Von Königen und Einwohnern

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LOL, das Kapitel ist kompliziert. Ihr werdet sehen, viel Spaß beim Lesen! ❤️

POV Male
Die Aussicht von hier oben war der Wahnsinn. Man sah alles, alle Täler, alle Flüsse. Es war einer der höchsten Punkte weit und breit und ich saß hier an der Klippe und ließ meine Beine baumeln.
Ja, ich hatte Angst. Dass alles unter mir einfach einbrechen würde oder dass ich fiel. Aber Fabi, der neben mir saß und gelassen in die Ferne guckte, strahlte eine gewisse Ruhe und Struktur aus, die ich irgendwie übernahm.
Also spürte ich keine Angst, sondern nur die Lebendigkeit, die mit ihr ja immer Hand in Hand ging und das Gefühl war berauschend.

„Man fühlt sich wie der König der Welt oder?" lächelte Fabi und lehnte sich ein Stück nach vorne. Er stützte seine Unterarme auf seine Oberschenkel und lugte die steile Steinwand herunter.
Kurz hatte ich Panik, er würde einfach nach vorne kippen. Natürlich passierte es nicht, trotzdem ließ mich der Anblick nahezu verrückt werden.
„Ja fast." stimmte ich ihm zu.
„Warum nur fast?" hakte er nach und sah zu mir.
Ich dachte einen Moment nach.
„Weil es in echt einfach nicht so ist. Man ist nicht der König der Welt, niemand ist das." erläuterte ich meine Ansicht und fand diese mehr als nur selbstverständlich.
Fabi aber, schien meine Meinung nicht zu teilen.
„Also ich bin der König meiner Welt." fand er und lehnte sich wieder zurück, streckte seinen Kopf in den Nacken und dehnte seine Halsmuskeln. Seine Kieferknochen brachen geradezu aus seinen Wangen hervor und ich konnte nicht anders, als zu denken, dass er gut aussah. Es war nicht mehr als eine Beobachtung und zu leugnen war es nunmal eh nicht.
„In deiner Welt vielleicht, aber nicht in den andern.." kicherte ich und schloss die Jacke um meine Brust. Es war doch deutlich kühler hier oben, als unten im Dorf.
Fabi sah mich an, als hätte ich etwas total Dummes gesagt und sein Blick verunsicherte mich leicht.
„Was interessieren mich denn auch andere Welten?"
Verständnislos sah ich ihn an und er grinste.
„Ich lebe doch nur in meiner Welt, warum sollte ich denn dann auch der König in einer anderen sein?" erklärte er. Was er sagte, war absolut logisch und trotzdem brauchte ich eine Sekunde, um seinen Gedankengang zu folgen.
„Du spielst ja trotzdem eine Rolle in anderen Welten." sagte ich, als ich mir ein Bild zu seinen Worten zusammengebastelt hatte.
„Richtig" stimmte er mir zu. „Aber so lange ich meine eigene Welt regieren kann, ist doch alles gut oder?" sprach er.
„Du klingst wie ein weiser alter Mann" fand ich und grinste über meine Worte. Auch Fabi tat das.
„Ich BIN ein weiser alter Mann. Zumindest im Kopf." witzelte er und ich lachte.
Nach einer Weile, in der ich über seine Worte nachdachte, sprach ich:
„Ich glaube nicht, dass man seine eigene Welt regieren kann..."
„Und warum?" hakte er wieder nach.
„Weil du ja nichts kontrollieren kannst. Weder die Menschen, noch die Natur oder einfache Zufälle. Alles passiert aus Zufall." kritisierte ich. Ich saß in dem Moment ganz tief in meinem Kopf und probierte meine Ansichten irgendwie in Worte zu fassen, was gar nicht so leicht war.
Für Fabi hingegen schien das alles nur Smalltalk zu sein, zumindest brachte er es so rüber.
„Man kann schon sehr vieles kontrollieren." belehrte er mich.
„Aber dafür musst du es vorhersehen." widersprach ich ihm.
„Man kann auch sehr vieles vorhersehen." meinte er und richtete seinen Blick wieder in den Himmel.
Auf meinen verwirrten Blick hin, fing er an zu erklären:
„Wenn jeder in seiner eigenen Welt lebt."
Ich nickte, um ihm zu zeigen, dass ich im folgen konnte.
„Muss man nur herausfinden, welche Rolle er dort spielt. Man muss erkennen, wer der Herrscher in seiner Welt ist und wer dort nur Einwohner ist."
Ich musste seine Worte erstmal verarbeiten.
Irgendwie und ich konnte nicht sagen wieso, fühlte ich mich von seinen Worten angegriffen, konnte aber nicht nennen wo, wie und warum sie mich trafen.
„Und was ist der Unterschied zwischen Einwohner und König?" fragte ich leise.
„Der König tut das, was für seine Welt das Richtige ist und somit auch für ihn. Er entscheidet darüber und auch ein bisschen über die Menschen in seiner Welt.
In deiner Welt weiß der Einwohner meist nicht, dass er dort überhaupt existiert und wenn er in seiner eigenen Welt auch Einwohner ist, dann hat er die Grenzen zwischen den Welten noch gar nicht gesehen. Er regiert nicht, sondern tut das, was andere Könige ihm sagen. Als würde seine Welt gar nicht existieren, weil er nur in anderen lebt." erklärte er.
Ich fühlte mich unendlich dumm, weil ich solange brauchte die Worte, die ihm so leicht über die Lippen gingen, zu verstehen. Es ergab Sinn, aber es war ein wenig, als würde mein Kopf nicht verstehen können, was Fabi sagte, weil mein Horizont nicht ausreichte, was mich ein wenig ärgerte.
„Also kümmern sich Einwohner um andere und Könige tun das nicht?" kritisierte ich seine Denkweise indirekt. Ich wusste, dass er das verneinen würde, wollte aber seine Worte dazu hören.
„Nein, das würde ich nicht sagen.
Gute Könige kümmern sich ja auch um ihr Volk. Der Einwohner aber kümmert sich mehr um andere, als um sich selbst, weil er, wie gesagt, nicht weiß, dass sein eigenes Volk existiert und nur darauf wartet, dass sich jemand darein kümmert.."
Wieder stutze ich. Ich sah ihn an und er grinste leicht.
„Willst du damit sagen, ich soll mich nicht um andere kümmern?" fragte ich.
Sein Grinsen breitete sich aus.
„Wer sagt, dass ich dir überhaupt was sagen will?"
Ich legte verwirrt den Kopf schief und Fabi brummte amüsiert.
„Aber wenn ich dir damit etwas sagen wollen würde, dann das man sich um die Leute in seiner Welt kümmern muss und nicht um die, aus einer anderen."
In meinem Kopf wiederholte ich seine Worte, bis ich sie begriffen hatte. Also kümmere ich mich nur um die, die mich umgeben. Ich kniff die Augen zusammen um mich besser konzentrieren zu können.
„Aber die Leute sind doch in mehreren Welten." fragte ich laut.
„Ja und wenn jeder in seiner Welt der König ist, dann behandeln sich alle gegenseitig gut, oder? Dann ist niemand außen vor."
Jetzt verlor ich vollkommen den Überblick. So sehr ich es auch probierte, vollständig konnte ich Fabis Modell nicht verstehen. Das Bild verschwand und es war, als wäre es nie da gewesen. Frustrierte blickte ich zu Fabi.
Er sah mich an und ich wusste, dass auch er bemerkte, dass ich ihm nicht komplett folgen konnte.
„Mein Kopf raucht." gestand ich und er lächelte.
„Echt? Sieht man gar nicht." kommentierte er und ich verdrehte grinsend die Augen.
Es lag eine angenehme Melancholie in der Luft, die nach Neuem und tiefgründigen roch. Es war anders und fast schon ein wenig überwältigend, aber irgendwie genoss ich es. Ich fühlte mich lebendig und fast schon, wie der König über meine Gedanken. Das war ja immerhin ein Anfang.

Kurz aber knackig?
Idk, ich hoffe Fabis Vibe kommt ganz gut rüber...Findet ihr, er hat sich verändert?
Liebe an alle Leser da draußen und wenn es euch gefallen hat, lasst gerne ein Kommentar oder einen ✨Stern✨ da!
Ich gehe jetzt erstmal auf nen Geburtstag, ich wünsche euch einen wundervollen Abend!
❤️❤️

Ich Male unsere WeltWhere stories live. Discover now