Kapitel 22

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Am nächsten Tag sollen wir in der Sportstunde den Wettbewerb beenden. Flynn und ich haben uns in der Freistunde, die wir davor hatten, noch einmal darüber beraten, wie gut ich denn jetzt kämpfen soll. Seiner Meinung nach soll ich nicht weiter kämpfen. Also werde ich leider auch nicht weiterkämpfen.

Während wir uns am Anfang der Stunde aufwärmen kommt unser Sportlehrer, Mr. Dolphis, auf mich zu und sagt: „Deine Kampftechniken sind wirklich außergewöhnlich. Aber wirksam! Es scheint wie eine Mischung aus allen mir bekannten Kampfarten. Du benutzt deine Schnelligkeit und niemals mehr Kraft als nötig. Ich glaube du bist eine der Besten wenn nicht sogar die Beste hier. Wo hast du das denn gelernt?“

„Äh...“, bei einem kurzen Blick zu Flynn sehe ich, dass auch er nicht damit gerechnet hat, das der Lehrer meine Kampffähigkeiten bemerkt. „Ich bin früher zu verschiedenen Selbstverteidigungskursen gegangen und unser Dad hat uns ein paar Dinge beigebracht.“

„Dass dein Bruder gut kämpft habe ich auch schon bemerkt. Aber seine Technik unterscheidet sich völlig von deiner. Seine Technik ist eher die normale. Aber deine... Ich bin schon sehr gespannt, wie du kämpfen wirst. Denn selbst ein nur leicht geübtes Auge wie meines erkennt, dass dir deine Gegner bisher nichts abverlangt haben. Ich denke aber, wir werden noch einen interessanten Kampf zwischen dir und deinem Mitschüler sehen. Ich freue mich schon auf das Finale.“

Er geht wieder weg und wir beenden die Aufwärmung. Doch während wir uns auf die Kämpfe vorbereiten sagt Flynn zu mir: „Anscheinend bist du schon aufgefallen. Also guck, wie weit du kommst, ohne das du zu außergewöhnlich kämpfst.“

Als erstes kämpfe ich gegen ein großes rothaariges Mädchen. Innerhalb kürzester Zeit liegt sie bewegungsunfähig auf dem Boden. Genau wie auch die nächsten Gegner. Sie alle kämpfen auf einem sehr niedrigen Level. Und so dauert es nicht lange, da realisiere ich, dass ich gerade das Halbfinale gewonnen habe. Ich blicke mich um und bemerke, wie Flynn von seinem Gegner geschlagen wird. Das ist ungewöhnlich. Ich schaue mir den Gegner genauer an. Er ist groß, hat braune Augen und dunkelbraune Haare. Seine Haut besitzt eine leichte Bräune. Und auch wenn Vampire in der Regel immer relativ hübsch aussehen, er ist ein wahrer Blickfang. Muskulös, aber nicht zu breit gebaut.

„Das wird dein nächster Gegner. Von ihm habe ich vorhin gesprochen, er ist wirklich talentiert. Der Kampf zwischen euch wird interessant, schließlich ist das das erste Mal, dass ihr euch richtig anstrengen müsst.“, sagt Mr. Dolphis. Er führt mich zu einer Matte und wartet bis der Junge dazukommt. Prüfend blickt er mich an und mustert mich von Kopf zu Fuß. Um uns herum hat sich mittlerweile der gesamte restliche Kurs versammelt.

„Ich denke ich muss nichts weiter sagen außer, dass das hier das Finale ist und wir uns auf diesen Kampf freuen.“ Ein lautes Pfeifen ertönt und ein neuer Kampf beginnt.

Der Junge mir gegenüber bewegt sich leicht hin und her während ich minimal mein Gewicht verlagere um einen besseren Stand zu haben. Er täuscht einen Schritt nach rechts vor, kommt aber eigentlich von links. Sofort schießt seine Hand auf mich zu. Problemlos lehne ich mich zur Seite und versuche einen Tritt in seinen Magen, aber den wehrt er mühelos ab und weicht wieder zurück. Wir beide haben gerade nur die Reflexe unseres Gegners getestet und ich muss zugeben, seine sind ziemlich gut.

Kurz steht mein Gegner still. Das verrät ihn, es scheint als würde er seine Kräfte sammeln, denn danach springt er blitzschnell wieder auf mich zu. Ich weiche aus und lasse meinen Ellbogen in seinem Nacken landen als er vorbei stürzt. Doch während er fällt dreht er sich zu mir um, langt nach meinem Arm und zieht mich mit. Noch bevor ich auf ihn falle ziehe ich mein Knie nach vorne, so dass es in seinem Magen landet. Allerdings sieht er diese Bewegung und lenkt mein Bein zur Seite. Sofort  ziehe ich das Bein wieder ein, rolle mich zur Seite und richte mich auf.

Mein Gegner steht mir gegenüber und noch bevor er sich wieder auf mich stürzen kann lasse ich meine Fäuste auf ihn niederprasseln. Er wehrt jeden Schlag ab, doch gleichzeitig versuche ich mit meinen Fuß gegen seine Schläfe zu treten. Natürlich hält er ihn mit seiner rechten Hand, doch augenblicklich mache ich zwei Schrauben in der Luft, also drehe mich zweimal um mich selbst, so das er den Fuß nicht weiter halten kann. Gleichzeitig lasse ich nun meinen linken Fuß gegen seine Schläfe treten. Er taumelt ein paar Schritte zurück und starrt mich an. Vermutlich wissen wir beide, dass der Gegner noch immer nicht alles gibt. Allerdings darf ich nicht zu gut kämpfen.

Er versucht mich mit einem Tritt das Gleichgewicht verlieren zu lassen und ich weiche absichtlich nicht schnell genug aus. Während ich zu Boden stürze, springt er auf meinen Rücken. Dabei umfasst er sowohl meine Hände mit den seinen und kreuzt sie auf meinem Rücken als auch meine Taille mit seinen Knien. Dadurch fängt er den Sturz ab, macht mich aber auch wehrlos. Er ist total schwer und da meine Arme auf meinem Rücken sind, habe ich auch keine Chance mich aufzurichten. Schnell sind die zehn Sekunden vorbei und der Gewinner steht auf. Ich hinter ihm. Sofort kommt Mr. Dolphis auf uns zu: „Das war ein toller Kampf. Ein wirklich toller Kampf!“ Jetzt richtet er sich an den gesamten Kurs. „Liebe Schüler, wenn ich euch den Sieger des kleinen internen Wettkampfes hier vorstellen darf: Matthew Williamson!“ Lauter Applaus und Jubel ertönt. Ich werfe Flynn einen Blick zu und erkenne, dass er genau dieselben Gedanken wie ich hat.

„Den zweiten Platz belegt Fae Rodriguez!“ Mr. Dolphis zeigt auf mich und wieder ertönt Applaus. Freundlich lächele ich in die Runde

„Und auf dem dritten Platz ist ihr Bruder Flynn Rodriguez!“ Nochmals der Applaus. Doch ich höre nur noch mit halbem Ohr zu. Denn als der Lehrer weiter redet gehe ich auf Flynn zu, der etwas abseits steht.

„Ich denke du stimmst mir vollkommen zu, wenn ich dir sage, dass mit dem Kerl da etwas nicht stimmt?“

Flynn nickt.

„Er kämpft so gut wie ich.“, fahre ich fort. „Und ich wurde mein ganzes Leben aufs Kämpfen gedrillt.“

„Außerdem zeigt er überaus viel Interesse an dir.“

„Wie meinst du das?“

„Mir ist das gestern schon aufgefallen aber ich wollte dich nicht beunruhigen. Er schaut andauernd zu dir aber nicht auf diese gaffende Art wie Jungs es manchmal tun wenn sie an jemanden interessiert sind, sondern eher nachdenklich und ein wenig als würde er dich studieren.“

Jack und Josh kommen auf uns zu. „Hey Leute, herzlichen Glückwunsch zu euren guten Platzierungen. Und keine Sorge, gegen Matthew hat bisher noch niemand gewonnen.“

„Wer ist das eigentlich? Also was wisst ihr so über ihn?“, frage ich ganz geradeheraus.

„Keine Ahnung, wir haben nicht besonders viel mit ihm zu tun, aber er ist ziemlich beliebt und gut in der Schule.“, sagt Josh.

„Allerdings halten wir ihn für etwas seltsam. In unserem Spanischkurs ist ein Kerl, der mir erzählt hat, Matthew geht manchmal zu der der besten Freundin der Cousine seines besten Freundes und fragt sie nach ein paar Sachen der Königszwillinge.“

„Ähh...ja. Sind die Königszwillinge die beiden Prinzessinnen? Und wieso fragt er nicht die Cousine des besten Freundes des Kerles aus Spanisch oder den besten Freund oder den Kerl aus Spanisch.“

„Weil die beste Freundin der Cousine des besten Freundes des Jungen aus eurem Spanischkurs mit den Zwillingen befreundet ist. Und ja, das sind die Prinzessinnen.“, antwortet Josh.

Während Flynn und ich uns einen Blick zuwerfen verkündet Mr. Dolphis das Ende der Stunde. Wir gehen zu den Umkleiden und Flynn flüstert mir zu: „Sei vorsichtig. Zieh dich um und warte auf mich vor der Umkleide. Geh auf keinen Fall alleine! Den Rest besprechen wir später. Irgendwas ist faul an diesem Matthew,“

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