Kapitel 37

8.3K 598 68
                                    

Ich bin nur noch wenige Meter von unserem Auto entfernt und bisher jeglichem Vampir erfolgreich ausgewichen, Flynn und die anderen müssen Verstärkung verlangt haben, da entdecken sie mich. Sofort kommen die Leibwächter auf mich zu und Flynn fragt düster: „Bist du verletzt?“

Während ich ins Auto steige, schüttele ich den Kopf.

„Gut.“, sagt er. „Dann kommen wir zum nächsten Punkt. Verdammte scheiße, was hast du dir dabei gedacht?! Begreifst du überhaupt was alles hätte passieren können? Du hast das alles mit dieser dummen Aktion ja quasi provoziert!“, zetert er, als das Auto losfährt. Doch gekonnt ignoriere ich ihn und seine weiteren Vorwürfe.

Und als er mich wütend fragt: „Wie siehst du überhaupt aus?“, antworte ich bloß: „Ich musste mich anpassen.“ Die restliche Autofahrt wirft er mir eigentlich immer wieder dasselbe vor und hört nicht auf mich an zu meckern.

Wir sind bereits kurz vor dem Internat, als es mir genug geworden ist und ich knurre: „Ich weiß, ich habe schrecklich dumm und verantwortungslos gehandelt. Das wird nie wieder vorkommen. Zufrieden?!“

„Du hast nicht nur dich sondern auch deine Cousinen in eine dumme und unnötige Gefahr gebracht, das sind alle möglichen Thronfolger von Rejalia. Du musst endlich verstehen, dass du in Gefahr bist. Das ist nun mal eine der schlechten Seiten daran, eine Prinzessin zu sein.“

„Aber ich will keine scheiß Prinzessin sein! Ich will keine kack Babysitter die mir hinterher laufen. Und ich will auch keine fucking Vorschriften. Verdammt, mir ging es gut in Kanada bis ihr da aufgekreuzt seid!“, schreie ich lauthals, springe aus dem Auto und schlage die Tür hinter mir zu. Dann laufe ich in die Parkanlage bis zu den Bäumen, die dichter stehen und mich vor ungebetenen Zuschauern schützen. Ich schleudere meine Schuhe von den Füßen und renne barfuß durch die Gegend, während ich Saltos, Räder, Flickflacks und was mir sonst noch einfällt, vollführe, um mich ein wenig aufzuwärmen.

Anschließend bleibe ich vor einem besonders dicken Baum stehen. Kurz halte ich inne um mich zu sammeln, um dann nur noch mit mehr zur Verfügung stehender Kraft auf ihn einzudreschen. Erst nur mit den Fäusten, später dann auch mit meinen nackten Beinen und Füßen. Ich schlage und trete bis die Rinde abgeblättert ist und ich Schrammen von dem harten Holz davon getragen habe. Danach greife ich nach einem Ast und schwinge mich in Sekundenschnelle hoch hinauf in die Krone, um von dort aus in den benachbarten Baum zu springen. So bahne ich mir einen Weg durch die Bäume, bis ich am Rand des Parks angekommen bin. Ohne innezuhalten springe ich wieder aus dem Baum, nur diesmal lande ich auf dem Boden, wo ich mich nach dem Abrollen aufrichte.

Vor mir steht ein riesiger Springbrunnen, der in der Mitte mehrere riesige Fontänen und Statuen im altgriechischen Stil besitzt. Sein Boden besteht aus kleinen blauem, türkisen und grünen Mosaiksteinchen. Umgeben wird der Springbrunnen von einer mit gelben und rotem Mosaik besetzten Mauer, die mir bis zur Taille geht. Nur wenige Meter davon entfernt steht ein alter Schuppen, in dem vermutlich Gartengeräte sind. Nicht weit weg ist schon die Außenmauer des Internats.

Ich stelle mich vor den Brunnnen und lege meine Arme auf der Mauer ab, während ich den bald anbrechenden Sonnenuntergang beobachte. Ich weiß nicht, wie lange ich da schon stehe, als ich das Knirschen von Schritten hinter mir vernehme. „Was willst du hier?“, frage ich düster. Denn es läuft gerade, wer hätte das erwartet, Ethan auf mich zu.

„Hey, das hier ist eigentlich mein Platz. Da darf ich wohl noch die Sonne genießen.“, sagt er lächelnd. Seine Haarspitzen sind nass, vermutlich hat er erst vor kurzer Zeit geduscht.

„Nicht gerade üblich für Vampire, dass sie das Sonnenlicht vermissen.“, sage ich, während er sich neben mir an die Mauer lehnt. Die Stimmung zwischen uns ist ungewöhnlich und anders als sonst, fast schon freundschaftlich. Die Spannungen, die es sonst immer gibt, scheinen nicht zu existieren.

A new & "normal" lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt