Kapitel 5

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Langsam blättere ich die Seite um, neben mir liegt eine Schale mit Reis, Hühnchen und vorzüglicher Sauce. In meinem Schoß habe ich das Album gelegt, das ich jetzt Seite um Seite genau betrachte. Es sind unterschiedliche Bilder, viele von den zwei anderen Babys und mir. Manchmal auch von meinen Eltern oder von irgendwelchen Nannies. Ich zweifele immer weniger an dem, was mir die alte Lady erzählt hat. Aber es ist so unrealistisch!

Und ich bin mir nicht mehr sicher was stimmt, schließlich wurde mir seit ich klein war immer gesagt, dass Vampire böse sind. Und die meisten die ich gesehen habe, waren es auch. Wenn man weiß wonach man suchen muss, ist es nicht gerade selten, dass man sie beim Töten von Menschen erwischt. Allerdings waren es fast immer Wandler. Verwandelte Menschen, getrieben vom Durst und das Sonnenlicht meidend.

Es ist eigentlich ein ungeschriebenes Gesetz, dass man Menschen nicht verwandeln darf, wenn man sich nicht gut genug um sie kümmert. Aber doch passiert es immer wieder. Man könnte es vielleicht verbieten, doch das ist es nicht für die Vampire, die Menschen als Gefährten haben. So haben sie die Möglichkeit, ihre gemeinsame Zeit zu verlängern, allerdings ist das eine schwierige Entscheidung. Wandler werden nicht nur zum Wesen der Nacht, theoretisch leben sie auch ewig, sie können nur getötet werden. Außerdem sind sie nicht fähig, Kinder zu bekommen.

Die normalen Vampire, manchmal auch die Ursprünglichen genannt, können Kinder zeugen, allerdings ist das echt schwierig. Oft dauert es ein paar Jahrzehnte, bis ein Vampir schwanger wird. Sie können ins Sonnenlicht ohne zu verbrennen, aber vielen ist es sehr unangenehm und brennt in den Augen. Es stimmt, dass sie übermenschlich ausgeprägte Sinne haben, schnell und stark sind, allerdings sind Wandler noch schneller und stärker und ihre Sinne sind noch besser. Einer der wenigen Vorteile, die sie haben.

Aber Wandler, die von Ursprünglichen erschaffen worden sind, sind sehr viel stärker als von anderen Wandlern verwandelte Menschen. Und selbst da gibt es noch Unterschiede.

Es klopft und ich rufe: „Herein!“

Jerry, die eine Wache tritt ein. „Brauchen Sie noch irgendetwas?“

„Wieso fragst du das?“

„Naja, sie haben sich jetzt schon seit mehreren Stunden nicht mehr gemeldet und-“

Ich habe kurz nachgedacht, dann fällt es mir ein und ich unterbreche ihn: „Eine Uhr! Es nervt, wenn ich nie weiß, wie spät es ist. Und ein Buch oder Malzeug wäre cool, langsam langweile ich mich.“

Das Buch will ich eigentlich nur, um mich abzulenken.

„Okay, müsste in paar Minuten hier sein.“

Erstaunt frage ich: „Echt jetzt, ich frage euch einfach nach etwas und ihr bringt es mir? Wieso hat mir das keiner vorher gesagt?“

Er ignoriert die Frage und sagt stattdessen: „Übrigens will die Königin morgen mit dir zusammen zu Abend essen.“

„Wozu das, wieso trinken wir nicht einfach zusammen Blut oder so, ergibt ein bisschen mehr Sinn, schließlich schmeckt ihr das besser.“

„Ich werde es ihr ausrichten.“

Er schließt die Tür wieder hinter sich. Und echt, zehn Minuten später kommen die beiden Wachen mit je einer Kiste ins Zimmer.

„Hier, Ihre Sachen. Die Bücher“, Jerry hebt seine Kiste, „und die Uhr und Malsachen.“, Flynn deutet auf seine Kiste. Die beiden wünschen mir noch eine gute Nacht, dann sind sie wieder weg. Als erstes sehe ich auf dir Uhr, 22:37 Uhr. Ich hätte nicht gedacht, das es schon so spät ist. Danach sehe ich die Kisten durch. In der Kiste sind verschieden Bücher, ein paar Romane und die unterschiedlichsten Sachbücher, vom Segeln, über die Entwicklung von Wandlern, bis hin zu Schlachtplänen von den Römern. Doch auch ein dünnes Notizheft und ein paar Stifte sind zu finden.

Die Malsachen bestehen aus kleinen Leinwänden, Pinseln, mehreren unterschiedlichen Farben und Blättern. Ich nehme mir eins der Blätter und einen Bleistift und fange an los zu zeichnen. Ein Strich nach dem anderen, ohne das ich wirklich darüber nachdenke. Meine Hand wird immer schneller, bis mir die zwei Augen entgegenblicken, die ich am meisten vermisse. Die meiner Mum. Denn egal was passiert und was nun wirklich wahr ist, nichts ändert etwas an der Tatsache, dass sie meine Mum ist.

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