Kapitel 18

9.9K 581 25
                                    

Pünktlich um 16:00 Uhr klingt der Wecker. Da hat man auf jeden Fall genügend Zeit für den Morgen, sollte man meinen. Es bleiben schließlich noch zwei Stunden bis zum Unterrichtbeginn. Falsch gedacht.

Es ist bereits etwa 17:50 Uhr, da komme ich überhaupt unter die Dusche. Fünf Minuten brauche ich, um meine Zähne zu putzen, zu duschen, mich einzucremen und anzuziehen. Am meisten Zeit geht dafür drauf, die Krawatte richtig zu binden. Als Mädchen, hatte ich nie einen Grund, das zu lernen.

Gleichzeitig hat Jack die ganze Zeit an die Tür gehämmert, weil er noch Zähne putzen muss, doch den Fehler, die Tür aufzumachen wenn ich noch nicht fertig bin, mache ich nicht noch einmal. Ein letztes mal betrachte ich mich noch im Spiegel. Die langärmelige weiße Bluse mit dem Schulwappen über dem meine offenen gold-braune Haare liegen, bei denen nur die vordersten Strähnen nach hinten gebunden sind. Die rote Krawatte und der dunkelblaue Rock, darunter die Kniestrümpfe in der selben Farbe und meine schwarzen High Heels. Schuhe gehören zum Glück nicht mit zur Uniform, ich hatte also die freie Wahl.

Ich öffne die Tür und sofort schiebt sich Jack an mir vorbei ins Bad, während ich in mein Zimmer laufe um meine Schultasche, eine Handtasche aus echtem braunen Leder, zu holen. Ich habe Glück, sie ist schon mit einer kleinen Federtasche, einem karierten und einem linierten Block und einem Taschenrechner gefüllt. Schnell hetze ich wieder nach unten, dort wirft mir Flynn sofort eine Flasche mit Blut zu, während er sich sein Hemd zuknöpft und die Krawatte in einem einfachen Doppelknoten um den Kragen schlingt. Schnell trinke ich die Flasche aus, wir vier haben keine Zeit mehr, zur Warmausgabe zu gehen. Da fällt es mir wieder ein. Fluchend renne ich noch einmal in mein Zimmer, um meinen Stundenplan zu holen und laufe genau gleichzeitig mit Jayden und Jack wieder ins Wohnzimmer.

Wir verlieren keine Zeit, uns bleiben noch genau drei Minuten, wenn wir pünktlich zum Unterricht wollen, also sprinten wir sofort los. Während Jayden leicht außer Atem fragt: „Wo hast du jetzt?“, klingelt es, gleichzeitig fangen wir an zu fluchen. Ich blicke auf den Stundenplan, ich habe ihn noch immer in der Hand.

„Mathe, mir Herr...Kyter? Raum 283.“

„Gut, du kommst mit mir mit.“, Jack nimmt meine Hand und zieht uns in einen Gang. Ich höre gerade noch, wie Flynn mir ein: „Wir treffen uns später.“ zuruft.

Jack und ich rennen durch ein paar Gänge, bis er schließlich vor einer Tür stehen bleibt. '283' steht daran geschrieben.

Er klopft und wir hören ein 'herein'. „Tut uns leid, dass wir zu spät sind, Mr. Kyter.“

„Bei Ihnen ist das ja keine Überraschung. Aber wer ist wir?“, höre ich eine strenge Stimme fragen.

„Fae Rodriguez und ich. Sie ist die neue Schülerin.“ Jack, der noch immer mein Handgelenk umfasst hat, zieht mich in den Raum.

„Also du bist Fae?“, fragt der Lehrer skeptisch und mustert mich einmal von Kopf bis Fuß, sein Blick bleibt an der schlecht gebundenen Krawatte hängen.

Er sieht aus wie Ende 30, muss also schon verdammt alt sein und sein Mund sieht aus, als hätte er noch nie gelächelt. Obwohl, ich muss mich berichtigen. Er sieht aus, als hätte er noch nie freundlich gelächelt, sondern immer nur böse und gehässig.

„Ja, Sir.“, sage ich.

„Gut, da Sie Mr. Ohanzee schon kennen, können Sie sich neben ihn setzen.“ Jack führt mich nach hinten und gerade als ich mich hinsetzen will, ertönt Mr. Kyters Stimme erneut: „Ms Rodriguez, ich sagte nicht, dass Sie sich jetzt schon hinsetzen sollen. Kommen Sie doch bitte an die Tafel, dann können wir sehen, wie weit Sie schon sind.“

Mit einem aufgesetzten falschen Lächeln drehe ich mich zu ihm um, setze meine Tasche ab und gehe zurück nach vorne.

„Also Miss, es ist ganz einfach. Ich sage ihnen die Aufgabe, aber nur einmal und Sie rechnen sie.“

A new & "normal" lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt