Von Erpresserbriefen und Bunkern

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Friends.... der Moment der Wahrheit ist gekommen...viel Spaß :/

Es war Nachmittag und die Sonne schien unaufhaltsam ins Wohnzimmer. Es gab keine Postion mehr, in der ich es hätte schaffen können den Strahlen auszuweichen und gab es letztendlich auf. Schwermütig richtete ich mich auf.
Es ging mir wieder ein bisschen schlechter als gestern, meine Laune war zwar okay, aber die Trägheit war heute kaum auszuhalten. Passend für den Moment klingelte es an der Tür. Mühselig stand ich auf und öffnete sie meiner Mutter, die mir einen liebevollen Kuss auf die Wange drückte und hinein drängelte. „Hallo Spatz, hol noch schnell die Post rein, ja? Ich muss mich beeilen, bin gleich bei den Steiners eingeladen, ich hab noch.." sie warf einen Blick auf ihr Handgelenk "...zwanzig Minuten!" haspelte sie und stürmte mit Einkäufen beladen ins Haus. Augenverdrehend tat ich wie mir befohlen, so war meine Mutter eben, eigentlich immer im Eile und völlig verplant. Ich warf die Post auf den Tisch und fand zwischen den Werbeprospekten eine Karte vom meiner Tante.
Wir hatten lange nichts von ihr gehört, obwohl unser Verhältnis eigentlich immer gut gewesen war. Naja, so gut ein Verhältnis, bestehend aus  Briefen und Telefonaten eben seine konnte. Ich wollte die Karte gerade umdrehen um die Rückseite zu lesen, als mir ein brauner Umschlag ins Auge fiel. Ich legte den Brief zu Seite und nahm ihn zwischen die Finger. Er war unbeschrieben und nicht verschlossen. Irgendwie erinnerte er mich an einen Erpresserbrief oder ein strenggeheimes Dokument, wie man es aus den deutschen Krimis kannte.
Ich kicherte leicht über meinen Gedanken, als ich den Inhalt aber auf den Tisch schüttete, verging mir das Lachen schlagartig.
Bis auf ein sauber ausgedrucktes Foto, war der Umschlag leer, aber das Bild löste genug in mir aus, um mir den Atem für ein paar Sekunden zu nehmen. Ein einziger Blick darauf genügte und mir wurde schwindelig. Mit tauben Finger nahm ich es in die Hand. Ohne meinen Blick von dem Foto lösen zu können, stolperte ich zurück, spürte einen Stuhl in meinen Kniekehlen und ließ mich darauf fallen.
Meine Beine hätten mich keine Sekunde länger halten könne, meine Hände zitterten und der Blick auf das Foto verschwamm.
Ich bekam keine Luft. Mein Atem ging schnappartig und eine Träne nach der anderen überrannte meine Wangen. Ich wusste nicht, wie ich das Gefühl hätte beschreiben können, es gab einfach keine Worte die dieser schrecklichen Art von Schmerz gerecht werden könnten. Ohne zu merken, dass ich meinen Griff gelockert hatte, segelte das Foto zu Boden.
Scharf und voll in Farbe, blickte ich auf Maxi, wie er eng umschlungen mit einem Mädchen auf der Tanzfläche des Step Ups stand und sie küsste. Ich war auf eine ekelhafte, quälende Art und Weise vollkommen gefesselt von dem Bild.
Jedes Detail, welches mir Blick für Blick neu auffiel, jagte einen neuen Messerstich in meinen Bauch.
Das Mädchen. Svea. Ein Stich.
Im Hintergrund, Markus und V, meine Freunde auf der Tribüne , Vs Gesichtsaudruck, der offensichtlich zu den beiden heruntersah. Noch ein Stich.
Aber vorallem, Maxis Gesichtsausdruck, der Genuss den er ausstrahlte, die Hand an ihrer Wange, das Band was die beiden umgarnte. Es war kein kleiner Schmatzer oder ein Ausweichversuch, er wirkte vollkommen vertieft, als wäre er, nein sie, seine ganz eigene Welt.

Ich wünschte, ich wäre eine dieser Personen, die Wut als Ventil für ihren Schmerz benutzen konnten.
Die sich in sowelchen Momenten danach fühlten, einen Teller oder einen Glas auf den Boden zu werfen und nach einem riesigen Ausraster die Welt wieder mit neuen Augen sehen zu können.
Ich war da anders. Ich fühlte mich wie gelähmt, als würde ich schlafen und nicht wissen ob das Passierende um mich herum Traum oder Realität war.
Das wohl schmerzendste Detail, war sein Hemd.
Das Hemd, dass er an dem Abend angehabt hatte, als ich ihm alles erzählt hatte. Als er mich vor mir selber gerettet hatte und es mich so viel Überwindung gekostet hatte, es ihm zu anzuvertrauen.
Ich stellte mir Maxi nicht mal vor. Bei dem Gedanken an den vergangen Abend, an dem Wohl noch mehr passiert war als ich wusste, war mein Kopf wie leergefegt, nur einzelne, sinnlose Worte geisterten durch meinen staubtrockenen Schädel.
Mein Kopf fiel unkontrolliert in meinen Nacken und der Blick auf die kahle Decke, gab mir die Bestätigung.
Ich fühlte gar nichts.
Ich fühlte mich, wie ein geplatzter Ballon, der verschrumpelt und sinnlos auf dem Boden lag. Als wäre meine Zeitpunkt vergangen.
„Male?" die Stimme meiner Mutter klang gedämpft durch meine rauschenden Ohren und ich brauchte ein paar Sekunden, um zu verstehen was abging. Rühren aber, konnte ich mich nicht
„Ist alles okay? Was ist denn nur..." ihre Stimme verschwamm mit der unfokussierten Umgebeung.
Ich sah die Situation aus einer fremden, unscharfen Perspektive, die definitiv nicht ich selbst war, aber es sollte mir nur recht sein.
Wer wäre in diesem Moment schon gerne ich selbst.
Wie durch einen dicken, geschwollenen Nebel nahm Ich war, wie meine Mutter das Foto entdeckte und aufhob. Ihr entwich eine Art erschrockenes Keuchen, ihr Blick flog wie in Zeitlupe zwischen mir und dem Foto hin und her.
Sie kam auf mich zu und nahm mich in den Arm, ich stand auf, nur auf um mich direkt wieder fallen zu lassen, versank in ihren Armen.
Sie murmelte irgendwelche tröstenden Worte, während meine Tränen unaufhaltsam ihr Oberteil durchnässten. Ich war vollkommen taub, alles rauschte und zitterte. Ich war nicht mehr anwesend, sondern mit dem schrecklichen Gefühl in meinem Bauch allein, stand ihm Auge um Auge gegenüber und niemand kam, um mir wenigstens den Rücken freizuhalten. Ich bekam es mit der Angst zu tun und fing an zu zittern. Meine Mutter zog, trug, transportierte mich irgendwie aufs Sofa, legte meinen Oberkörper in ihre Arme und wiegte mich wie ein kleines Kind.
Aber kleinen Kinder passierten solche Dinge nicht.
Kleine Kinder hätten nicht verstanden, was das Foto zu bedeuten hatte.
Maxi hatte mich betrogen.

Ich wusste nicht, wie lange ich auf dem Sofa saß und ins Leere starrte.
Meine Mutter gab irgendwann den Versuch auf, mich zum Reden zu bringen und saß einfach bei mir. Leistete mir stille Gesellschaft, die nicht mal ansatzweise bei mir ankam.
Ich fühlte mich verlassen, verlassen, betrogen und allein. Unvollständig und belogen, einfach nur wie eine Idiotin. Ich bereute plötzlich jedes Wort, was seit dem Abend über meine Lippen gegangen war. Meine Worte von Liebe, die in Maxis Ohren geklungen haben mussten, wie ein Witz. Ob er ein Lachen unterdrücken musste, wenn ich ihm gesagt hatte was er mir bedeute? Warum er bloß geblieben war... vielleicht aus Langeweile. Oder wegen des Sexs? Konnte ich jemals wieder jemanden anschauen und vertrauen, wenn doch die Person von der ich dachte, dass sie mich wirklich liebte, mich so zum Narren gehalten hatte ?
Er hatte mit V bestimmt darüber gelacht. Es sich noch ausgedacht, dass die Zeit nach dem Kuss, wohl der perfekte Moment war um mich vollständig um den Finger zu wickeln, mir etwas von Liebe einzureden.  Um mich wie eine Marionette tanzen zu lassen, mit mir zu spielen, so wie es ihnen passte.
Ich schämte mich dafür, in meiner eigenen Haut zu stecken.
Wer wohl noch davon gewusst hatte? Warum hatte keiner etwas gesagt?! Vielleicht hatte jemand etwas sagen wollen. Vielleicht konnte einer meiner Freunde die es wussten, nicht länger mit ansehen wie sie mich austricksten und hatte mir deswegen das Foto geschickt? Was, wenn es nur ein Moment von vielen war?
So ein Foto entstand schließlich nicht aus Zufall, der Moment war perfekt abgepasst worden.
Die Person, die das Foto gemacht hatte, wusste was als Nächstes passieren würde und hatte nur auf den perfekten Moment gewartet, den Auslöser zu drücken. Es schien fast inszeniert.
Das mit Maxi und Svea war bestimmt nicht einmalig. Oder hatte er sie schon vorher gekannt? Gab es vor Svea vielleicht jemand anderen? Maxi war eigentlich immer ein schlechter Lügner gewesen, er hatte wohl geübt.. wie sollte ich es auch einschätzen können, ich hatte schließlich nichts von alldem bemerkt. Hatte die Lunte vor meiner Base nicht gerochen, wie eine blinde, dumme Gans.
Hatte auch Vanessa bei ihrer Verarsche mitgewirkt? Wer noch, wem konnte ich trauen und wem nicht?

Ich war überfordert, steigerte mich mit jedem Gedanken tiefer in die Situation hinein. Die Szenarien darüber, wie es gewesen war, überschlugen sich und wurden mit jedem Mal bunter, willkürlicher und schmerzhafter, nach außen drang aber nichts durch.
Der Sturm wütete in mir und die Außenwelt bekam nichts davon mit. Wie ein Bunker, nur umgedreht. Die Mauern schützten nicht mich vor der Umwelt, sondern die Umwelt vor mir.

Es war ja leider zu erwarten, dass es so kommen würde...
War es für euch einigermaßen verständlich, wie Male sich so extrem in die Situation reinsteigert, nachdem sie sich so auf Maxi gestützt hat?
Findet ihr, Maxi hat selber Schuld, dass sie es anders rausgefunden hat oder glaubt ihr, er hätte es ihr noch gesagt?
Bin gespannt von euch zu hören, lasst gerne einen ✨Stern✨ da, wenn es euch gefallen hat ! 💖

Ich Male unsere WeltWhere stories live. Discover now