Kapitel 48

6.5K 488 17
                                    

Verschlafen steige ich hinter Leira aus dem Privatjet aus. Wir haben in einer großen Halle gelandet, mehrere andere Flugzeuge mit verschiedenen Wappen stehen hier bereits. Der Parkplatz der Reichen und Royalen.

Auf uns warten mehrere Bedienstete. Die meisten halten sich im Hintergrund, wahrscheinlich wollen sie unser Gepäck tragen oder so und nur ein paar, um genau zu sein zwei Männer, treten direkt auf uns zu.

Sie begrüßen uns formell, distanziert und kühl, man bemerkt die Feindschaft zwischen Rejalia und Chëres. Danach führen sie uns zu unserem Zimmer. Wir sind im Hauptgebäude untergebracht und uns werden mehrere Räume zur Verfügung gestellt.

Sie sind mit dunklen Holzmöbeln und schweren, grünen Stoffen eingerichtet. Sofort beanspruche ich eins der Zimmer für mich und werfe mich auf das Bett. Doch kaum dass ich mich entspanne, kommt Ann in den Raum. „Hopp, hopp, unter die Dusche. Wir müssen dich fertig machen!"

Stöhnend stehe ich auf und mache mich schlurfend auf den Weg. Es ist früher Nachmittag, der Empfang beginnt am Abend, wir feiern in Ethans Geburtstag rein. Also theoretisch. Ich habe eigentlich den Plan mich nach einer Stunde oder so in irgendeinen ruhigen Raum zu verdrücken, damit ich nicht diese ganzen hochnäsigen Vampire ertragen muss.

Nachdem ich geduscht habe, macht sich Ann an meinen Haaren zu schaffen. Sowohl Leira als auch ich sitzen beiden in flauschigen Bademänteln nebeneinander in zwei Sesseln. Nebenbei läuft leise eine Fernsehsendung und Leira unterhält sich mit Ann.

Es scheint Ewigkeiten zu dauern, bis ich überhaupt alle Lockenwickler im Haar habe und noch länger, bis Ann das Haar wieder herausgenommen hat und einigermaßen zufrieden damit ist. Dann geht es ans Schminken. Ann klatscht mir etliche Cremes und Lotions ins Gesicht, bevor sie überhaupt anfängt irgendwo Farbe aufzutragen. Doch wenigstens muss ich die meiste Zeit die Augen schließen und kann somit ein wenig dösen.

Unsanft werde ich geweckt. „Was?", knurre ich.

„Wieso bist du die ganze Zeit so müde?", fragt mich Ann stirnrunzelnd.

„Weil dieses Tag-Nacht-Ding überall anders ist und ich mich nicht so schnell anpassen kann." Außerdem mache ich gerade mehr oder weniger einen Entzug durch, ergänze ich im Kopf. „Leira, wie schaffst du das überhaupt?"

Ihre Augen sind geschlossen, Amanda trägt gerade einen feinen Lidstrich auf. „Kaffee, Cola und Blut. Und möglichst viel davon."

Ich werfe Jerry, der im Anzug auf der Couch sitzt, einen vielsagenden Blick zu. Grummelnd sagt er: „Ist ja gut, ich hole dir eine Cola." und geht aus dem Raum.

Ann holt unterdessen mein Kleid. Ich kann es zwar selbst anziehen, doch sie muss mir bei den Knöpfen helfen.

„Wir dachten uns, wir können dir einfach das Kleid geben, dass du schon zu deinem Geburtstag anziehen solltest. Es ist so schön. Wir wollten es nicht vergeuden.", sagt sie, während sie jeden einzelnen der eisblauen Knöpfe verschließt. Sie haben die selbe Farbe wie die Spitze auf Brusthöhe. Ansonsten ist das Kleid tiefblau und nicht besonders ausladend. Der Ausschnitt ist gerade und zeigt nicht wirklich Dekolleté. Allerdings ist das Kleid sowieso schulterfrei.

Danach muss ich nur noch hellblaue, hohe Schuhe anziehen und ein wenig Schmuck anlegen. Mittlerweile ist auch Leira fertig umgezogen, die Knöpfe haben einfach Ewigkeiten gebraucht.

Ich werfe gerade einen Blick in einen Ganzkörperspiegel, als Jerry wieder den Raum betritt. Er reicht mir die Colaflasche und wirft mir einen anerkennenden Blick zu. „Du siehst gut aus."

„Danke.", sage ich ausdruckslos. Er spricht über meine Haare, die in großen Locken meinen Rücken hinunter fallen. Der Schnitt des Kleides und die hohen Schuhe lassen mich einigermaßen groß wirken und das Schminken hat zwar viel Zeit in Anspruch genommen, sich aber auch gelohnt.

A new & "normal" lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt