Kapitel 28

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Die Tür schwingt auf und ich trete in den Raum. Um mich herum stehen fünf Menschen, sie alle haben Pfähle auf mich gerichtet.

Augen verdrehend sage ich: „Hey Leute, ihr wisst schon, dass nur ich es bin?"

Nur du?! Nur du, die Prinzessin von Rejalia? Was hast du uns noch verschwiegen?", zischt ein braunhaariges Mädchen, etwa zwanzig, mit einem schmalen Gesicht und großen schlammbraunen Augen. Annie.

„Laber keinen Scheiß!", sage ich. „Ich wusste davon genauso wenig wie ihr."

„Klar doch. Du wusstest ganz bestimmt dein ganzes Leben nicht, dass du Prinzessin bist. Für wie minderbemittelt hältst du uns bitte?", regt sich Andrew auf. Andrew ist Annies Bruder und sieht ihr ziemlich ähnlich.

„Und selbst wenn dem so wäre, wieso bist du jetzt hier? Schon allein die Tatsache, dass du nicht nur irgendwelchen dreckigen Blutsaugern, sondern gerade der Königin und dem Rest, das Leben gerettet hast! Das zeigt ziemlich eindeutig, dass du auf der anderen Seite stehst.", sagt Max, ein schlaksiger Junge mit Brille, der eigentlich schon Mitte zwanzig ist, jedoch etwa zehn Jahre jünger aussieht.

„Jap. Und jetzt hast du die Blutrünstigen hier hin geführt, damit sie uns mitnehmen, vermutlich aber eher töten. Ich meine, das ist doch so, was sie den ganzen lieben langen Tag machen, oder? Menschen umbringen.", fällt Annie ihm ins Wort.

„Kriegt euch ein! Ich bin genug Umwege gegangen, dass sie mir nicht folgen können. Und das Handy habe ich wem anderes gegeben. Außerdem, hätte ich sie hergeführt, würde dieses Gespräch gar nicht erst stattfinden. Und ihr wisst genauso gut wie ich, dass ich sie in ein anderes Quartier führen würde. Eins, das wichtiger ist." Genervt laufe ich an ihnen vorbei. Sie haben zwar noch immer die Waffen auf mich gerichtet, doch ich weiß, dass sie sie so schnell nicht benutzen werden. Ich wäre eh schneller als sie. Sie sind gut, doch ich bin besser.

Unruhig folgen sie mir, als ich auf einen der Computer zugehe.

„Was machst du da?", fragt Andrew nervös.

„Nachgucken, ob ihr mit dem von gestern etwas zu tun habt."

„Hör auf! Sonst müssen wir dich verletzen."

Anstatt zu antworten tippe ich auf der Computertastatur.

„Fae. Nicht! Hör auf damit.", sagt Annie leicht panisch. Ruckartig drehe ich mich um und sehe sie alle an. Sehe die Angst in ihren Augen aufblitzen.

„Wie viele sind gestorben?", frage ich ernst.

Sie scheinen Angst davor zu haben, zu antworten. Davor, mir die Wahrheit zu sagen. Alle haben mittlerweile ihren Blick auf den Boden gerichtet.

Doch schließlich guckt mir Annie in die Augen. „Sechs von uns. Der Rest hat zu den anderen gehört." Langsam nicke ich. Das hier ist nicht die einzige Organisation von Vampir-Jägern. Die anderen sind nur oft ungeduldiger, gehen ohne ordentlichen Plan vor und blind vor Hass.

„Janine war eine von ihnen. Du weißt, wie sie ist. Sie hat ein paar andere überredet mitzumachen.", fährt Annie traurig fort. Ich finde es nicht besonders schlimm.

Sowohl Janine, als auch die anderen wussten worauf sie sich einlassen und wie waghalsig das ganze Unternehmen war. Außerdem konnte ich Janine eh noch nie richtig leiden. Das heißt nicht, dass ich ihr den Tod gewünscht hätte, aber das ist das Berufsrisiko.

„Wisst ihr, von wem sie kontaktiert wurde?"

„Sie wollte es nicht sagen.", sagt Andrew. Langsam haben sie alle die Waffen sinken lassen und sich um mich herum auf Stühle gesetzt oder sich gegen Wände und Tische gelehnt.

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