mir mit einem „das ist ja irgendwie auch deine Schuld" meine Laune weiter verderben und auf beides konnte ich gerade getrost verzichten.
„Hm, ruh dich ruhig ein bisschen aus. Soll ich Maxi anrufen?" fragte sie und stand wieder auf.
„Lieber nicht, nicht dass ich noch ansteckend bin.." murmelte ich und meine Mutter verließ wortlos das Zimmer. Der Name meines Freundes hallte in meinen Ohren wieder und ich drehte mich auf die Seite, in dem Versuch einen Weg zu finden, meine Bauchschmerzen erträglicher zu machen.
Ich wollte den Sommer zurück, bevor die Schule scheiße geworden war, bevor meine Freunde angefangen hatten mich zu hassen, bevor ich ein ekliges fettes Schwein geworden war.
Eine Träne löste sich aus meinem Augenwinkel, als mir der Geruch der Nudeln in die Nase stieg.
Mein Magen grummelte und verlangte nach etwas zu essen, aber der Gedanke, heute den ganzen Tag noch nichts gegessen zu haben, war das Einzige worauf ich gerade noch stolz war.
Ich ignorierte den lauten Protest meines Körpers, machte Musik an und probierte im Stockdunkeln meinen qualvollen Gedanken irgendwie zu entkommen.

Den nächsten Tag verbrachte ich im Bett. Meine Mutter schrieb mich krank, unter der Bedingung, dass ich mich um den verpassten Stoff kümmern sollte, was ich ihr natürlich versprach. Ich konnte es mir sowieso nicht leisten irgendetwas zu verpassen, dafür hing ich schon viel zu sehr hinterher. Der Fernseher lief und ich probierte meine volle Aufmerksamkeit auf die Serie zu richten, scheiterte aber kläglich, als mein Magen ein erneutes Grummeln von sich gab.
Ich zog mein Handy vom Ladekabel und schaute, ob ich irgendwelche Nachrichten bekommen hatte. Natürlich nicht, wieso sollte sich auch jemand für mich interessieren.
Ich hätte mich im nächsten Moment selber schlagen können, warum machte ich mich selbst so fertig? Wo kamen diese verfluchen Gedanken her? Ich konnte es mir beim besten Willen nicht erklären, auf der anderen Seite hatte ich auch einfach keine Energie weiter darüber nachzudenken.

Mein Handy vibrierte. Es war 13:30, Donnerstag und meine Freunde hatten alle nach der 6. Stunde schluss.
Wow, ich hatte mein Bett bereits 20 Stunden nur für das Badezimmer verlassen. Das durfte ein neuer Rekord sein.
Ich öffnete WhatsApp und ganz oben war der Chat von Maxi.

Tippi ❤️❤️

Maxi:
Bist du krank?

Kein Wort der Sorge, er hatte sich nichtmal die Mühe gemacht eine Begrüßung zu schreiben.

Male:
Ja

Zu einer längeren Antwort konnte ich mich nicht überreden. Es dauerte keine Minute, dann kam Maxis Antwort auch schon.

Maxi:
Tut mir leid das ich dich Zicke genannt habe

Ich wusste nicht, was ich dazu schreiben sollte, musste mir aber auch keine Gedanken um eine Antwort machen, da die nächste Nachricht direkt hinter trudelte.

Maxi:
Ich konnte gestern nicht einschlafen weil es mir so leid tat :(

Aus einem mir unerfindlichen Grund, ließen mich Maxis Worte total kalt. Normalerweise hätte ich mich gefreut oder zumindest gelächelt, aber mein Körper gab keinerlei Reaktion von sich.

Male:
Tut mir auch leid

Maxi:
Du hast nichts falsch gemacht, ich hätte dir gestern schon schreiben sollen...

Laut atmete ich aus. ‚So ein Unsinn' dachte ich und schrieb ihm das auch direkt.

Male:
So ein Quatsch, ich war wirklich zickig. Hatte schlechte Laune

Maxi:
Ist ja auch egal, warum bist du heute nicht in der Schule. Are u sick?

Was antworte ich jetzt darauf? Ich wollte ihn nicht anlügen, aber irgendwie fühlte ich mich ja schon krank.

Male:
Ja irgendwie schon

Maxi:
Oh man, das tut mir leid. Bist du zuhause?

Ne Maxi, auf dem Rummelplatz. Natürlich war ich zuhause, wo auch sonst

Male:
Ja

Danach kam keine Antwort mehr. Ich schaltete den Fernseher wieder ein und versank im Nichtstun.

Ich hörte das Knarzen der Stufen und schnell schob ich den Teller mit dem nicht angerührten Frühstück meiner Mutter unter den Nachttisch.
Entgegen meiner Erwartungen, stand aber nicht meine Mutter im Türrahmen, sondern Maxi.

Ich weiß, dass das Kapitel mega anstrengend zu lesen ist, tut mir wirklich Leid, aber es ist für die Geschichte leider relevant... die Haupthandlung ist schon im Anmarsch, versprochen!
Ich hoffe es war zu ertragen, wenn es euch gefallen hat (soweit einem so ein Kapitel gefallen kann), lasst gerne ein Kommentar oder einen ✨Stern✨ da! Liebe geht raus! ❤️

Ich Male unsere WeltWhere stories live. Discover now